Humanismus vs Christentum?

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Hiob
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Re: Humanismus vs Christentum?

Beitrag von Hiob »

Michael hat geschrieben: Sa 25. Jul 2020, 09:51 Es ist nun irreleant wie der Humanismus seinerzeit gestartet wurde, sondern man muss sich ansehen, was er heute ist.
Das Problem ist, dass man sich heute irrigerweise in eine Tradition stellt, die nicht die eigene ist - einfach weil "Humanismus" gut klingt.
Michael hat geschrieben: Sa 25. Jul 2020, 09:51 - Sie anerkennen Gottes Wort nur dort, wo es in ihre (menschliche) Vorstellung passt.
- Sie dünken sich friedlich.
- Sie dünken sich fortschrittlich.
- Sie dünken sich freiheitlich.
- Sie dünken sich tolerant.
Naja - das ist ja erst mal gar nicht schlecht. - Es könnte genauso sein, dass eine Zeit NICHT friedlich, NICHT freiheitlich, etc sein will. - Einig sind wir uns beim Selbstmaß-Denken des Menschen. - Selber machen, soweit es geht, ist gut - aber meinen, dass dies das Maß sei, reicht nicht.
Michael hat geschrieben: Sa 25. Jul 2020, 09:51 Dort ordne ich das heutige Christentum ein, das auf den Nachwehen humanistischer Ideale weiter pocht bzw. auf der heutigen Grundlage des Liberalismus und Feminismus steht. Die RKK gehört hier nicht dazu, wohl aber die modernen EK. Sie lehren auch ein entartetes Evangelium bzw. kennen es gar nicht mehr.
Der Spur nach kann ich Dir folgen - in meinen Worten: Wir haben heute ein stark säkularisiertes Gott- und Bibel-Verständnis.
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Helmuth
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Re: Humanismus vs Christentum?

Beitrag von Helmuth »

Hiob hat geschrieben: Sa 25. Jul 2020, 10:22 Der Spur nach kann ich Dir folgen - in meinen Worten: Wir haben heute ein stark säkularisiertes Gott- und Bibel-Verständnis.
Ja, korrekt, eines das keine Kraft hat, das zur Errettung deiner Seele beiträgt, wovon Gott aber seit Adam und Eva durch seine Gesandten unermüdlich offenbaren hat lassen. Hier überschneiden sich die beiden Themen Humanismus und Errettung.

Das ist aber meine Hauptkritik daran. Nicht nur seine Nutzlosigkeit für die Ewigkeit, es hält auch davon ab, mehr in sich zu gehen, wo man diese Ewigkeit verbringt, weil er nicht anerkennt, dass der Mensch Erlösung aus dem Bösen braucht.

Das ganze Denken ist darum auch Diesseits zentriert, sodass man glaubt, es müsse unbedingt eine friedliche Welt im Diesseits geschaffen werden. Und dazu braucht man Pseudo-Evangelien a la Song-Contest, wo Verführte ihre Botschaften vorsingen und alle Welt läuft ihnen nach ("Ein bißchen Frieden" von Nicole, nett aber für Gottes Reich nutzlos).

Es geht nicht darum, dass der Humanismus ein paar sozial gute Gedanken hat, die das friedliche Miteinander besser gestalten, denn Hand aufs Herz, das sagt mir ohehin Jesus mit Klartext. Und dazu brauche ich auch keine Friedensnobelpreisträger, unter denen sich z.B. auch Jassir Arafat befand. Das nur nebenbei um aufzuzeigen, welche Sorte Mensch hier die Welt ehrt.

Was ist nun das fatale nach meiner Auffassung: Er ist eine tödliche Waffe der Verführung in der Hand Satans. Die Verführung besteht darin, Menschen denken zu lassen, dass Jassir Arafat ein Friedensapostel war, bloß auf seine Weise, und Hitler war ein guter Katholik, auch auf seine Weise.

