Die Muse küsste

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Magdalena61
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Die Muse küsste

Beitrag von Magdalena61 »

Manchmal sprechen Zeitgenossen unsinnige Worte, oder, wie der Schwabe sagt: "Dui schwätzet ämoll saudomm an di naa."

Diese Pfeile kommen unerwartet, und der feige Schütze sucht sofort das Weite, damit er peinlichen Nachfragen und dem berechtigten Kontra entgeht. Das heißt: Wenn ein solcher Umweltverschmutzer an dir vorüberzieht, hast du definitiv die A.... karte.
Es sei denn, du bist schlagfertig und dir fällt schnell etwas ein.

Als Christ soll man aber nun gewisse Grenzen nicht überschreiten. Nicht Böses mit Bösem vergelten. Immer schön freundlich bleiben, keep smiling. Wenn man mit gemeinen Pfeilen beschossen wird, dann regt sich aber der Ärger, und das zu Recht!
:x
Frage: Was bleibt also zu tun?

Antwort: Ebenfalls "saudomm rausschwätze". Was sonst. Klaro.

Als wohlerzogener Mensch weiß man oftmals nicht so richtig, wie man auf versteckte oder offensichtliche Bosheit antworten soll. Da habe ich nun gestern aus aktuellem Anlass einen Spruch gebastelt, diesen auf zwei Haftnotizzetteln festgehalten und meinen Söhnen zur Verfügung gestellt.

Mich küsste unerwartet die Muse. Daran möchte ich euch natürlich teilhaben lassen. :D

Meint also so ein Kontrollfreak, er oder sie müsse dich mal wieder mit spitzfindigen Verdrehtheiten herunterputzen, und du weißt nicht gleich, was du sagen sollst, damit du nicht wie ein kompletter Idiot dastehst, wie ein unbeherrschter Agro oder wie ein begossener Pudel, dann darfst du diesen Spruch gerne aufsagen. Du musst dabei in die Rolle von Heinz Erhardt schlüpfen. Dann hast du auch im Kollegenkreis die Lacher auf deiner Seite.
:mrgreen: :angel:

Jetzt muss ich meinen Sohn fragen, ob ich die Zettel nochmal kurz haben kann. Weil ich nicht mehr genau weiß, wie ich die Spielanweisungen formuliert hatte. Kleinen Moment, bitte.
God bless you all for what you all have done for me.
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Magdalena61
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Re: Die Muse küsste

Beitrag von Magdalena61 »

Die Muse ließ folgenden Spruch fallen:

"Der Checker checkt, was er nicht soll
und macht dabei die Hosen voll
."

Diese Zeilen sind mit Ernst und allem Nachdruck vorzutragen. Nicht zu schnell, nicht erregt, sondern mit ruhiger Stimme und gefestigten Tones.

Der Kontrollfreak wird eventuell noch weiteren Unsinn entgegnen. Dann, und egal, was er sagt! lautet die Antwort, im Brustton der Überzeugung und eventuell mit einem leicht beleidigten Unterton:


"Genau!"
.

Sollte noch eine weitere Reaktion erforderlich werden, so wäre die Erwähnung einer Definition zu empfehlen, und zwar:

"Lyrik".

(Das weiß doch jeder.)

Weitere Küsse sind gerne gesehen. Wir denken an die armen Abiturienten und sammeln milde Gaben für die Nachzuchten junge Generation.
LG
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Sunbeam
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Re: Die Muse küsste

Beitrag von Sunbeam »

Magdalena61 hat geschrieben: Mi 20. Mai 2020, 17:40 Die Muse ließ folgenden Spruch fallen:

"Der Checker checkt, was er nicht soll
und macht dabei die Hosen voll
."

Diese Zeilen sind mit Ernst und allem Nachdruck vorzutragen. Nicht zu schnell, nicht erregt, sondern mit ruhiger Stimme und gefestigten Tones.

Der Kontrollfreak wird eventuell noch weiteren Unsinn entgegnen. Dann, und egal, was er sagt! lautet die Antwort, im Brustton der Überzeugung und eventuell mit einem leicht beleidigten Unterton:


"Genau!"
.

Sollte noch eine weitere Reaktion erforderlich werden, so wäre die Erwähnung einer Definition zu empfehlen, und zwar:

"Lyrik".

(Das weiß doch jeder.)

Weitere Küsse sind gerne gesehen. Wir denken an die armen Abiturienten und sammeln milde Gaben für die Nachzuchten junge Generation.
LG
Ich weiß jetzt nicht so richtig - wie, aber ich versuche es einfach mal:

Gern nascht der Has vom Branntweinfass
und ist des Morgens vom Branntwein nass...

oder:

Was Gott, der Herr, den Menschen schickt,
das ward oft vom Psalter aufgepickt...
Hiob
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Re: Die Muse küsste

Beitrag von Hiob »

"Das Mädchen mit dem schicken Duft // vermählt sich mit dem dicken Schuft."

"Der Kurti ließ ein Stinkerl wehn, // drum muss er jetzt im Winkerl stehn!"

"Der Mond am Himmel golden hing, // als ich zu meiner Holden ging."

