Die Texte der Bibel sind nicht mehr das Wort Gottes?

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Opa Klaus
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Re: Die Texte der Bibel sind nicht mehr das Wort Gottes?

Beitrag von Opa Klaus »

Kein Mensch wird mit einem fertigen gültigen "Weltbild & Gottesbild" geboren.
Global gesehen werden die Menschen folglich ab Kindheit sehr unterschiedlich geformt
und viele geben sich damit ohne Hinterfragen lebenslang zufrieden ohne zu hinterfragen um sich selbst zu formen.
Dass sie dann auch des-orientiert werden können und mit Leid+Elend "belohnt" werden, ist dann "nicht ihre Schuld".

Zu diesen oberflächlichen Fatalisten mag ich nicht gehören.
Seit Kindheit analysiere ich gern immer noch alles, was ich "in die Finger bekomme". (merkt man sicherlich)
Für mich sind nur einige Bibeltexte außermenschlichen Ursprungs. >>> darum geht es doch hier im Thema!

Nun die Richtung meiner Analysen:
Gibt es überhaupt vom Ursprung her außermenschliche Informationen?
>> ergo gibt es außermenschliche Quellen, Wesen > Gott?
Wann, wo, wie, wem sind solche Informationen übermittelt worden
und noch wo unverfälscht zu finden?

Gibt es andererseits von uns Menschen aus überhaupt lebenswichtige Fragen,
die von uns aus nicht selbst, sondern nur von der Schöpferseite her beantwortet werden können?
Was passiert mit Menschen, die solche Fragen und Probleme im Leben ignorieren.

Ergeben sich aus unterschiedlichen Welt- u. Gottesbildern
auch unterschiedliche gute/schlechte Lebenswege und Lebens-Chancen?

Die globale religiöse Scence will sich da ja all zu gerne einmischen
und angeblich mit ultimativen Informationen nützlich machen.

So - mein Kommentar hier jetzt mag atheistisch klingen.
NEIN, das ist es nicht; ich versuche hier nur ganz neutral und Objektiv zu analysieren.

Ich selbst habe einige für mich notwendige Fragen nur in der Bibel beantwortet gefunden.
In 24 Jahren Forenbeteiligung bin ich als Urgestein sozusagen bereits "mit allen Wassern gewaschen worden"
und ich habe die bunte Vielfalt von Ansichten satt kennen gelernt.
Immer wieder mußte ich mich Fragen: "wie tickt der Mensch?"
Oft geht man essentiellen Fragen weit aus dem Wege.
Ich versteh das so wie dargelegt .weil ich mir bewusst bin, ich könnte total daneben liegen. www.prueter.eu und www.weltverbesserung.eu "Der schrecklichste der Schrecken ist der Mensch in seinem Wahn"
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Helmuth
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Re: Die Texte der Bibel sind nicht mehr das Wort Gottes?

Beitrag von Helmuth »

Opa Klaus hat geschrieben: Mi 16. Okt 2019, 14:49 Gibt es überhaupt vom Ursprung her außermenschliche Informationen? >> ergo gibt es außermenschliche Quellen, Wesen > Gott?
Wann, wo, wie, wem sind solche Informationen übermittelt worden und noch wo unverfälscht zu finden?
Diese Frage beantwortet Petrus recht klar:
2 Petrus 1,20-21 hat geschrieben: Dabei sollt ihr vor allem das erkennen, dass keine Weissagung der Schrift von eigenmächtiger Deutung ist. Denn niemals wurde eine Weissagung durch menschlichen Willen hervorgebracht, sondern vom Heiligen Geist getrieben haben die heiligen Menschen Gottes geredet.
Soll ich dazu den Thread „Wie erkennt man Gottes Wort“ auch hier starten? Leider lief er schon in anderen Foren wenig bis gar nicht erfolgreich infolge bornierten religiösen Denkens, wiewohl die Grundlagen dazu primitiv sind.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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Opa Klaus
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Re: Die Texte der Bibel sind nicht mehr das Wort Gottes?

