Die Bibel: Widersprüchlich und voller Fehler?

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Helmuth
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Re: Die Bibel: Widersprüchlich und voller Fehler?

Beitrag von Helmuth »

Rembremerding hat geschrieben: Sa 27. Jul 2019, 10:36 Aber ziehen wir mit dem Thema doch in den anderen Thread, denn es ist ja kein Widerspruch oder Fehler in der Bibel. :wave:
Genau dazu sollte der Beitrag auch dienen, nicht um dir zu widersprechen, sondern darin keinen Widerspruch zur Schrift zu sehen. Was micht betrifft, bin ich voller Widersprüche! :mrgreen:
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
Rembremerding

Re: Die Bibel: Widersprüchlich und voller Fehler?

Beitrag von Rembremerding »

Michael hat geschrieben: Sa 27. Jul 2019, 10:44 Was micht betrifft, bin ich voller Widersprüche! :mrgreen:
Ich doch auch und diese Bemerkung hat sogar mehr mit dem Thema zu tun, als dir vielleicht bewusst ist.
Denn der Mensch tritt mit seinen inneren Widersprüchen an die Bibel heran und überträgt sie auf Gott und seine schriftliche Offenbarung.
Plakativ ausgedrückt: Wenn man selbst jedem vergelten will, wird es auch der Gott der Bibel müssen und so liest man sie dann auch.
Spice
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Re: Die Bibel: Widersprüchlich und voller Fehler?

Beitrag von Spice »

Hiob hat geschrieben: Sa 27. Jul 2019, 09:31
Spice hat geschrieben: Sa 27. Jul 2019, 07:34 Nur muss man sich fragen, wer maßgeblich an der Verwahrlosung der christlichen Kultur und ihrer Grundlagen beteiligt war.
Das wäre ein ziemlich dickes Brett, da es hier viele Antworten gibt. - Als Kurzantwort würde ich geben:

1) Der Materialismus als Philosophie, der in seinen Konsequenzen seit rumedum 100 Jahren in die Gesellschaft eingedrungen ist, hat ein spirituelles Vakuum verursacht, das inzwischen viele Generationen alt ist. - Das heißt: Heute junge Menschen haben nicht einmal mehr eine Oma, die andere Impulse geben kann. - Wer heute geboren wird, muss also ein spirituelles Verständnis von Gott und Welt erst neu lernen.
Der Trend zum Materialismus war allgemein für die westliche Hemisphäre durch die Geistes- und Bewusstseinsentwicklung der Menschheit "vorgegeben". Deshalb musste gerade um das Jahr Null Christus auf der Erde erscheinen ("Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn" Gal. 4,4) um dem Trend nach "unten" umzukehren, damit die Menschheit nicht in völliger Geistesfinsternis versinkt, wie sie der herrschende Materialismus repräsentiert.
Diesem Trend nach "unten" konnten aber leider auch viele Christen nicht widerstehen, sodass anstelle lebendiger Spiritualität Dogmen- und schließlich Buchstabenglaube traten.
Wahre Spiritualität und Erkenntnis war zunehmend nur noch außerhalb der Kirchenmauern zu haben-Die griechische Philosophie musste ja schon von Anfang an den christlichen Glauben stützen (Plato), da die jüdische Frömmigkeit ja schon früher in Äußerlichkeiten erstarrt war (und so auch Christus ablehnte).
Der christliche Glaube hätte viel gewonnen, hätte er sich intensiv mit der Philosophie Schopenhauers und der deutschen Idealisten (Hegel, Schelling, Fichte) beschäftigt. Aber die stellen natürlich einige geistige Ansprüche, der das Kirchenvolk nicht gerecht werden kann.

Heute kann nur unter Einbeziehung dieser, sowie der Esoterik (Theosophie/Anthroposophie) und der Parapsychologie dem Materialismus Paroli geboten werden.
Aber gerade das versuchen ja die Blinden, die allein den wahren Glauben für sich beanspruchen zu verhindern, indem sie das alles verteufeln.
Faust

Re: Die Bibel: Widersprüchlich und voller Fehler?