Alle haben doch nur nach ihrer Glaubensüberzeugung für das Edle gekämpft, wie sie "edel" in ihrem Geist jeweils gedacht haben. Darum betone ich unaufhörlich: Gott denkt und lehrt anders. Wenn man diesen geistlichen Aspekt nicht erkennt, dann erübrigt es sich das weiter auszführen, denn dann ist es einem nicht gegeben.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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Re: Humanismus vs Christentum?

Beitrag von Hiob »

Michael hat geschrieben: Sa 25. Jul 2020, 11:58 Das ganze Denken ist darum auch Diesseits zentriert, sodass man glaubt, es müsse unbedingt eine friedliche Welt im Diesseits geschaffen werden.
Das wäre ja durchaus im christlichen Sinne. Es gibt im Christentum sehr wohl die pastorale Ebene.
Michael hat geschrieben: Sa 25. Jul 2020, 11:58 Die Verführung besteht darin, Menschen denken zu lassen, dass Jassir Arafat ein Friedensapostel war, bloß auf seine Weise, und Hitler war ein guter Katholik, auch auf seine Weise.
Das hat eher was damit zu tun, dass man in Demokratien so ziemlich alles sagen darf und es dann auch tut. Es fällt vielen schwer, Meinungs-Freiheit mit Meinungs-Verantwortung zu verbinden.
Michael hat geschrieben: Sa 25. Jul 2020, 11:58 Es geht nicht darum, dass der Humanismus ein paar sozial gute Gedanken hat, die das friedliche Miteinander besser gestalten, denn Hand aufs Herz, das sagt mir ohehin Jesus mit Klartext.
Insofern ist Humanismus ja ein guter Aspekt davon - davon abgesehen, dass "Humanismus" und "Humanität" zwei Paar Stiefel sind. - Rem hat darüber Gutes geschrieben.
Claymore
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Re: Humanismus vs Christentum?

Beitrag von Claymore »

Hiob hat geschrieben: Sa 25. Jul 2020, 09:42Wenn Du damit die klassischen physiologischen Sinne meinst: Richtig. - Geistige/geistliche Sinne braucht's aber schon. -- Und erneut: Man kann solche Essenz geistlich als solche erkennen ("Da ist was, welches sich auf meiner Rezeptionsebene erkennbar macht"), aber man kann Gott nicht in seinem Wesen erkennen - genauso wenig wie wir einen "Körper" der 7. Dimension erkennen können.
Offensichtlich soll dieses "absolute Sein" ganz genauso durch die "geistige Wahrnehmung" verstanden werden. Es soll ja seinen Ursprung gerade nicht in den physiologischen Sinnen haben.

Wenn du also meinst, dass du die Fähigkeiten eines Engel-Intellekts besitzt, der auch keine Sinne braucht, um Essenzen zu verstehen, warum verstehst du denn nun die Essenz Gottes nicht?
Ich kann hier nicht folgen.
Wenn du wie ein Engel denken kannst, frag ich mich, warum der ontologische Gottesbeweis nicht schlüssig für dich ist.

Ich mein, für normale Menschen ist er nicht schlüssig. Aber für Engel ist er es, denn sie können Konzepte verstehen, ohne sie aus der Sinneserfahrung ableiten zu müssen.

(Engel wirken ein bisschen archaisch, aber sie geben als reine Intellekt-Wesen, die dennoch nicht gleich Gott selbst sind, philosphisch einiges her)
Nee - soweit habe ich jetzt gar nicht gedacht. - Ich sage es anders: Es ist theoretisch vorstellbar, dass es nichts gibt außer dem, was der Mensch als solches wahrnimmt. - Das ist nicht meine Religion, aber es kann so eine geben.

Und meine Frage war, ob Du in diese Richtung denkst/glaubst: "Es gibt kein ontisches Sein, weil alles, was ist, nur Projektion eines Bewusstseins ist (hier: des menschlichen Bewusstseins)". - Also: Meinst Du es so?
Wie soll es denn sonst gehen?
Verstehe. - Mein eigenes Bild ist da phänomenisch - konkret: Es gibt ontisch die Blume, die Biene und den Honig. - Punkt.

