Hiob hat geschrieben: ↑Mo 6. Jul 2020, 23:06
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: ↑Mo 6. Jul 2020, 21:18
Der entscheidene Punkt ist aber auch nicht, ob es solche oder solche Leute gibt, sondern ob die mit dem Gesetz im Herzen dem Anspruch tatsächlich auch immer gerecht werden.
Sehe ich NICHT so, weil NIEMAND dem immer gerecht wird. - Hier geht es (im Thread-Kontext) erstmal darum, dass der "Heide" den HG in sich haben kann. Ich habe nämlich den Verdacht, dass manche Christen meinen, dass der Mensch erst dann HG-fähig wäre, wenn er christ-gläubig ist.
Ich meine, dass ein Mensch dann HG-fähig ist, wenn sein Glaube und seine Hoffnung auf einen Erlöser liegen. In Römer 2,14-15 ist von solcher Art Leuten ja nicht die Rede, sondern nur von Werken des Gesetzes im Herzen. Die Täter des Gesetzes werden gerechtfertigt. Das erfüllte nur Jesus, indem er sich ganz und immer daran hielt. Paulus spricht hier Leute an, die das Werk des Gesetzes im Herzen bezeugen, aber diese erfüllen es nicht. Ihr Verhalten entspricht mal diesem, mal jenem Gebot. Aber das reicht nicht. Der eine tötet nicht, bricht aber die Ehe usw. Paulsu meint hier nicht, dass wer nicht tötet, nur keine Gelegenheit hatte, sondern dass ihn sein Gewissen abhielt. Um Ehebruch oder Diebstahl zu verhindern hat es aber vielleicht nicht gereicht.
Paulus darf hier im Kontext nicht so verstanden werden, als spräche er von gerechten Leuten. Täter des Gesetzes meint immer in Bezug auf das ganze Gesetz. Das sind jene gerade nicht und deswegen werden auch sie gerichtet nach ihren Werken.
Hiob hat geschrieben: ↑Mo 6. Jul 2020, 23:06Weil Unerlöstsein ein notwendiges Attribut des Menschseins an sich ist..
Das ist einfach nur der Status-Quo auf dem die ganze Heilslehre aufbaut. Daraus eine Notwendigkeit zu machen ist doch wieder ein ungültiger Rückschluss. Die Notwendigkeit des Menschseins ist die Ebenbildlichkeit Gottes, die aber erst wieder hergestellt werden muss.
Hiob hat geschrieben: ↑Mo 6. Jul 2020, 23:06
Weiter: Wir müssen klären, was wir mit "Gericht" meinen (ich meine "Bewahrheitung", was etwas ganz anderes ist, als säkular-kontaminiert darunter verstanden wird (da bin ich parteiisch)..
Was mich angeht, kenn ich deinen Standpunkt. Ich komme dir in so weit entgegen, als das Gericht für Entscheidung steht, aber damit gleichzeitig verbunden auch das ans Licht holen von etwas ist. Anders gesagt, es geht hier nicht um Offenbarung sachlicher Wahrheiten, sondern um Offenlegung von Gesinnung, Meinung und Ansicht. Das ist dann keine deskriptive Wahrheit, sondern performative Wahrheit im Sinne eines Bekenntnisses.
Hiob hat geschrieben: ↑Mo 6. Jul 2020, 23:06
WENN wir schon von Erlösung sprechen: Man kann allenfalls sagen, dass ein in Jesus aufgehender Mensch im Idealfall sich seiner täglichen Sünden so bewusst ist, dass er ganz bewusst täglich bereut und leidet an dem, was er angerichtet hat/haben könnte. Dann wäre er bereits zu Lebzeiten "bewahrheitet" und käme ums "Gericht" rum - aber zeig mir da mal einen..
Woran meinst du denn, dass er daran zu erkennen sei ? Ist er genötigt das seinen Mitmenschen stetig aufs neue zu beweisen ? Die christliche Gemeinschaft funktioniert auf diese Weise nicht. Das tat sie auch in der Urgemeinde so nicht. Naja, aber mit derartigen Forderungen kann man natürlich dann nur zu dem Schluss kommen, dass der HG gar nicht mehr da wäre und auch niemals da gewesen wäre.
Hiob hat geschrieben: ↑Mo 6. Jul 2020, 23:06Ja - aber es haut nicht so richtig hin. Jedenfalls hält man an der äußeren Beschneidung fest.
Der Grund für Jesu Erscheinen als Erlöser.
Hiob hat geschrieben: ↑Mo 6. Jul 2020, 23:06Dann sähest Du keinen dimensionalen Unterschiede zwischen AT und NT? - Was Du schreibst, klingt auf gleicher Ebene kontinuierlich..
Ich sehe den Unterschied zwischen NT und dem realen Judentum. Das AT beschreibt einerseits ein Ideal dessen, was ein Jude/Israelit zu sein hat, aber auch die entäuschende Realität.
Hiob hat geschrieben: ↑Mo 6. Jul 2020, 23:06
Richtig. - Dies heißt aber nach heutiger Denke, dass es dann irrelevant ist.
Sag ich ja. Man darf vom Können, Dürfen und Sollen eben nicht auf das Sein schließen.
Richard David Precht sagt : "Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt."
Hiob hat geschrieben: ↑Mo 6. Jul 2020, 23:06Aber die Unterschiedlichkeit der Felder "fundamental vs. pastoral" resp. "Gesinnungs-Ethik vs. Verantwortungs-Ethik" sollte doch eigentlich unabhängig davon bewusst sein - da scheint es zu haken.
Ist der Unterschied in der Bibel denn so klar ? Ich meine nein. Deswegen hapert es auch an schriftgemäßen Belegen. Auch wenn die Unterscheidung eher modern ist, so unterstellt schon Josephus den Sadduzäern eine Art Verantwortungsethik (Jüdische Altertümer 13,5), sieht sie aber kritisch. Und das NT positioniert sich ja sowieso ablehnend gegen die Sadduzäer.
Ich glaube aber nicht, dass sich die Bibel deswegen grundsätzlich für eine Gesinnungs-Ethik und gegen eine Verantwortungs-Ethik ausspricht. Die Unterschiede sind einfach nicht so klar.