Beitrag von Opa Klaus »

"Die Texte der Bibel sind nicht mehr das Wort Gottes?"
Diese seltsame Formulierung geht mir nicht aus dem Kopf, weil jeglicher Bezug fehlt! Der Satz "hängt in der Luft"!
War das Absicht oder ein Versehen?
Wie soll man das Verstehen von Magdalena61:
Hat Gott sein Wort zurückgezogen, weil kaum einer darauf hört und Gott nur noch gemahnt:
"Vertragt euch und macht nix kaputt"!
Oder haben Menschen die Texte nicht mehr als Wort Gottes akzeptiert?
~~~~~~ ~~~~~~ ~~~~~~ ~~~~~~~
Heute Nachmittag habe ich mir über die VERNUNFT des Menschen wieder mal, wie seit 70 Jahren, Gedanken gemacht.
Da ich einigermaßen die Bibel kenne, habe ich sie mal mit dem Koran grob verglichen. Einen Unterschied sehe ich:
Die 1.000 Bibelseiten appellieren immer wieder an den Verstand und an die Vernunft des Menschen.
Wogegen andere religiöse Bücher >Koran< mehr an die Unterwürfigkeit des Menschen appellieren.

Als Jugendlicher kurz nach dem Krieg, beim Wiederaufbau als Elektriker tätig,
habe ich die Vernunft des Menschen sehr vermisst, weil Menschen sich so einen Krieg angetan hatten.

Auch heute, mit 85 Jahren, kommt mir die schrecklich verbreitete Unvernunft oft wie ein Schöpfungsfehler vor.
Aufgefallen ist mir aber, dass die Vernunft und der Verstand es in Technik und Wissenschaft zu Höchstleistungen bringen, aber wenn es um die nackte Existenz des realen Alltags geht - seit langem vieles in Leid+Elend verkümmert, verwahrlost.

D A S ist es, was mich ständig bekümmert und ich die Ursachen davon gründlich, fachgerecht analysiere.
Es gibt nur EINE sehr alte Überlieferung (Bibel), in der ich die Ursache von Leid+Elend beschrieben finde >> und
die klar darlegt, dass für das Fehlverhalten des Menschen >>>
nur der Mensch Fahrlässig bis Vorsätzlich verantwortlich ist, aber es KEIN Schöpfungsfehler ist.

Einen Grund für das Fehlverhalten nennt die Bibel Elb.Ü.:
Pred 8,11 Weil der Urteilsspruch über die böse Tat nicht schnell vollzogen wird, darum ist das Herz der Menschenkinder davon erfüllt, Böses zu tun ...
Das klkingt so, als ob jemand anders böse Taten bestraft -
aber ohne solchen "anderen" kann man sich selbt unglücklich machen!
Die Betonung hier liegt auf der Verzögerung zwischen Ursache und Wirkung -
wegen solcher Verzögerung wird der Mensch leichtsinnig, sorglos und unvernünftig.
Hier sieht man auch wieder die Sonderstellung der Bibel, die Tiefenpsychologie kennt.

Oft genug habe ich darauf hingewiesen, dass die Ursache für Leid+Elend die Hirngespinste und Realitätsferne sind.
Ich verstehe nicht, dass man oft von mir konkrete Beispiele für diese Beobachtung haben will,
sind andere Menschen für diese ewigen Fakten denn so sehr blind?
Klar, wer sich noch nie damit befasst hat, kapiert es nicht so schnell und muss andere Denken lassen.
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Opa Klaus
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Re: Die Texte der Bibel sind nicht mehr das Wort Gottes?

Beitrag von Opa Klaus »

Michael hat geschrieben: Mi 16. Okt 2019, 17:49 Soll ich dazu den Thread „Wie erkennt man Gottes Wort“ auch hier starten?
Leider lief er schon in anderen Foren wenig bis gar nicht erfolgreich infolge bornierten religiösen Denkens,
wiewohl die Grundlagen dazu primitiv sind.
Ja Michael, so ist es leider. Ich verstehe auch nicht, warum das gleiche Anliegen unter 2 Threads gestreut wird.
~~~~~ ~~~~~~~~ ~~~~~~~~~
Nochmals zum Thema Vernunft. Wird die Menschheit jemals "Vernunft annehmen"?
Die Bibel sagt in Offb. 21, sinngemäß, dass innerhalb des Neuen Jerusalems keine Unvernunft geduldet wird
und solche "draußen bleiben" muss, außerhalb der "Stadt". Darauf freue ich mich schon.
Ja, ja, über das Neue Jerusalem geht die Exegese weit auseinander.
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Helmuth
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Re: Die Texte der Bibel sind nicht mehr das Wort Gottes?