Beitrag von Faust »

Spice hat geschrieben: Sa 27. Jul 2019, 10:54Der Trend zum Materialismus war allgemein für die westliche Hemisphäre durch die Geistes- und Bewusstseinsentwicklung der Menschheit "vorgegeben". Deshalb musste gerade um das Jahr Null Christus auf der Erde erscheinen ("Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn" Gal. 4,4) um dem Trend nach "unten" umzukehren, damit die Menschheit nicht in völliger Geistesfinsternis versinkt, wie sie der herrschende Materialismus repräsentiert. Diesem Trend nach "unten" konnten aber leider auch viele Christen nicht widerstehen, sodass anstelle lebendiger Spiritualität Dogmen- und schließlich Buchstabenglaube traten. Wahre Spiritualität und Erkenntnis war zunehmend nur noch außerhalb der Kirchenmauern zu haben
:thumbup: dem stimme ich vollkommen zu. Die Romantik war eine der letzten großen Bewegungen, welche die Entwicklung in Richtung Materialismus aufhalten wollte, aber das ist ihnen leider nicht gelungen. Doch sie haben die geistigen Grundlagen geschaffen auf denen wir aufbauen können, um einen Bewusstseinswandel herbeizuführen. Das benötigt viel Geduld. Nicht grundlos ist Der Geduldige, der Standhafte (As-Sabur الصّبور) einer der Namen Gottes. Und warum ist er der Geduldige? Weil er der Zeitlose ist. Zeit spielt für ihn keine Rolle. Wenn wir Jahrhunderte oder Jahrtausende brauchen, um eine wahrhaft göttliche Kultur auf Erden zu etablieren, dann werden wir eben so lange brauchen. Zeit spielt für die Diener Gottes keine Rolle, weil sie bereits jetzt in anderen Gefilden weilen.

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Hiob
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Re: Die Bibel: Widersprüchlich und voller Fehler?

Beitrag von Hiob »

Spice hat geschrieben: Sa 27. Jul 2019, 10:54 Diesem Trend nach "unten" konnten aber leider auch viele Christen nicht widerstehen
Richtig - der Sog war einfach zu stark.
Spice hat geschrieben: Sa 27. Jul 2019, 10:54 Der christliche Glaube hätte viel gewonnen, hätte er sich intensiv mit der Philosophie Schopenhauers und der deutschen Idealisten (Hegel, Schelling, Fichte) beschäftigt. Aber die stellen natürlich einige geistige Ansprüche, der das Kirchenvolk nicht gerecht werden kann.
Bei Schopenhauer weiß ich jetzt nicht, worauf Du Dich beziehst - bei den anderen Genannten stimme ich Dir zu - und würde noch Schleiermacher hinzufügen.
Faust hat geschrieben: Sa 27. Jul 2019, 11:20 Die Romantik war eine der letzten großen Bewegungen, welche die Entwicklung in Richtung Materialismus aufhalten wollte, aber das ist ihnen leider nicht gelungen.
Kräftige Zustimmung. - Von Friedrich Schlegel kommt in dieser Zeit zu folgender Aussage:
„Ein freier Mensch müsste sich selbst nach Belieben philosophisch oder philologisch, kritisch oder poetisch, historisch oder rhetorisch, antik oder modern stimmen können, ganz willkürlich, wie man ein Instrument stimmt, zu jeder Zeit und zu jedem Grade.“ (55. Lyceumsfragment).
Dies ist die Geburtsstunde des Lobbyismus. - Man "HAT" keine Meinung mehr, man "VERTRITT" eine Meinung - ganz nach jeweiligem Interesse.
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Re: Die Bibel: Widersprüchlich und voller Fehler?

Beitrag von Spice »

Hiob hat geschrieben: Sa 27. Jul 2019, 13:41
Spice hat geschrieben: Sa 27. Jul 2019, 10:54 Diesem Trend nach "unten" konnten aber leider auch viele Christen nicht widerstehen
Richtig - der Sog war einfach zu stark.
Spice hat geschrieben: Sa 27. Jul 2019, 10:54 Der christliche Glaube hätte viel gewonnen, hätte er sich intensiv mit der Philosophie Schopenhauers und der deutschen Idealisten (Hegel, Schelling, Fichte) beschäftigt. Aber die stellen natürlich einige geistige Ansprüche, der das Kirchenvolk nicht gerecht werden kann.
Bei Schopenhauer weiß ich jetzt nicht, worauf Du Dich beziehst - bei den anderen Genannten stimme ich Dir zu - und würde noch Schleiermacher hinzufügen.
Schopenhauers Philosophie ist eigentlich Erlösungsphilosophie oder mit anderen Worten, sie beschreibt stringend - ohne Anleihe bei überholten Vorstellungen -die Notwendigkeit der Erlösung, deren Anfänge darin bestehen, sich von den Anhaftungen an die Dinge dieser Welt und damit von der Begierdenhaftigkeit zu lösen.

Außerdem geht sie von wirklichen Gottesgrund aus, der unpersönlich und unbewusst ist. Es ist das Leben selbst, das sich seiner selbst bewusst werden will. Diesen Drang zur Bewusstwerdung des (noch) blinden Lebens nennt er "Wille" und das bewusst-gewordene "Vorstellung", also sein Hauptwerk "Die Welt als Wille und Vorstellung".
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Re: Die Bibel: Widersprüchlich und voller Fehler?