Dann kann man weiterdenken: Aus dem Zusammentreffen - ich sage es vereinfacht - von Honig-molekülen und Geschmacks-Molekülen ergibt sich ein Ergebnis, das der Mensch sprachlich "süß" tauft.
Die Süße soll also nun schon mal nicht zum ontischen gehören, die Biene schon?
Wir sollten hier erstmal unterscheiden zwischen dem, was auch ohne unsere Sinne ist (Die Biene surrt auch in menschenleeren Gebieten), und was nur mit unseren Sinnen ist (Honig schmeckt nur dann süß, wenn er sinnlich wahrgenommen wird).
Das gilt für das Surren genauso. Es ist nur ein anderer Sinn. Statt Geschmack das Gehör.

Man muss also zum quantitativen übergehen: Die Biene bewegt sich im Raum.

Aber Bewegung können wir nicht logisch konzeptionalisieren.

Wir können nicht verstehen, was es bedeuten soll, dass die Biene einen Raum einnimmt, der nicht identisch mit ihrer eigenen Ausdehnung ist.
Es sei denn - deshalb meine Eingangsfrage -, man versteht ALLES als Wahrnehmungs-Produkt: "Ich nehme die Biene wahr und nur deshalb ist sie". - Wie gesagt: Theoretisch möglich, da nicht falsifizierbar.
Wie soll es denn sonst bitte sein, wenn man sonst die Selbst-Identität nicht überwinden kann!? Daran ist nichts "theoretisch", es ist sehr praktisch.
Das soll unbestritten sein. - Denn "der Wandel" ist ja gerade eine Wahrnehmungs-Größe. ---- Mit "Absoluter Wirklichkeit" ist im übrigen NICHT gemeint, dass eine Biene immer eine Biene war - sie hat evolutionär vor meinetwegen 100.000 Jahren ganz anders ausgesehen. - Es geht hier vielmehr um den kategorialen Unterschied von "Selbst-Identität der Biene im Jahr 2020" und "dem, was wir davon wahrnehmen".
Wir erleben Wandel, aber wir können keine absolute Wirklichkeit konzeptionalisieren, die sich wandeln könnte. Und dafür braucht es keine sonderlich langen Zeiträume. Es reicht Wandel in Sekunden um festzustellen, dass eine Biene einmal an einem Ort ist und einmal an einem anderen. Wie ist das geschehen? Wenn sie zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort ist, ist darin keine Bewegung zu erkennen. Und das gilt auch für jeden anderen Zeitpunkt. Sie wird sich nie bewegen. Das ist Zeno's Paradox des Pfeils.

Der einzige Schluss ist, dass sie während der Bewegung an keinem Zeitpunkt an einer Position ist, sondern an mindestens zwei Positionen. Das verletzt brachial die Selbst-Identität. Wie kann man da eine "ontischen Biene" postulieren? Es ist eher eine Art Phantom im Zwielicht des Seins und Nicht-Seins.

Es ähnelt den Verhältnissen, wie wir sie aus der Quantenmechanik kennen, wo ein Elektron sich nur zum Zeitpunkt der Positionsmessung an einem Ort befindet. Dazwischen ist es eine bloße "Wahrscheinlichkeitswolke" – wobei die schwerlich als "ontisch" durchgehen dürfte, ist sie doch nur ein Konstrukt des Formalismus.
Auf Gott bezogen ist die Selbst-Identität immer diesselbe - das wäre eine dogmatisch festgeklopfte Lehraussage aufgrund von geistlicher Wahrnehmung - aber das zu begründen, wäre ein eigenes und dickes Brett.
Selbst-Identität schließt Wandel konzeptuell aus. Auch wenn Gott nicht wandelbar ist, will man doch den Dingen der Sinnenwelt zuschreiben, dass sie sich wandeln können.