Beitrag von Helmuth »

Opa Klaus hat geschrieben: Mi 16. Okt 2019, 18:24 Ja, ja, über das Neue Jerusalem geht die Exegese weit auseinander.
Die Exegese mag divergieren, das Wort Gottes dazu steht aber wie Klartext geschrieben. Für Fehlinterpretationen sehe ich zwei Hauptursachen:

- Das Missverständnis zwischen Schrift (Bibel) und Gottes Wort
- Eine unzureichende Kenntnis in der Verwendung biblischer Begriffe

Wahrscheinlich bedingt hier das eine das andere.
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Opa Klaus
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Re: Die Texte der Bibel sind nicht mehr das Wort Gottes?

Beitrag von Opa Klaus »

Michael hat geschrieben: Mi 16. Okt 2019, 19:02 Die Exegese mag divergieren, das Wort Gottes dazu steht aber wie Klartext geschrieben. Für Fehlinterpretationen sehe ich zwei Hauptursachen:
- Das Missverständnis zwischen Schrift und Gottes Wort
- eine unzureichende Kenntnis in der Verwendung biblischer Begriffe
Eines fehlt in der Aufzählung: Eine unzureichende Kenntnis des Gesamtkonzeptes Gottes.
~~~~~ ~~~~~~ ~~~~~~~~
Wo vernünftige Schlussfolgerungen nicht ankommen, gilt wohl das Wort:
Spr 26,11 Wie ein Hund, der zurückkehrt zu seinem Gespei, so ist ein Tor, der seine Narrheit wiederholt. und
Mt 7,6 Gebt nicht das Heilige den Hunden; werft auch nicht eure Perlen vor die Schweine, damit sie diese nicht etwa mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen!
Mt 23,37 Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt!
Mt 10,14 Und wenn jemand euch nicht aufnehmen noch eure Worte hören wird - geht hinaus aus jenem Haus oder jener Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen!
Mk 6,11 Und welcher Ort euch nicht aufnehmen und wo man euch nicht anhören wird, von dort geht hinaus und schüttelt den Staub ab, der unter euren Füßen ist, ihnen zum Zeugnis!
Lk 9,5 Und wo immer sie euch nicht aufnehmen werden - geht fort aus jener Stadt und schüttelt auch den Staub von euren Füßen, zum Zeugnis gegen sie!
Lk 10,11 Auch den Staub, der uns aus eurer Stadt an den Füßen hängt, schütteln wir gegen euch ab; doch dies wisst, dass das Reich Gottes nahe gekommen ist.

Und genau dazu gebe ich zu bedenken, dass "Harmagedon" ein geistiger kalter Krieg ist! was keiner akzeptiert.
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Andreas
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Re: Die Texte der Bibel sind nicht mehr das Wort Gottes?

Beitrag von Andreas »

Andreas hat geschrieben: Di 15. Okt 2019, 16:24 Woher weiß jemand eigentlich, dass die Autoren der biblischen Wunder und ihre Leser damals selbst glaubten, was in diesen Wundererzählungen erzählt wurde? Vielleicht gehörte das einfach zum Genre der altorientalischen Massenmedien dazu, so wie es heute dazugehört, durch allerlei Wunder Spielfilme, Literatur, und Musikvideos spannender und unterhaltsamer zu machen?
Dass es wenigstens im Markusevangelium tatsächlich so ist, möchte ich anhand der Heiligen Schrift auf unterhaltsame Art klarmachen. Das hat mit HKM oder universitärer Theologie nichts zu tun!

Ich werde jetzt zeigen, dass Markus 3 seiner Wundererzählungen - die beiden Brotvermehrungswunder und die Stillung des Sturmes als Gleichnisse verstanden wissen will - und nicht als wörtlich verstandene Tatsachenberichte - das wäre nach Markus das falsche Maß.

Den hermeneutischen Schlüssel dazu liefert Markus im 4. Kapitel verborgen (darauf weist Markus selbst hin!):
Mk 4,2 Elberfelder 2006 hat geschrieben:Und er lehrte sie vieles in Gleichnissen; und er sprach zu ihnen in seiner Lehre:
