Sozial-moralische Weltverbesserungsagentur über die RKK

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Münek
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Re: Sozial-moralische Weltverbesserungsagentur über die RKK

Beitrag von Münek »

PeB hat geschrieben: So 8. Mär 2020, 09:11
Münek hat geschrieben: Sa 7. Mär 2020, 00:52 Richtig. Jahwe reißt seinen treuen und gottesfürchtigen Knecht Hiob ohne Grund ins Verderben und schiebt Satan dafür die Verantwortung zu. Ein unmögliches Verhalten, das eines selbstbewussten Gottes doch eigent-
lich unwürdig sein sollte.

[...]
Natürlich hat Gott sich dazu hinreißen lassen. Er selbst bezeichnet sich schließlich als der VERDERBER Hiobs; Satan fungierte nur als sein willfähriger Vollstrecker.
Also: ich lese da, dass Satan Gott versuchen wollte, Hiob zu verderben.Er hat es aber nicht getan.
Mein lieber PeB.

Du kannst es drehen und wenden wie Du willst. Aber an dem EINGESTÄNDNIS Gottes, ER sei es gewesen, der Hiob ins Verderben gerissen habe, kommst Du NICHT vorbei.


Jahwe als UNHEILSBRINGER (= Jes. 45:7) "ums Verrecken" nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen, zeugt von einer gehörigen Portion Selbstbetrug und einem Mangel an intellektueller Redlichkeit. Diesen deutlichen Vorwurf musst Du Dir gefallen lassen.


Die Klage Hiobs richtet sich gegen Gott: "Zu Gott blickt tränend auf mein
Auge, dass er Recht schaffe dem Manne GEGEN GOTT." - Hi 16:21,22.
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Münek
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Re: Sozial-moralische Weltverbesserungsagentur über die RKK

Beitrag von Münek »

Hiob hat geschrieben: Sa 7. Mär 2020, 08:47
Münek hat geschrieben: Sa 7. Mär 2020, 01:52 Du kannst nicht zum Kern der Aussage Gottes vordringen, wenn Du das offensichtlich erkennbar Böse, Unheil-volle, Dunkle und Unberechenbare, das in Jahwe schlummert, aus persönlichen Glaubensgründen von vorn-
herein ausschließt, weil Du es nicht wahrhaben willst bzw. den Gedanken daran nicht ertragen kannst.
Das verstehst Du offenbar unter "Kern" - da sind wir ganz weit auseinander.
In der Tat ist Selbstbetrug nicht so mein Ding. Ich zähle mich mehr zur "Gruppe der Knochenehrlichen". :)

Es gibt einige wirklich große Theologen, die ich auch dazu zähle. Ratzinger gehört nicht dazu.
Hiob hat geschrieben:Das Böse und Dunkle "schlummert" gerade NICHT in Gott.
Doch - und Gott macht daraus nicht einmal ein Geheimnis. Im Gegenteil: Er prahlt mit dem willkürlichen Umgang seiner Allmacht (Jes. 45:7).
Hiob hat geschrieben:vielmehr thematisiert Gott es in der Schöpfung. - Dass dies unberechenbar für den Menschen ist, ist wahr.
Nein - Gott gibt aus dem Munde des Propheten Deutero-Jesaja lauthals kund, dass er es ist, der Unheil WIRKT. (nicht nur thematisiert).

Sein grundlos bösartiges Verhalten im Hiob-Drama ist nur ein Beispiel von vielen im Alten Testament.
Hiob hat geschrieben:Unter "Kern" verstehe ich, dass "Welt im Wesen Gottes" gut ist, aber böse wird, wenn sie der un-geistlichen Eigen-Orientierung des Menschen ausgesetzt wird.
Mit dieser Einstellung schiebst Du Gottes SELBSTANSPRUCH beiseite, Verursacher (auch) des Bösen zu sein.

Die unmenschliche Quälerei Hiobs geht allein auf sein Konto. Das ist ihm bewusst.