Beitrag von Hiob »

Spice hat geschrieben: Sa 27. Jul 2019, 14:57 Schopenhauers Philosophie ist eigentlich Erlösungsphilosophie oder mit anderen Worten, sie beschreibt stringend - ohne Anleihe bei überholten Vorstellungen -die Notwendigkeit der Erlösung, deren Anfänge darin bestehen, sich von den Anhaftungen an die Dinge dieser Welt und damit von der Begierdenhaftigkeit zu lösen.
Sehr interessant. - Mein Problem: Ich habe Schopenhauer nie studiert, aber vieles gehört, was atheistisch verwertet wird. - Insofern ist Deine Einordnung interessant und kommt dem Bißchen nah, was ich von Schopenhauer verstanden habe.
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Helmuth
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Re: Die Bibel: Widersprüchlich und voller Fehler?

Beitrag von Helmuth »

Rembremerding hat geschrieben: Sa 27. Jul 2019, 10:52 Plakativ ausgedrückt: Wenn man selbst jedem vergelten will, wird es auch der Gott der Bibel müssen und so liest man sie dann auch.
Dieses Verhalten haben fleischlich gesinnten Menschen, relativ unabhängig davon, ob sie Christen sind oder nicht. An geistlich gesinnten Menschen kann dies nicht beobachtet werden.

Zumindest weiß ein solcher, dass dieses aufkeimende Verlangen zumeist aus seiner alten Natur kommt und er überträgt es nicht auf Gott

Richtig ist aber, dass diese Projektion von Mensch auf Gott durchaus oft festgestellt wird und auch nach passender Rechtfertigung gesucht wird. Hier liegt aber weniger ein Widerspruch zu Gottes Wort vor als mehr der Missbrauch.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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Re: Die Bibel: Widersprüchlich und voller Fehler?

Beitrag von Spice »

Hiob hat geschrieben: Sa 27. Jul 2019, 18:22
Spice hat geschrieben: Sa 27. Jul 2019, 14:57 Schopenhauers Philosophie ist eigentlich Erlösungsphilosophie oder mit anderen Worten, sie beschreibt stringend - ohne Anleihe bei überholten Vorstellungen -die Notwendigkeit der Erlösung, deren Anfänge darin bestehen, sich von den Anhaftungen an die Dinge dieser Welt und damit von der Begierdenhaftigkeit zu lösen.
Sehr interessant. - Mein Problem: Ich habe Schopenhauer nie studiert, aber vieles gehört, was atheistisch verwertet wird. - Insofern ist Deine Einordnung interessant und kommt dem Bißchen nah, was ich von Schopenhauer verstanden habe.
Offensichtlich, weil kein persönlicher Gott vorkommt (was ja auch eher ein Verständnis des Lebens und der Welt erschwert). Andere sind gerade durch Schopenhauer zum katholischen Glauben gekommen, weil er vom evangelischen überhaupt nichts hält, aber die (rechte) asketische Haltung und die Mystik preist.
Wenn Du gern liest, würde ich ihn Dir auf alle Fälle empfehlen, ihn gründlich zu lesen (natürlich über Musik, Kunst und dergleichen nicht unbedingt). Er kann Augen öffnen. Außerdem schreibt er gut.
"Die Welt als Wille und Vorstellung" gibt es sogar online (aber ich lese lieber gedruckt, da bekomme ich mehr mit).
Faust

Re: Die Bibel: Widersprüchlich und voller Fehler?

Beitrag von Faust »

Spice hat geschrieben: Sa 27. Jul 2019, 14:57 Schopenhauers Philosophie ist eigentlich Erlösungsphilosophie oder mit anderen Worten, sie beschreibt stringend - ohne Anleihe bei überholten Vorstellungen -die Notwendigkeit der Erlösung, deren Anfänge darin bestehen, sich von den Anhaftungen an die Dinge dieser Welt und damit von der Begierdenhaftigkeit zu lösen.
Er war ein Genie, aber überschätzen würde ich ihn nicht, wenn es um die Verwertbarkeit für den eigenen spirituellen Weg geht. Denn er selbst hat niemals Moksha, Erleuchtung, wirkliche Erlösung erreicht, obwohl er in seinem ganzen Leben danach gesucht hat. Er war kein „Jivanmukta” (befreite Seele) eine solche Seele hat bestimmte Kennzeichen. Unerschütterlichen Seelenfrieden, Erfülltsein von Freude, Wonne und Glückseligkeit, da das göttliche Bewusstsein die Seele erleuchtet und dauerhaft darin verankert ist. Schopenhauer hingegen war ein Pessimist, der Denker des metaphysischen Pessimismus. Ein Jivanmukta ist niemals ein Pessimist. Die entscheidende Frage ist: warum lächelt der Buddha? Buddhas Erleuchtung ist mit seinem Lächeln verbunden... :)
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