Boomerloomer hat geschrieben: ↑Mi 3. Apr 2019, 15:25
Im Unterricht wird die Planwirtschaft immer mit dem Kommunismus in Verbindung gebracht. Der Kommunismus wird dann als "das Übel der Welt" behandelt und folglich auch die Planwirtschaft abgewertet.
Das handelt sich wohl um einen Pars pro toto Fehlschluss. Die Planwirtschaft erzeugt hohen Verwaltungsaufwand, der aber mit technischen Hilfsmitteln besser zu bewältigen ist. Die Planwirtschaft in technologisch unterentwickelte Staaten einzuführen, kann daher schon deswegen nur schief gehen. Schon Marx hat eigentlich davor gewarnt, aber gleichzeitig auch eine gewisse Hoffnung in Russland gesetzt, weil es ihm wohl geschmeichelt hat, wie sehr man ihn dort, im Gegensatz zu Europa, verehrte.
Auf der anderen Seite hingegen wird die soziale Marktwirtschaft in den Himmel gelobt. Sie soll das beste Wirtschaftssystem, das ein Land besitzen kann, sein und jeden (mehr oder weniger) "erretten".
Diese Betrachungsweise würde ich dann mal als Status-Quo Verzerrung betrachten. So lange es mir gut geht und ich profitiere, ist das Leid und Elend der anderen schon nicht so schlimm.
Die Realität sieht aber so aus, wie ich deinen Beitrag verstanden habe. Ein "wir kümmern uns um die Schwachen und beziehen jeden mit ein", so wie es dargestellt wird, gibt es nicht. Da hat die Planwirtschaft eventuell die Nase vorne.
Jeder größere Konzern soll ja innerlich nach dem Prinzip der Planwirtschaft aufgebaut, ohne dass es aber so genannt werden will. Ich kann mich mit dieser Sichtweise jedenfalls anfreunden.
Gegen die Planwirtschaft spricht, dass ohne den Mechanismus der Marktkonkurrenz der Fortschritt auf der Strecke bleiben wird. Das ist nicht so ganz unbegründet, allerdings ist Fortschritt unter der Marktwirtschaft auch ein zweischneidiges Schwert. Neben dem Fortschritt einerseits steht die gezielte Unterdrückung des Fortschritts und geplante Obsoleszenz allein um des Profits willen (Prinzip der Doppelwirkung). Fortschritt ist also bestenfalls nur ein Nebeneffekt der Marktwirtschaft. Ich behaupte frechweg, dass Innovationen hauptsächlich durch zufällige Entdeckungen kommen (Serendipität). Die Konkurrenz hilft eher Produkte zu optimieren, aber das liegt auch nicht an der Marktwirtschaft, sondern am Wert und Status gesellschaftlicher Berufsbilder. Mit Konkurrenz hat das natürlich was zu tun. Aber nicht nur mit Konkurrenz, sondern teilweise auch mit nacktem Überlebenszwang, weil die Eigentumslosen nichts anderes als ihre Arbeitskraft haben, die sie meist unter Wert verkaufen müssen. Und Arbeitsethos gab es sogar in der DDR und in Russland. Wahrscheinlich nicht nur, weil er traditionell gewachsen war, sondern man ihn besonders für notwendig hielt.