Hiob hat geschrieben:DARAUF reagiert Gott, wenn er sie dem Menschen "strafend" vorhält.
Im Hiobdrama hält Gott seinem Knecht Hiob "NICHTS strafend vor." Lesen kannst Du doch noch. Oder?
Hiob hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Sa 7. Mär 2020, 01:52 Aber das ist genau das, was der Philosoph Thomas Metzinger als "mangelnde intellektuelle Redlichkeit" bezeichnet. Es geht darum, sich selbst gegenüber knochenehrlich zu sein und der Versuchung zu widerstehen, sich selbst "schö-ner Gedanken wegen" in die Tasche zu lügen.

Dazu scheinst Du offensichtlich nicht in der Lage zu sein. Das ist mein fester Eindruck.
Wenn es Metzinger so meinen würde, wäre dies traurig.
Metzinger meint es genau so. Und in der Tat können Wahrheiten traurig sein.
Hiob hat geschrieben:er müsste als Philosoph in der Lage sein, die geistlichen Grundlagen des Christentums zu verstehen, selbst wenn er andere Grundlagen hat.
Du solltest davon ausgehen, dass dieser Philosoph die "geistlichen Grundlagen des Christentums" genauestens kennt und versteht. :)
Hiob hat geschrieben:Da ist die Theologie übrigens souveräner: Sie würde Metzinger nicht mangelnde Redlichkeit vorwerfen (warum ad hominems?), sondern einen geistlichen Irrweg.
Von Souveränität der KIRCHE ist weit und breit nichts mehr zu sehen. Diese Macht wurde ihr durch die Aufklärung mit Hilfe des Staates genommen.

Für religiöse Ideologen gehört es zu ihrem täglichen Brot, Andersglaubenden "geistliche Irrwege" zu attestieren. :)
Hiob hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Sa 7. Mär 2020, 01:52 Blablabla. Grundlose erbarmungslose Quälerei ist das BÖSE schlechthin. Punkt!
Es ist der "Hinderer", der quält - Gott lässt es nur zu.
In der Tat macht sich der Gott des Alten Testaments bei seinem bösen Wirken nur in Ausnahmefällen selbst die Finger schmutzig. Dafür gibt es Würgeengel und böse Geister.

Das ändert nichts an dem Ursprung des Dunklen, Unheilvollen, Unberechenbaren, Bösen in der Person Jahwes.
Hiob hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Sa 7. Mär 2020, 01:52 Die mythologische Gestalt des Satan im Alten Testament erscheint dort weder als Widersacher Gottes noch als Personifizierung des Bösen.
Das widerspricht dem, was ich Dir aus der jüdischen Seite her zitiert habe - scroll nochmal zurück. --- Aber da scheinst Du Dich festzubeißen.
Nö - ich erwarte nur mit Fug und Recht, dass Du Deine Behauptungen mit BIBELZITATEN aus dem Alten Testament und nicht mit obskuren Wiedergaben aus Wiki belegst.

Das Entscheidende ist, dass Du dazu nicht in der Lage bist.
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Re: Sozial-moralische Weltverbesserungsagentur über die RKK

Beitrag von PeB »

Lieber Münek,
Münek hat geschrieben: So 8. Mär 2020, 22:31 Du kannst es drehen und wenden wie Du willst. Aber an dem EINGESTÄNDNIS Gottes, ER sei es gewesen, der Hiob ins Verderben gerissen habe, kommst Du NICHT vorbei.[/b]

Jahwe als UNHEILSBRINGER (= Jes. 45:7) "ums Verrecken" nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen, zeugt von einer gehörigen Portion Selbstbetrug und einem Mangel an intellektueller Redlichkeit. Diesen deutlichen Vorwurf musst Du Dir gefallen lassen.


Die Klage Hiobs richtet sich gegen Gott: "Zu Gott blickt tränend auf mein
Auge, dass er Recht schaffe dem Manne GEGEN GOTT." - Hi 16:21,22.
Mein Widerstand mag daran liegen, dass ich es nicht verstehe.
In die biblische Frühzeit zurückblickend muss ich allerdings eingestehen, dass Gott ALLES geschaffen hat - also auch die Schlange und das Unheil.
Oder sagen wir so: wo Licht ist, ist auch Schatten.

