Schön, wir sind uns einig, dass sie sich VOR dem Essen vom Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen schämen konnten, aber keinen Grund dazu hatten, weil Gott ihre Körper von Kopf bis Fuß so erschaffen hat, dass sie sich dafür nicht schämen mussten. Wenn dort stünde, dass sie nackt waren, und sich nicht kratzten, hieße das ja auch nicht, dass sie sich nicht kratzen konnten. Dass sie sich erst nach dem "Sündenfall" schämen konnten, steht nirgends im Text - es steht noch nicht einmal im Text, dass sie sich nach dem "Sündenfall" schämten. Das hast du dir einfach ausgedacht.
Es gibt viele Gründe, sich die Geschlechtsteile zu bedecken:
Wo steht im Text, dass sie sich die Lendenschurze aus Scham machten? Nirgends!
Meine Deutung, dass die Feigenblätter eine poetische Umschreibung des Phänomens der just in der Zeit der zur Vermehrung notwendigen Geschlechtsreife wachsenden Geschlechtsbehaarung ist, DAS lässt sich aus dem Text herleiten, da er gespickt ist mit Andeutungen betreffend Fortpflanzung: "Seid fruchbar und mehrt euch", ist von Anfang an der Plan Gottes ... Eden = Wonne ... "endlich, dies ist Fleisch von meinem Fleisch" ... "und sie werden ein Fleisch sein" ... "DARUM wird der Mensch Vater und Mutter verlassen" ... "rühret sie auch nicht an" ... "Da sah die Frau, dass es köstlich wäre, von dem Baum zu essen, dass der Baum eine Augenweide war und begehrenswert war" ... erkennen (hebr. jada = sowohl erkennen als auch "miteinander schlafen") ... noch VOR der Vertreibung aus dem Garten Eden "gab der Mensch seiner Frau den Namen Eva, Leben, denn sie wurde die Mutter" - ohne dass der Mensch und seine Frau an ihrer Nacktheit den Geschlechtsverkehr entdeckten? Nein, denn: "Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten (hebr. jada = sowohl erkennen als auch "miteinander schlafen"), dass sie nackt waren.
Was sollte ein Lendenschurz denn mit Scham im Sinne eines schlechten Gewissens zu tun haben, wenn man eine ganz andere Sünde begangen hat, die nichts mit Sexualität zu tun hat? DAS müsstest DU aus dem Text, oder dem wirklichen Leben der Menschen herleiten. Mach das doch mal.
Bedecken Diebe ihre Geschlechtsteile? Tat Kain das nach dem Mord an Abel? Nicht mal David tat das, als er Urija den Mann der Batseba in den sicheren Tod schickte - wegen seiner sexuellen Begierde nach ihr.
Diese prinzipielle Verknüpfung von "Sündenfall" und abwertender Sexualität gibt weder dieser noch irgendein anderer Text in der Bibel her. Diese Deutung sagt nur etwas über den Deuter und seine unbiblisch prüde Sexualmoral aus.
Das Hohelied der Liebe ist einerseits der biblische Gegenbeweis und andererseits der Beweis dafür, wie poetisch und in einer Fülle von Metaphern über den menschlichen Körper gedacht wurde. Da fällt meine Deutung der Feigenblätter keinesfalls aus dem Rahmen biblischer Poesie:
usw. usw. usw.Hld 1,13-15 hat geschrieben:Ein Beutel Myrrhe ist mir mein Geliebter, / der zwischen meinen Brüsten ruht. Eine Hennablüte ist mein Geliebter mir / aus den Weinbergen von En-Gedi. Siehe, schön bist du, meine Freundin, / siehe, du bist schön. / Deine Augen sind Tauben.
Dann mach es, statt es nur zu behaupten. Ich habe meine Deutung anhand vieler Anhaltspunkte des Textes belegt.