Mk 4,11-13 Elberfelder 2006 hat geschrieben:Und er sprach zu ihnen: Euch ist das Geheimnis des Reiches Gottes gegeben, jenen aber, die draußen sind, wird alles in Gleichnissen zuteil, »damit sie sehend sehen und nicht wahrnehmen und hörend hören und nicht verstehen, damit sie sich nicht etwa bekehren und ihnen vergeben werde«. Und er spricht zu ihnen: Begreift ihr dieses Gleichnis nicht? Und wie wollt ihr all die Gleichnisse verstehen?
Wohl gemerkt - davor gab es kein einziges "Gleichnis" im Text!
Mk 4,22-25 Elberfelder 2006 hat geschrieben:Denn es ist nichts Verborgenes, das nicht offenbar gemacht werden soll, auch ist nichts Geheimes, das nicht ans Licht kommen soll. Wenn jemand Ohren hat zu hören, der höre! Und er sprach zu ihnen: Seht zu, was ihr hört! Mit welchem Maß ihr messt, wird euch gemessen werden, und es wird euch hinzugefügt werden. Denn wer hat, dem wird gegeben werden; und wer nicht hat, von dem wird auch, was er hat, genommen werden.
Ich beginne damit, euch eine Stelle zu zeigen, in der Markus wirklich schwarzen Humor an den Tag legt, und dass er sein Evangelium selbst nicht so ernst nimmt, wie viel bibeltreue Christen meinen, es ernst nehmen zu müssen. Dann werde ich aufzeigen, dass diese Pointe nur verstanden wird, wenn man weiter auseinanderliegende Stellen bei Markus zusammen betrachtet.

Los gehts im nächsten Post.
Zuletzt geändert von Andreas am Do 17. Okt 2019, 00:24, insgesamt 4-mal geändert.
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Andreas
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Re: Die Texte der Bibel sind nicht mehr das Wort Gottes?

Beitrag von Andreas »

Also zunächst der Witz, den Markus macht:
Mk 7,18-23 Elberfelder 2006 hat geschrieben:Und er spricht zu ihnen: Seid auch ihr so unverständig? Begreift ihr nicht, dass alles, was von außen in den Menschen hineingeht, ihn nicht verunreinigen kann? Denn es geht nicht in sein Herz hinein, sondern in den Bauch, und es geht heraus in den Abort. <Damit> erklärte er alle Speisen für rein. Er sagte aber: Was aus dem Menschen herauskommt, das verunreinigt den Menschen. Denn von innen aus dem Herzen der Menschen kommen die bösen Gedanken hervor: Unzucht, Dieberei, Mord, Ehebruch, Habsucht, Bosheit, Arglist, Ausschweifung, Neid, Lästerung, Hochmut, Torheit; alle diese bösen Dinge kommen von innen heraus und verunreinigen den Menschen.
„Damit erklärte Jesus alle Speisen für rein.“ Es brauchte eine ganze Weile, bis ich diesen Satz verstand. Dafür habe ich Tränen gelacht als der Groschen endlich fiel. Für den gar nicht so selten anzutreffenden Humor in der Bibel habe ich mittlerweile – Gott sei Dank – ein Auge das sieht und ein Ohr das hört entwickelt. Wir erinnern uns: "Seht zu, was ihr hört!"

Jesus redet also eindringlich davon, welch verheerende Folgen aus unsachgemäßer Überlieferung erwachsen können. Er versucht händeringend an einem Beispiel zu verdeutlichen, dass es auf das Verstehen der Schrift jedes Einzelnen ankommt, dass die Worte der Schriftgelehrten anhand der Schrift im Herzen des Menschen geprüft werden müssen. Jesus redet sich den Mund darüber fusselig, wie es zu einem unreinen Geist im Menschen kommt und darüber was Herzensbildung ist – und was macht Markus?