"Unheil" ist ja nicht das Problem (Jesaja-Zitat), denn natürlich brachte Gott beispielsweise Unheil über Israel, als er es von Assyrien erobern ließ. Ich hadere ein wenig mit der "Funktion" des Unheils bei Hiob. Hatte das einen Effekt, den man unter den Begriff "Gerechtigkeit" subsumieren kann?
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Re: Sozial-moralische Weltverbesserungsagentur über die RKK

Beitrag von Hiob »

Münek hat geschrieben: So 8. Mär 2020, 23:27 Nö - ich erwarte nur mit Fug und Recht, dass Du Deine Behauptungen mit BIBELZITATEN aus dem Alten Testament und nicht mit obskuren Wiedergaben aus Wiki belegst.

Das Entscheidende ist, dass Du dazu nicht in der Lage bist.
Bei Vorverständnissen wie den Deinen kann ich das in der Tat nicht. - Das Problem ist nicht die Bibel, sondern die Grundlagen, selbige zu interpretieren. --- Unsere Zeit besteht in modernem Selbstbewusstsein darauf, dass ihre Grundlagen/Vorverständnisse die maßgeblichen sind - UND versteigt sich manchmal sogar in den Anspruch, dass ihre Vorverständnisse keine Vorverständnisse seien. - Perfekte Selbst-Immunisierung.

Um nicht doppelt zu antworten: Bei PeB gehe ich noch mal im folgenden drauf ein.

PeB hat geschrieben: Mo 9. Mär 2020, 07:04 Ich hadere ein wenig mit der "Funktion" des Unheils bei Hiob. Hatte das einen Effekt, den man unter den Begriff "Gerechtigkeit" subsumieren kann?
Im heutigen Verständnis des Begriffes "Gerechtigkeit" würde ich ebenfalls hadern. Aber man darf eben das heutige Verständnis nicht anwenden.

Wie gelegentlich erwähnt, wird das, was wir als "Gerechtigkeit" rezipieren, von Buber als "Bewahrheitung" übersetzt. - Damit ist also nicht gemeint "Habe ich etwas verbrochen und werde jetzt sanktioniert", sondern "Bin ich von der Wahrheit fern und werde ihr nähegeführt".

Verbrochen hat Hiob nichts - er war und bleibt immer "untadelig". Insofern ist mit "Gerechtigkeit" im modernen Sinne nichts anzufangen - wo soll man richten, wenn keine Tat begangen wurde? ---- Aber Hiob ist der Wahrheit fern, wenn er meint, sein Leiden habe etwas mit "Ich habe etwas verbrochen" zu tun. - Nun erkennt er dies sogar, indem er seine drei Freunde argumentativ auseinandernimmt, die noch viel stärker als er in diese Richtung argumentieren. - Am Ende ist klar: Leid ist NICHT notwendigerweise Folge von eigenem Fehlverhalten. - Aber Folge wovon ist es dann?

Hier kommt die Antwort in einer Rede Gottes, der unterm Strich sagt: "Du menschlicher Wurm: Du hast nicht zu richten, was an Leid auf Dich zukommt - Du kannst es nicht beurteilen" - vgl. hier auch im NT das "Die Rache ist mein", was ja nicht heißt "Ich kann härter zuschlagen als Ihr Menschen", sondern "Haltet Euch da raus - Ihr könnt das nicht beurteilen".

