Von Staatsformen und der Wirtschaft

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Boomerloomer
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Von Staatsformen und der Wirtschaft

Beitrag von Boomerloomer »

Bonjour,

in der Kurzarbeit in Sozialkunde (Gesellschaft und Politik) gab es eine Aufgabe, bei der es darum ging, dieses Zitat zu interpretieren:
Margaret Thatcher (*13.10.1925), ehem. Premierministerin von Großbritannien hat geschrieben:Der Wechsel von der Plan- zur Marktwirtschaft ist wie die Rückverwandlung eines Omeletts in rohe Eier.
Quelle: Wirtschaftszitate


Wie würde eure Antwort lauten?
Hiob
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Re: Von Staatsformen und der Wirtschaft

Beitrag von Hiob »

Dass Planwirtschaft nur weiß, wie man Omeletts aus Eiern machen kann, während Marktwirtschaft überlegt und erfolgreich umsetzt, was man von Einernudeln bis Ostereiern allles aus Eiern macht.
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Magdalena61
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Re: Von Staatsformen und der Wirtschaft

Beitrag von Magdalena61 »

Keine Ahnung, ob's hilfreich ist: Ein Omelett besteht nicht nur aus Eiern, sondern im Teig ist noch Mehl mit dabei, eventuell etwas Milch, Salz... Fett zum Ausbraten...

Was hat die Eiserne Lady da nur konstruiert und wozu.
Und so etwas müssen Schüler "interpretieren" und werden dafür benotet?

Was lernen sie denn da "für's Leben"?

Die Lady zog ja wohl recht ungeniert vom Leder: https://1000-zitate.de/autor/Margaret+Thatcher/

Hm, das Omelett. Man könnte denken, Frau Thatcher bewertet die Planwirtschaft höher; als weiter entwickelt als die Marktwirtschaft.
Dieser Behauptung würde ich widersprechen.

Oder: Sie will sagen, es ist nicht möglich, von der Planwirtschaft auf Marktwirtschaft umzusteigen.
Auch dieser These muß widersprochen werden. Natürlich ist es möglich.
LG
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Magdalena61
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Re: Von Staatsformen und der Wirtschaft

Beitrag von Magdalena61 »

Hiob hat geschrieben: Mo 1. Apr 2019, 21:10 Dass Planwirtschaft nur weiß, wie man Omeletts aus Eiern machen kann, während Marktwirtschaft überlegt und erfolgreich umsetzt, was man von Einernudeln bis Ostereiern allles aus Eiern macht.
Psssst.... :oops:
(was hat Hiob eigentlich gesagt? Kann jemand das mal bitte für Menschen ohne Abi übersetzen?)
LG
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Hiob
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Re: Von Staatsformen und der Wirtschaft

Beitrag von Hiob »

Magdalena61 hat geschrieben: Di 2. Apr 2019, 23:25 was hat Hiob eigentlich gesagt?
:lol: Echt? - Ich habe doch nur von Eiern gesprochen - und nicht einmal von meinen.

Die Planwirtschaft sagt: "Da sind eier, da machen wir Omeletts draus. Punkt". ----- Die Marktwirtschaft fragt: "Was kann man alles aus Eiern machen? Und fallen den Leuten furchtbar viele Varianten sein: Von Eiernudeln bis Ostereiern".

Apropos: Weißt Du eigentlich, wie Ostern in den USA heißt?
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Western
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ProfDrVonUndZu
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Re: Von Staatsformen und der Wirtschaft

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Unter Planwirtschaft verstehe ich, dass zuvor ermittelt wird, was die Gesellschaft an Güter bedarf und dann entsprechend produziert und verteilt wird. In der Marktwirtschaft wird einfach ohne Ende drauf los produziert und abgewartet, wer wovon wieviel kauft. Was nicht oder zu wenig gekauft wird, wird weniger oder gar nicht mehr produziert. Marktwirtschaft ist gewinnorientiert, Planwirtschaft bedarfsorientiert. Der Markt regelt alles, ist eine Lüge. Der Markt regelt etwas, das stimmt schon eher. Nämlich zu Gunsten von Gewinnern.
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Boomerloomer
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Re: Von Staatsformen und der Wirtschaft