Markus macht sich mittendrin auf seine unnachahmlich trockene Art darüber lustig, dass selbst so mancher Jünger Jesu offenbar kein Wort davon verstanden hat, weil er immer nur ans Essen denkt! Ich sehe sie förmlich vor mir, wie diese angestrengt über die Verdauung des Menschen grübelnden Gesichter der Jünger sich aufhellen, als sie meinen, verstanden zu haben, was Jesus da sagt. Und ganz beiläufig lässt Markus diesen Satz fallen, der punktgenau aufzeigt, was sie gerade denken und wie falsch sie Jesu Worte verstanden haben. „Damit erklärte Jesus alle Speisen für rein.“ Köstlich!

Daaaavon spricht Jesus nicht. Er lehrt seine Lehre aber nicht Kochen. Ich vermute, das war ein Seitenhieb in Richtung der üblichen Verdächtigen – Petrus, Jakobus und Johannes – aber natürlich vor allem ein Wink mit dem Zaunpfahl an so manchen seiner zukünftigen bibeltreu, wörtlich verstehenden Leser.

Humor ist übrigens ein – überraschend geglücktes – hermeneutisches Phänomen. Die zuvor aufgebaute Spannung wird durch das plötzliche Verstehen der Pointe schlagartig wieder abgebaut, wobei es im Herzen bei Knallern wie diesem zu heftigen Erschütterungen kommt. Humor ist spontanes Umdenken durch frohe Botschaft.
Zuletzt geändert von Andreas am Do 17. Okt 2019, 00:57, insgesamt 3-mal geändert.
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Opa Klaus
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Re: Die Texte der Bibel sind nicht mehr das Wort Gottes?

Beitrag von Opa Klaus »

Mein lieber Andreas, wenn Du Deine ganze Mühe anstatt auf einen Nebenschauspielplatz
lieber auf die Hauptsache, auf das unveränderliche Schöpfungs-Grundkonzept Gottes ausrichten würdest,
wäre das viel nützlicher. Gottes Grundkonzept beinhaltet Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Die letzten beiden genannten sollten uns besonders interessieren, weil wir davon direkt betroffen sind.

>>> und dann geht's los mit der verfälschten oder klaren unverzerrten Kenntnisnahme dieses Konzeptes.
Die vielen widersprüchlichen Exegesen beweisen keine große vernünftige Liebe zu Gott sondern Eigensinn und
Selbstbeweihräucherung. Es fehlt das Vertrauen in Gottes Hilfe bei der Wahrheitsfindung. Es fehlt auch das gottgefällige Motiv. So bleiben solchen dann die "Geheimnisse des Reiches Gottes verschlossen".
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Andreas
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Re: Die Texte der Bibel sind nicht mehr das Wort Gottes?

Beitrag von Andreas »

Nach diesem ernst zu nehmenden Zwischruf nun die Auflösung der Pointe ...

... doch dann nimmt die ganze Sache eine verblüffende Wende ...

Diese andauernde Verwechslungskomödie mit der Lehre und dem Brot ist der Running Gag im Markusevangelium. Mal sehen, was der wandernde Ernährungsberater sonst noch so auf der Pfanne hat.
Mk 6,47-52 Elberfelder 2006 hat geschrieben:Und als es Abend geworden, war das Boot mitten auf dem See und er allein auf dem Land. Und als er sie beim Rudern Not leiden sah, denn der Wind war ihnen entgegen, kommt er um die vierte Nachtwache zu ihnen, indem er auf dem See einherging; und er wollte an ihnen vorübergehen. Sie aber sahen ihn auf dem See einhergehen und meinten, es sei ein Gespenst, und schrien auf; denn alle sahen ihn und wurden bestürzt. Er aber redet sogleich mit ihnen und spricht zu ihnen: Seid guten Mutes! Ich bin es. Fürchtet euch nicht! Und er stieg zu ihnen in das Boot, und der Wind legte sich. Und sie entsetzten sich sehr über die Maßen; denn sie waren durch die Brote nicht verständig geworden, sondern ihr Herz war verhärtet.
Die meisten nehmen den letzten Satz kaum wahr, weil sie so begeistert von dem Wunder Jesu sind, der den Wind stillt. Oft ist in der Bibel das Nebensächliche, das was unscheinbar am Wegesrand der Texte wächst, der Schlüssel. Was um Himmelswillen haben die Brote hier zu suchen? Das ergibt doch kaum einen Sinn, außer dem: Sie sehen die Wunder, aber glauben wohl noch nicht recht dran, dass Jesus wirklich Wunder wirken kann.