Spätestens hier kommen wir zur Frage, was eigentlich Leid ist. - Eine Antwort ist "Näherführung an Gott". - Dazu gibt es einige Traditionen im Christentum.
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Re: Sozial-moralische Weltverbesserungsagentur über die RKK

Beitrag von PeB »

Hiob hat geschrieben: Mo 9. Mär 2020, 08:44
Münek hat geschrieben: So 8. Mär 2020, 23:27 Das Entscheidende ist, dass Du dazu nicht in der Lage bist.
Bei Vorverständnissen wie den Deinen kann ich das in der Tat nicht.
Darf ich dir einen Rat geben: verzichte auf offensichtliches Reizvokabular. Denn sobald du "Vorverständnis" sagst, hört dir keiner mehr zu, obwohl du etwas zu sagen hast.
Ich würde deine Aussage anders - vielleicht satirisch - formulieren:
Es gibt nur zwei Größen im Universum, die allwissend sind, nämlich
1. Gott
2. Atheisten ;)
Hiob hat geschrieben: Mo 9. Mär 2020, 08:44
PeB hat geschrieben: Mo 9. Mär 2020, 07:04 Ich hadere ein wenig mit der "Funktion" des Unheils bei Hiob. Hatte das einen Effekt, den man unter den Begriff "Gerechtigkeit" subsumieren kann?
Aber Hiob ist der Wahrheit fern, wenn er meint, sein Leiden habe etwas mit "Ich habe etwas verbrochen" zu tun.
Leuchtet ein. Hiob haderte mit Gott und zweifelte daher am Glauben. Am Ende führt ihn sein Erlebtes aber zum Glauben zurück - er wurde gerechtfertigt. Gefällt mir.
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Re: Sozial-moralische Weltverbesserungsagentur über die RKK

Beitrag von Hiob »

PeB hat geschrieben: Mo 9. Mär 2020, 09:31 Darf ich dir einen Rat geben: verzichte auf offensichtliches Reizvokabular. Denn sobald du "Vorverständnis" sagst, hört dir keiner mehr zu, obwohl du etwas zu sagen hast.
Ich würde deine Aussage anders - vielleicht satirisch - formulieren:
Es gibt nur zwei Größen im Universum, die allwissend sind, nämlich
1. Gott
2. Atheisten
:lol: --- Dann gib mir noch einen anderen Rat: Wie würdest Du das nennen, mit dem jemand in seiner eigenen geistigen/geistlichen Konstituierung in eine Frage hineingeht? - Jede Antwort ist gut, solange Du auf das Wort "Vorverständnis" verzichtest. :D
PeB hat geschrieben: Mo 9. Mär 2020, 09:31 Hiob haderte mit Gott und zweifelte daher am Glauben. Am Ende führt ihn sein Erlebtes aber zum Glauben zurück - er wurde gerechtfertigt.
So ist es. - Du ermutigst mich zu einer kleinen Ausführung:

19,25 Doch ich, ich weiß: mein Erlöser lebt, als letzter erhebt er sich über dem Staub. Ohne meine Haut, die so zerfetzte, und ohne mein Fleisch werde ich Gott schauen
<Buber: „Da ich doch weiß, mein Auslöser lebt, und als der Spätgekommne wird vortreten er überm Staub, und noch nachdem meine Haut, dies da, zerfetzt ist, noch von meinem Fleisch aus werde ich Gott schauen“>


Der innere Kampf Hiobs zwischen welt-orientierter Bitternis und gott-orientierter Hoffnung (vgl. zu 17,15f) scheint sich vor dem Hintergrund persönlichen Leidens, in der sogar „mein Atem ... meiner Frau zuwider <ist>“ (19,17), an dieser Stelle zugunsten der Hoffnung zu entscheiden.

Bemerkenswert ist, dass die damit zum Ausdruck kommende Trennung des Eins-Seins (vgl. zu Gen. 2,23f) von Mann und Frau beispielhaft dafür benannt wird, was den Weg zu einem Eins-Sein mit Gott weist – so als stünde der „fremde Odem“ (vgl. Buber: 19,17) zwischen Hiob und seiner Frau für Hiobs Entbindung vom fremd-gewordenen Dasein, so wie es im gleichen Sinne umgekehrt so erscheint, als sei das Dasein in Gestalt der „Söhne meines Mutterleibs“ (Buber: 19,17) (also der Kinder seiner Frau und somit der Frucht seines Eins-Seins mit seiner Frau) von Hiob angeekelt (vgl. Buber: 19,17).