Der fundamentale Fehler ist, die "ontische Realität" der Sinnenwelt als eine Option hinzustellen, die die Ratio zwar nicht beweisen kann, aber die mit ihr auch nicht im Widerspruch steht.
Tja - so einfach ist es halt nicht. Man kann es sich nicht aussuchen. ---- Man hat Nebel um sich herum, aber gleichzeitig Hinweise, dass es Richtung Nord den Korridor gibt, in dem man Gott finden kann. - Dann sieht man Strahlen, das aber nicht ganz durchkommen.
Wenn wir nichts wissen können, dann schlägt das auch auf alle Meta-Ebenen durch.
Nichtsdestoweniger weiß man, wonach man sucht (bspw. das, woraus man ist und wohin man wieder geht). - Aber man sucht in einer eigenen Existenzform, die einen nur spüren und erschließen, nicht aber wissen lässt. ---- Einfaches Beispiel: Wenn Du heute abend eine Frau triffst, Ihr schaut Euch beide an und wisst beide: "Der/die isses", passiert etwas, was aus sich selbst eine Wucht hat, selbst wenn man nie klären kann, warum es so was geben kann. ---- Das wäre der Fall, bei dem Strahlen besonders stark durch den Nebel durchbrechen - und wenn es nur für kurze Zeit ist.
Die Heterosexualität (und "Heteroromantik") hier macht uns einen Strich durch die Rechnung, wenn wir mal annehmen, dass beide Geschlechter echt heterosexuell sein können.

Kein Wunder, dass die platonische Theorie der Liebe in einem homoerotischen Kontext (unter Ausblendung von Frauen) ausgeführt wurde. Die Form der Schönheit – etwas sehr "ontisches" – wie kann sie für den hetero-Mann nur in Frauen präsent wirksam sein? Warum hat die Form der Schönheit in Frauen keinen Effekt auf die hetero-Frau?

Sexuelles, erotisches und romantisches Verlangen hat zwar viel Wucht, aber es ist so ziemlich das Paradebeispiel für etwas, das von subjektiver Projektion ausgeht.
Das ist schnell passiert (übrigens auch bei wissenschaftlich orientieren Philosophien) - aber dem möchte ich halt das "phänomenische Modell" entgegensetzen (nachdem die Frage beantwortet ist, ob es ein ontisches Sein gibt oder ob die Welt Produkt unserer Vorstellung ist).
Hier muss man mit dem Begriff "Vorstellung" aufpassen. Das hört sich an wie spontan erzeugbar, vollständig dem eigenen Willen unterworfen und ohne innere Regularität. Unser Erleben ist meist nicht solcher Art. Etwas anderes anzunehmen ist ein Zeichen schwerer psychiatrischer Krankheit.

Wer als Spieler in einem Videospiel (am besten eine komplette VR-Simulation) eine Gegend verlässt, sie später wieder betritt, und die NPCs haben sich zwischenzeitlich bewegt, der kann auch schließen, dass die NPCs "existieren", wenn er sie nicht sieht. Schließlich ist etwas in seiner Abwesenheit ohne seinen Input geschehen. Das ist die einfachste Erklärung. Und der Chef-Programmierer des Videospiels wird einem vielleicht verraten, dass der Computer tatsächlich im Hintergrund all die Bewegung der NPCs weiter berechnet, auch bei Abwesenheit des Spielers in der Gegend. Gerendert wird die Szene aber erst wenn der Spieler die Gegend betritt.

Aus dem Videospiel kann der Spieler "ausbrechen", das ganze aus einer Meta-Ebene betrachten und gelangt zu Seinsunterschieden, die er, wenn er im Spiel gefangen wäre (und keine andere Welt kennen würde) niemals erfassen könnte. Und die sich nicht in ein simples Schema "ontisch" vs. "Vorstellung" pressen lassen. Aber dieses Wissen hilft ihm per se nicht weiter um im Spiel erfolgreich zu sein. Der Nutzen wird maximiert, wenn man auf der Ebene der subjektiv erlebten Phänomena bleibt.

"Ontisches Sein" ist nicht wohldefiniert und was es als Definitionsfragment hergibt, ist inkonsistent. Selbst wenn wir eine Meta-Ebene bzgl. des Universums einnehmen könnten, und dahinter steckt was Handfestes oder die Matrix oder der Genius Malignus – Wandel findet immer statt. Und den kann unsere Vernunft nicht erfassen.