Hier dazwischen macht Markus seinen Witz, auf den ich im letzten Post aufmerksam machte.

Wieder mal auf dem See ... Der See ist ein ganz spezielles "Bühnenbild" des Markus, welches immer eine tiefere Bedeutung signalisieren soll.

Der nächste Akt in der Verwechslungskomödie:
Mk 8,14-21 Elberfelder 2006 hat geschrieben:Und sie vergaßen, Brote mitzunehmen, und außer einem Brot hatten sie nichts bei sich auf dem Boot. Und er gebot ihnen und sprach: Seht zu, hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und dem Sauerteig des Herodes! Und sie überlegten miteinander: <Das sagt er,> weil wir keine Brote haben. Und er erkannte es und spricht zu ihnen: Was überlegt ihr, weil ihr keine Brote habt? Begreift ihr noch nicht und versteht ihr nicht? Habt ihr euer Herz verhärtet? Augen habt ihr und seht nicht? Und Ohren habt ihr und hört nicht? Und erinnert ihr euch nicht, als ich die fünf Brote unter die Fünftausend brach, wie viele Handkörbe voll Brocken ihr aufgehoben habt? Sie sagen zu ihm: Zwölf. Als <ich> die sieben unter die Viertausend <brach>, wie viele Körbe voll Brocken habt ihr aufgehoben? Und sie sagen: Sieben. Und er sprach zu ihnen: Versteht ihr noch nicht?
Welch herrliche Ironie! Das wahre Wunder ist, dass Markus seinen Jesus förmlich aus dem Buch, das der Leser gerade in Händen hält, heraustreten lässt, um die Leser zu fragen:

„Versteht ihr immer noch nicht?“

„Wer jetzt? ... Ich?“

„Ja, ich frage Dich. Du bist es doch, der diese Zeilen gerade liest, nicht wahr?“

„Ähhh ... doch ... schon ... na so was!“

„Und? Was will dir Markus damit sagen?“

„Dass es gar nicht ums Brot geht? Das bei den Brotvermehrungen gar kein Brot unter die Leute verteilt wurde? Ahh, die Jünger sollten deine Lehre unters Volk bringen. Und dass sie darin besser wurden erkennt man daran, dass beim zweiten Mal pro Kopf weniger übrig blieb, also vom Volk weniger nicht verdaut ähh verstanden worden ist. Weil deine Jünger dich schon besser verstanden hatten, verstand auch das Volk die Lehre besser, welche nun die Jünger austeilten?
Wenn du also fragst: ‚Versteht ihr noch immer nicht‘, sollte man sich Gedanken darüber machen, was man noch nicht verstanden haben könnte, und sich nicht zu sehr an das klammern, was man meint verstanden zu haben.“

„Na also. Geht doch. Zum Verstehen gehört, das eigene Verständnis immer wieder auf den Prüfstand zu stellen.“

„Einen Moment noch! Was ist die Lehre, die du und die Jünger da austeilten? Darüber schreibt Markus ja gar nichts.“

„Wir haben da gar nichts ausgeteilt. Der Text des Markus ist der Text des Markus. Die Wirklichkeit ist die Wirklichkeit. Es ist also Markus der hier eine Lehre austeilt, die er von uns gelernt hat.
Markus lehrt euch also, dass es zum Lehren der Lehre gehört, dass der Lehrer verstanden haben muss, was sein Lehrer ihn lehrte. Dessen muss sich der Lehrer des Lehrers vergewissern.
Es geht aber in erster Linie darum, zu verstehen, wie das Verstehen funktioniert – das ist die Basis allen Lehrens und das Erste was gelehrt werden sollte, wenn man die Lehre lehrt.
Auswahl der Zwölf – Ausbildung der Zwölf – Aussenden der Zwölf, das war aber nur der Anfang. Verstanden hatten sie da noch lange nicht, was das Ziel der Lehre ist. Das kam erst viel später durch die Erfahrungen die sie noch erleben sollten. Das alte Lied: Theorie und Praxis.