Dieser Gedanke bedarf eines Rückblicks: Der Mensch (adám) ist geschaffen als Geschöpf der Erde und somit des Bodens (adamáh = Ackerboden) (vgl. zu Gen. 2,7), empfängt aber seinen ebenbildlichen Geist aus dem Sein durch den „Lebensatem“ (vgl. Gen. 2,7) des Heiligen Geistes – dieser göttliche Lebensatem bedingt den Begriff der „Ebenbildlichkeit“. In diesem Bild ist der menschliche Geist genau wie der göttliche Geist ein Phänomen, das in der Daseins-Zeit als Schöpfungs-Größe wahrgenommen wird, aber seinem Wesen nach überzeitliches (vgl. zu Gen. 1,1) Sein ist. Damit bezeichnet Adams Gemeinschaft mit Gott (vor der Schaffung Evas) eine dimensional vertikal angelegte Gemeinschaft zwischen Mensch und Gott, also zwischen Schöpfung und Schöpfer.

Mit der Existenz der „seinesgleichen“ Gefährtin schafft Gott daraufhin ein Drittes, das ein eigenes Gemeinschaftsrecht zur Gemeinschaft zwischen Gott und Adam hat (vgl. zu Gen. 2,23f). Damit wird in Eva der dimensional vertikal angelegten Gemeinschaft zwischen Sein und Schöpfung eine horizontal angelegter Gemeinschaft, also innerhalb der Schöpfung, hinzugefügt. – Die Tatsache, dass die Warnung vor dem Baum (vgl. Gen. 2,16) und die Ankündigung der Gefährtin (vgl. Gen. 2,18) im Bibeltext unmittelbar hintereinander folgen, legt den inhaltlichen Zusammenhang dieser beiden Motive nah - beide Motive weisen auf ein Drittes zwischen Gott und Adam hin: Der Baum durch seine Sterblichkeits-Drohung, die Gefährtin durch ihre Beziehungs-Konkurrenz zu Gott. Setzt sich dieses Dritte jeweils durch, sind Gott und Adam getrennt.

Unterm Strich heißt dies, dass die gleichdimensionale menschliche Gemeinschaft innerhalb der Schöpfung zu einem Zurücktreten der dimensions-übergreifenden Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch führt. – Dieser spirituelle Vorgang bei Adam scheint bei Hiob umgekehrt zu werden, indem sich Hiob gleichsam von Frau und Freunden zu trennen scheint zu Gunsten einer „Auslösung“ (vgl. 19,25) durch Gott, die „ohne sein Fleisch“ (vgl. 19,25) stattfinden soll. – Spirituell ist dies dahingehend deutbar, dass Hiob damit im Gegensatz zur früheren Überzeugung eines Wohl-Lebens im Dasein (vgl. zu 7,9) ein Leben nach seinem Tod „ohne sein Fleisch“ für möglich hält. – In diesem Sinne mag man Hiobs Daseins-Leid (vgl. zu Gen. 3,16) als Gleichnis für die Abstreifung des Leiblichen hin zu einer geistigen Existenz im Sein interpretieren – dieser Gedanke erscheint als Quantensprung im Vergleich zum üblichen volksgöttischen Glauben (vgl. zu Neh. 1,10, Tob. 2,13, Jud. 9,2, 2Mak. 7,23 und 2Mak. 12,43).