"Der Schnee, den du in Flocken siehst, // dir unten in die Socken fließt."

"Die Nacht war schön im Liegewagen, // bald Kinder in der Wiege lagen"

"Du sollst dein krankes Nierenbecken // nicht mit zu kalten Bieren necken"

"Auf Pille nicht noch Salbe hoff, // wer täglich dreizehn Halbe soff."
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Magdalena61
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Re: Die Muse küsste

Beitrag von Magdalena61 »

Hübsch.
Sehr hübsch.

:lol:

Ein Calimero, flink und frei,
der kaufte sich ein Schoko- Ei.

Er trug es vorsichtig nach Haus'
und hofft: Da kommt ein Küken raus.

Ein Küken, rabenschwarz wie er
dass er nicht mehr alleine wär.

Drei Wochen saß er auf dem Ei.
danach sah's eher aus wie Brei.

Der Calimero weint ganz laut:
Wer hat mein Küken mir geklaut?

Das hörte fern ein schwarzer Rabe
der kam und schnappte sich den Knaben

und packte ihn zu sich ins Nest.
-
Nun saß der Calimero fest.

Der Rabe ließ ihn nicht mehr raus
doch Calimero wollt' nach Haus.

Da saß er nun zwischen den Eiern
in einem Rabennest in Bayern.

Zum Glück war dann die Brüterei
auch für den Raben mal vorbei.

Drei schwarze Küken machten "piep!"
und Calimero war verliebt.

Drei Mädchen, Schwestern! welch ein Glück
und alle schwarz-- er war entzückt. :Herz2:

Drei Calimeros. Ist doch klar,
dass er dann nicht mehr traurig war.
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Hiob
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Re: Die Muse küsste

Beitrag von Hiob »

Kennst Du "Eugen Roth, Ein Mensch" ---???

"Ein Mensch in seinem ersten Zorn
wirft leicht die Flinte in das Korn.
Doch wenn ihm dann der Zorn verfliegt,
die Flinte wo im Korne liegt.
Der Mensch bedarf dann mancher Finte,
zu kriegen eine neue Flinte".

"Ein Mensch erblickt das Licht der Welt,
doch oft hat sich herausgestellt,
nach manchem trüb verbrachten Jahr,
dass dies er einzige Lichtblick war".

"Ein Mensch sieht ein - und das ist wichtig:
Nichts ist ganz falsch und nichts ganz richtig".

"Die Welt, bedacht auf platten Nutzen,/
sucht auch die Seelen auszuputzen./
Das Sumpfentwässern, Wälderroden,/
schafft einwandfreien Ackerboden/
und schon kann die Statistik prahlen,/
mit beispiellosen Fortschrittszahlen,/
doch langsam merkens auch die Deppen,/
die Seelen schwinden und versteppen,/
denn nirgends mehr so weit man sieht,/
gibt es ein Seelenschutzgebiet./
Kein Wald drin Traumes Vöglein sitzen,/
kein Bach drin Frohsinns Fischlein blitzen,/
kein Busch im Schmerz sich zu verkriechen,/
kein Blümlein Andacht rauszuriechen,/
nichts als ein ödes Feld mit Leuten,/
bestellt es restlos auszubeuten,/
drum wollt ihr nicht zugrunde gehen,/
laßt noch ein bisßchen Wildnis stehen".
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Magdalena61
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Re: Die Muse küsste

Beitrag von Magdalena61 »

Wow, nicht schlecht!

Seine Zeilen erinnern bisweilen entfernt ein wenig an Wilhelm Busch.

*mag ich*
LG
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Helmuth
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Re: Die Muse küsste

Beitrag von Helmuth »

Hiob hat geschrieben: Mo 25. Mai 2020, 23:17 Kennst Du "Eugen Roth, Ein Mensch" ---???
Ja, sehr gut sogar. Ich mag auch seine Gedichte. Dazu eine Draufgabe:

Ein Mensch, den es nach Ruhm gelüstet,
besteigt, mit großem Mut gerüstet,
ein Sprungbrett — und man denkt, er liefe
nun vor und spränge in die Tiefe,
mit Doppelsalto und dergleichen
der Menge Beifall zu erreichen.
Doch lässt er, angestaunt von vielen,
zuerst einmal die Muskeln spielen,
um dann erhaben vorzutreten,
als gelt’s, die Sonne anzubeten.
Ergriffen schweigt das Publikum —

doch er dreht sich gelassen um
und steigt, fast möcht‘ man sagen, heiter
und vollbefriedigt von der Leiter.
Denn, wenn auch scheinbar nur entschlossen,
hat er doch sehr viel Ruhm genossen,
genau genommen schon den meisten —
was sollt er da erst noch was leisten?

(von Eugen Roth)
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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PeB
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Re: Die Muse küsste

Beitrag von PeB »

Ich liebe Heinrich Heine:

Das Fräulein stand am Meere

Das Fräulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang,
Es rührte sie so sehre
Der Sonnenuntergang.

Mein Fräulein! sein Sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück.
We were talking about the love that's gone so cold
And the people who gain the world and lose their soul
(The Beatles, 1967)
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