Wenn du das Verstehen besser verstehen willst, mach einfach, was der Engel dir im letzten Kapitel sagt.
Man sieht sich.“

Völlig verdutzt, schau ich mir den kurzen Markusschluss an:
Mk 16,5-8 Elberfelder 2006 hat geschrieben:Und als sie in die Gruft eintraten, sahen sie einen jungen Mann zur Rechten sitzen, bekleidet mit einem weißen Gewand, und sie entsetzten sich. Er aber spricht zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus, den Nazarener, den Gekreuzigten. Er ist auferweckt worden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hingelegt hatten. Aber geht hin, sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er euch nach Galiläa vorausgeht! Dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat. Und sie gingen hinaus und flohen von der Gruft. Denn Zittern und Bestürzung hatte sie ergriffen, und sie sagten niemand etwas, denn sie fürchteten sich.
Zuerst verstand ich natürlich nicht, was der Engel mir (?) zu sagen hat. Soll ich jetzt nach Galiläa fahren, oder was? Irgendwas hatte ich wohl falsch verstanden. Obwohl ... wenn die Frauen niemandem etwas sagten, wie kann dann der Markus davon wissen - oder meinte Jesus eben ... dass sie es deshalb niemandem sagen mussten ... weil ich es ja schon weiß ... ach was, das kann nicht sein. Ich kapier's nicht.
Irgendwas hatte ich bestimmt überlesen. Ich fing also noch mal von vorne an, das Markusevangelium zu lesen. Bald kam ich an diese Stelle:
Mk 1,14-15 Einheitsübersetzung 1980 hat geschrieben:Nachdem man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, ging Jesus wieder nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!

„... ging Jesus wieder nach Galiläa ... Kehrt um ...“ War es das, was mir der Engel im leeren Grab sagen sollte? Langsam dämmerte mir, welches Galiläa er gemeint haben könnte ... obwohl ... das ist doch nicht möglich!

„Dein Glaube hat dir geholfen. Wie ich mich freue, dich hier wieder zu sehen. Lass uns gemeinsam noch eine Runde durch das Markusevangelium gehen. Na los, du wirst sehen, dass diesmal vieles anders sein wird. Der Weg ist derselbe, aber weil du nicht mehr der Gleiche bist, so wie auch ich nicht mehr der Gleiche bin, wirst du Neuland betreten. Fürchte dich nicht. Glaub’ mir, ich kenn mich dort aus und ich bin immer für dich da.“

Es ist wie der Engel sagt: Beim ersten Lesen sucht ihr Jesus den Nazarener - beim zweiten lesen wieder in Galiläa findet ihr den Auferstandenen der euch vorausgeht. Das ist die Wundererzählung des Markus - und an dieses Wunder glaube ich.

Das ist der Hermeneutische Zirkel nach Art des Markus. So tischt er seinen Lesern die Kunst des Verstehens auf: lesen - umkehren - umdenken, das Gute ins Herz, das Schlechte in die Grube, dann wieder lesen - umkehren - umdenken ... erst wenn sich wirklich nichts neues mehr beim Lesen ereignet und es anfängt langweilig zu werden, ist es Zeit, sich vorerst einem anderen Buch der Bibel zu widmen.

Es ist so bereichernd, den vielfältigen Zusammenhängen innerhalb eines biblischen Buches auf die Spur zu kommen. Dazu muss man sich gewissermaßen in dieses Buch einleben. Das ereignet sich aber nur im Hermeneutischen Zirkel wiederholten Lesens.
Dann wird das Ganze mehr, als seine Einzelteile sind.

"Mit welchem Maß ihr messt, wird euch gemessen werden, und es wird euch hinzugefügt werden. Denn wer hat, dem wird gegeben werden; und wer nicht hat, von dem wird auch, was er hat, genommen werden."
Zuletzt geändert von Andreas am Do 17. Okt 2019, 02:38, insgesamt 2-mal geändert.
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