Um es etwas giftig abzurunden: Die geistlichen Dimensionen, die im Buch "Hiob" thematisiert werden, werden in den meisten heutigen Auslegungen mangels Masse überhaupt nicht erkannt.
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Re: Sozial-moralische Weltverbesserungsagentur über die RKK

Beitrag von PeB »

Hiob hat geschrieben: Mo 9. Mär 2020, 09:50
:lol: --- Dann gib mir noch einen anderen Rat: Wie würdest Du das nennen, mit dem jemand in seiner eigenen geistigen/geistlichen Konstituierung in eine Frage hineingeht? - Jede Antwort ist gut, solange Du auf das Wort "Vorverständnis" verzichtest. :D [/quote]
"Persönliche Meinung"? ;)
Hiob hat geschrieben: Mo 9. Mär 2020, 09:50 Du ermutigst mich zu einer kleinen Ausführung:
[...]
Um es etwas giftig abzurunden: Die geistlichen Dimensionen, die im Buch "Hiob" thematisiert werden, werden in den meisten heutigen Auslegungen mangels Masse überhaupt nicht erkannt.
Ja. Aber womöglich ist der von dir gepostete Text auch ein wenig über's Ziel hinausgeschossen.
Ich würde es ein bisschen einfacher, vielleicht auch 'naiver' sehen. Eva ist nicht per se das Problem, vielmehr wurde sie erschaffen, weil es nicht gut ist, dass der Mensch alleine sei.
Eva lenkt nicht per se den Blick von Gott weg. Sie kann den Blick auch zu ihm hinführen. Sie liefert die Möglichkeit für eine äußere Reflexion der Welt, die auch zu Gott hinführen kann. Das ist die Idee von 'Gemeinde'.

Aber der Bezug von Hiob auf den Sündenfall ist gut, da das Thema (wie übrigens überall in der Bibel) hier das Gleiche ist: Abfall von Gott in Ermangelung von Glauben.
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Re: Sozial-moralische Weltverbesserungsagentur über die RKK

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PeB hat geschrieben: Mo 9. Mär 2020, 10:02 "Persönliche Meinung"?
Das ist zu wenig reflektierend. --- Stelle Dir mal vor, dass ich zu dem Thema, über das Du archäologisch promoviert hast, irgendetwas sagen würde, bei dem Du Dir die Haar raufst - und ich würde dann sagen: "Es steht 1 :1 - Du hast Deine persönliche Meinung, ich habe meine persönliche Meinung". - Mit Deinem Vorverständnis würdest Du doch ganz anders da stehen, oder nicht?
PeB hat geschrieben: Mo 9. Mär 2020, 10:02 Eva ist nicht per se das Problem, vielmehr wurde sie erschaffen, weil es nicht gut ist, dass der Mensch alleine sei.
Es geht mir nicht um die arme Eva. - Der Mann soll doch deshalb nicht allein (mit Gott) sein, weil er in der Schöpfung "Seinesgleichen" haben soll. - Das geht aber nur dann, wenn wenn man "Vater und Mutter" (alias Gott) verläßt.

Der Zölibat ist genau so begründet: Katholische Priester und auch Nonnen-Orden verzichten auf das "Seinesgleichen im Fleisch", um sich diesem Zustand vor dem "Fall" anzunähern (mit allen Risiken und Nebenwirkungen). - Es ist dabei egal, ob ein Mann auf die Frau oder die Frau auf den Mann verzichtet.
PeB hat geschrieben: Mo 9. Mär 2020, 10:02 Eva lenkt nicht per se den Blick von Gott weg. Sie kann den Blick auch zu ihm hinführen.
Aber erst, NACHDEM beide "ein Fleisch" sind. - Das heißt: Die Trennung von Gott muss sein, um danach die Wieder-Vereinigung anstreben zu können. - Das ist die Heilsgeschichte.
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Re: Sozial-moralische Weltverbesserungsagentur über die RKK