Beitrag von Boomerloomer »

Hiob hat geschrieben: Mo 1. Apr 2019, 21:10 Dass Planwirtschaft nur weiß, wie man Omeletts aus Eiern machen kann, während Marktwirtschaft überlegt und erfolgreich umsetzt, was man von Einernudeln bis Ostereiern allles aus Eiern macht.
So kann man natürlich auch an die Sache herangehen :clap:
Wäre aber fraglich, ob der Lehrer das noch bepunktet hätte.

Gefordert war zu "interpretieren": Die Planwirtschaft (das Omelett) kann nicht mehr in die Marktwirtschaft (das rohe Ei) zurückverwandelt werden.
Fraglich ist nun, ob die Lehrer die Definition des Begriffs "Interpretation" richtig verstanden haben :lol:
Es wurde nämlich nur diese eine Lösung bepunktet, während abweichende, dennoch logisch nachvollziehbare Herangehensweisen als falsch deklariert wurden.
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Mi 3. Apr 2019, 10:20 Unter Planwirtschaft verstehe ich, dass zuvor ermittelt wird, was die Gesellschaft an Güter bedarf und dann entsprechend produziert und verteilt wird. In der Marktwirtschaft wird einfach ohne Ende drauf los produziert und abgewartet, wer wovon wieviel kauft. Was nicht oder zu wenig gekauft wird, wird weniger oder gar nicht mehr produziert. Marktwirtschaft ist gewinnorientiert, Planwirtschaft bedarfsorientiert. Der Markt regelt alles, ist eine Lüge. Der Markt regelt etwas, das stimmt schon eher. Nämlich zu Gunsten von Gewinnern.
Im Unterricht wird die Planwirtschaft immer mit dem Kommunismus in Verbindung gebracht. Der Kommunismus wird dann als "das Übel der Welt" behandelt und folglich auch die Planwirtschaft abgewertet. Auf der anderen Seite hingegen wird die soziale Marktwirtschaft in den Himmel gelobt. Sie soll das beste Wirtschaftssystem, das ein Land besitzen kann, sein und jeden (mehr oder weniger) "erretten".
Die Realität sieht aber so aus, wie ich deinen Beitrag verstanden habe. Ein "wir kümmern uns um die Schwachen und beziehen jeden mit ein", so wie es dargestellt wird, gibt es nicht. Da hat die Planwirtschaft eventuell die Nase vorne.
Hiob
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Re: Von Staatsformen und der Wirtschaft

Beitrag von Hiob »

Boomerloomer hat geschrieben: Mi 3. Apr 2019, 15:25 Es wurde nämlich nur diese eine Lösung bepunktet, während abweichende, dennoch logisch nachvollziehbare Herangehensweisen als falsch deklariert wurden.
Das ist wegen der Sekundär-Literatur, die die Lehrer in ihren Vorlagen lesen - auch die Schulen werden immer weniger geistig-frei und immer mehr zertifiziert und reglementiert - der Tod der Aufklärung.
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ProfDrVonUndZu
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Re: Von Staatsformen und der Wirtschaft

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Boomerloomer hat geschrieben: Mi 3. Apr 2019, 15:25 Im Unterricht wird die Planwirtschaft immer mit dem Kommunismus in Verbindung gebracht. Der Kommunismus wird dann als "das Übel der Welt" behandelt und folglich auch die Planwirtschaft abgewertet.
Das handelt sich wohl um einen Pars pro toto Fehlschluss. Die Planwirtschaft erzeugt hohen Verwaltungsaufwand, der aber mit technischen Hilfsmitteln besser zu bewältigen ist. Die Planwirtschaft in technologisch unterentwickelte Staaten einzuführen, kann daher schon deswegen nur schief gehen. Schon Marx hat eigentlich davor gewarnt, aber gleichzeitig auch eine gewisse Hoffnung in Russland gesetzt, weil es ihm wohl geschmeichelt hat, wie sehr man ihn dort, im Gegensatz zu Europa, verehrte.

Auf der anderen Seite hingegen wird die soziale Marktwirtschaft in den Himmel gelobt. Sie soll das beste Wirtschaftssystem, das ein Land besitzen kann, sein und jeden (mehr oder weniger) "erretten".
Diese Betrachungsweise würde ich dann mal als Status-Quo Verzerrung betrachten. So lange es mir gut geht und ich profitiere, ist das Leid und Elend der anderen schon nicht so schlimm.
Die Realität sieht aber so aus, wie ich deinen Beitrag verstanden habe. Ein "wir kümmern uns um die Schwachen und beziehen jeden mit ein", so wie es dargestellt wird, gibt es nicht. Da hat die Planwirtschaft eventuell die Nase vorne.
Jeder größere Konzern soll ja innerlich nach dem Prinzip der Planwirtschaft aufgebaut, ohne dass es aber so genannt werden will. Ich kann mich mit dieser Sichtweise jedenfalls anfreunden.

Gegen die Planwirtschaft spricht, dass ohne den Mechanismus der Marktkonkurrenz der Fortschritt auf der Strecke bleiben wird. Das ist nicht so ganz unbegründet, allerdings ist Fortschritt unter der Marktwirtschaft auch ein zweischneidiges Schwert. Neben dem Fortschritt einerseits steht die gezielte Unterdrückung des Fortschritts und geplante Obsoleszenz allein um des Profits willen (Prinzip der Doppelwirkung). Fortschritt ist also bestenfalls nur ein Nebeneffekt der Marktwirtschaft. Ich behaupte frechweg, dass Innovationen hauptsächlich durch zufällige Entdeckungen kommen (Serendipität). Die Konkurrenz hilft eher Produkte zu optimieren, aber das liegt auch nicht an der Marktwirtschaft, sondern am Wert und Status gesellschaftlicher Berufsbilder. Mit Konkurrenz hat das natürlich was zu tun. Aber nicht nur mit Konkurrenz, sondern teilweise auch mit nacktem Überlebenszwang, weil die Eigentumslosen nichts anderes als ihre Arbeitskraft haben, die sie meist unter Wert verkaufen müssen. Und Arbeitsethos gab es sogar in der DDR und in Russland. Wahrscheinlich nicht nur, weil er traditionell gewachsen war, sondern man ihn besonders für notwendig hielt.
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Boomerloomer
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Re: Von Staatsformen und der Wirtschaft

Beitrag von Boomerloomer »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Do 4. Apr 2019, 00:03 Gegen die Planwirtschaft spricht, dass ohne den Mechanismus der Marktkonkurrenz der Fortschritt auf der Strecke bleiben wird. Das ist nicht so ganz unbegründet, allerdings ist Fortschritt unter der Marktwirtschaft auch ein zweischneidiges Schwert. Neben dem Fortschritt einerseits steht die gezielte Unterdrückung des Fortschritts und geplante Obsoleszenz allein um des Profits willen (Prinzip der Doppelwirkung). Fortschritt ist also bestenfalls nur ein Nebeneffekt der Marktwirtschaft.

So habe ich die Marktwirtschaft allerdings auch noch nicht betrachtet :o
Das klingt ziemlich schlüssig. Nimmt man beispielsweise Apple und co her, dann sind das von Jahr zu Jahr die selben Geräte in einer anderen Hülle mit minimalen, meist nicht spürbaren Verbesserungen.

Du solltest dich mal mit meinem Lehrer unterhalten :lol:
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