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Hiob hat geschrieben: Mo 9. Mär 2020, 10:27
PeB hat geschrieben: Mo 9. Mär 2020, 10:02 "Persönliche Meinung"?
Das ist zu wenig reflektierend.
Gebe ich gerne zu. Andererseits läuft auch "Vorverständnis" genau darauf hinaus. In einer naturwissenschaftlich geprägten Welt verdrängen wir allzu gerne, dass jegliche Lebenäußerung subjektiv unterfüttert ist.
Hiob hat geschrieben: Mo 9. Mär 2020, 10:27 Der Zölibat ist genau so begründet: Katholische Priester und auch Nonnen-Orden verzichten auf das "Seinesgleichen im Fleisch"
...und verzichtet damit auf eine äußere Reflexion im Alltag. Das merkt man katholischen Priestern dann auch deutlich an. ;)
Hiob hat geschrieben: Mo 9. Mär 2020, 10:27
PeB hat geschrieben: Mo 9. Mär 2020, 10:02 Eva lenkt nicht per se den Blick von Gott weg. Sie kann den Blick auch zu ihm hinführen.
Aber erst, NACHDEM beide "ein Fleisch" sind. - Das heißt: Die Trennung von Gott muss sein, um danach die Wieder-Vereinigung anstreben zu können. - Das ist die Heilsgeschichte.
Einspruch:
Eva hätte auch mit Adam reflektieren können: ey, hör mal, die Schlange hat gesagt...Was meinst du denn dazu.
Darauf hat sie verzichtet. Das hätte aber ihren Glauben bewahren können.
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Re: Sozial-moralische Weltverbesserungsagentur über die RKK

Beitrag von Hiob »

PeB hat geschrieben: Mo 9. Mär 2020, 10:59 In einer naturwissenschaftlich geprägten Welt verdrängen wir allzu gerne, dass jegliche Lebenäußerung subjektiv unterfüttert ist.
So ist es - genau das ist "Vorverständnis". ---- SChlaue Leute nennen das "Verschmelzung von Subjekt- und Objekt-Horizont". ---- Wissenschaftler übersehen gelegentlich, dass dies auch für sie selber gilt. --- Denn was hermeneutisch "Vorverständnis" heißt, heißt dort "Modell". - Konkret:

Da ist bspw. ein Modell aus dem historisch-kritischen Feld mit all seinen Definitionen. - Man beobachtet, beschreibt und interpretiert dann dieses mit seinem Modell aus dem definierten Feld. - Das ist in sich im besten Fall schlüssig, muss aber nicht wahr sein. - Es ist mir ein Rätsel, warum dies gelegentlich von Wissenschaftlern bestritten wird.
PeB hat geschrieben: Mo 9. Mär 2020, 10:59 Hiob hat geschrieben: ↑
Mo 9. Mär 2020, 10:27
Der Zölibat ist genau so begründet: Katholische Priester und auch Nonnen-Orden verzichten auf das "Seinesgleichen im Fleisch"

...und verzichtet damit auf eine äußere Reflexion im Alltag. Das merkt man katholischen Priestern dann auch deutlich an.
Richtig - das ist dann die "böse" Ausformung eines an sich guten Gedankens. - Nebenbei: Ich verstehe zwar die Gründe für das Zölibat und denke auch, dass es Menschen gibt, auf die es passt. Jedoch bin ich trotzdem dagegen, dass es für geistliche zur Pflicht gemacht wird. - Denn auch Geistliche leben in der Welt und sollten dort nicht einen Idealzustand des Geistlichen simulieren. - Mit "ideal" meine ich, was Jesus meint, wenn er darauf hinweist, dass es im himmlischen Reich keine unterschiedlichen Geschlechter mehr geben wird. - Aber dort sind wir halt nicht - das gilt auch für Priester.
PeB hat geschrieben: Mo 9. Mär 2020, 10:59 Eva hätte auch mit Adam reflektieren können: ey, hör mal, die Schlange hat gesagt...Was meinst du denn dazu.
Sie konnte zu diesem Zeitpunkt genauso wenig reflektieren wie Adam - das geht erst danach. --- Das, worauf Du anspielst, ist Nachplappern (auch noch fehlerhaftes Nachplappern). - Eva kann wiedergeben, was Gott gesagt hat, kapiert es aber nicht.

Stelle Dir vor, ein Angestellter plappert nach, was der Konzernchef vorgegeben hat - satirisch formuliert:
Chef: "Ich erwarte, dass alle Angestellte in blauen T-Shirts zur Arbeit kommen".
Angestellter: "Aber der Chef hat doch gesagt, dass wir blau zur Arbeit kommen sollen".
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