Kurz: Glaubt man der Vernunft, können die Sinne keine äußere Realität wiedergeben und es ist alles nur "Vorstellung" (im Sinne von Phänomena). Trotzdem gibt es, so scheint es doch, Informationen außerhalb des menschlichen Geistes.

Man kann natürlich auch den Sinnen glauben, dass das, was wir durch sie wahrnehmen wahr ist. Aber dann ist die Vernunft eh diskreditiert, weil sie das Sein grundsätzlich nicht erfassen kann. Und darf dann keinen Zweifel mehr an dem Zeugnis der Sinne anmelden. Das wäre so der alltägliche Wirklichkeitsbegriff.
Hiob
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Re: Humanismus vs Christentum?

Beitrag von Hiob »

Claymore hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 01:05 Wenn du also meinst, dass du die Fähigkeiten eines Engel-Intellekts besitzt, der auch keine Sinne braucht, um Essenzen zu verstehen, warum verstehst du denn nun die Essenz Gottes nicht?
Das meine ich NICHT. Alles, was der Mensch in seiner irdischen Existenz rezipiert, geschieht über die Vermittlung durch den Körper.

Die Essenz Gottes verstehen geht nach christlichem Glauben erst in dem Zustand nach dem Tod, den man in der katholischen Theologie "Visio Beatifica" nennt. - Für uns "hier" gilt, was Paulus schreibt: 1.Kor. 13,12
"12 Jetzt schauen wir in einen Spiegel / und sehen nur rätselhafte Umrisse, / dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt ist mein Erkennen Stückwerk, / dann aber werde ich durch und durch erkennen, / so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin."
Claymore hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 01:05 Wenn du wie ein Engel denken kannst, frag ich mich, warum der ontologische Gottesbeweis nicht schlüssig für dich ist.
1) Niemand von uns kann denken wie ein Engel.

2) Der ontologische Gottesbeweis funktioniert wie alle Beweise nach dem SChema "Voraus-Setzung - Behauptung -- Beweis". - Er gilt also nur im Rahmen seiner Voraus-Setzung. - Ist diese Setzung falsch (was nicht beweisbar ist), ist auch der Beweis falsch. - Wie immer: Systemisch ist dieser Beweis (vermutlich) fehlerfrei - also Häkchen. - Darüber hinaus ist es offen. Somit ist der Begriff "ontologischer Beweis" ein Oxymoron. - Gerade WEIL wir etwas beweisen können, ist es nicht mehr ontologisch (sensu onto-logisch :lol: ).
Claymore hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 01:05 Engel wirken ein bisschen archaisch, aber sie geben als reine Intellekt-Wesen, die dennoch nicht gleich Gott selbst sind, philosphisch einiges her
Nach meinem jetzigen Erkenntnisstand sind Engel bewusstseins-lose Instrumente Gottes - so wie A+E vor dem "Fall".
Claymore hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 01:05 Wie soll es denn sonst gehen?
Sehr erstaunlich. - Du gehst also davon aus, dass "das Sein" Produkt des menschlichen Bewusstseins ist? --- Was wäre dann vor einer Milliarde auf der Erde passiert? Nichts, weil es damals noch keine Menschen gab? Oder erst nachträglich was, weil wir es jetzt erst wissen? (Wir sind hier übrigens nahe an unserer leidigen Descartes-Diskussion)

MEIN Bild ist, dass es alles, was durch das Universum schwirrt, eigene Essenz ist, die sich nicht dadurch verändert, dass wir zufällig einiges davon mitkriegen. (Ich ignoriere hier erst mal besondere Phänomene aus der QM - Stichwort: Dr. bertlman's Socken)
Claymore hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 01:05 Die Süße soll also nun schon mal nicht zum ontischen gehören, die Biene schon?
das Süße ist ausschließlich Wahrnehmung. - WIR nehmen aufgrund irgendwelcher Verschaltungen Honig als "süß" wahr. - Die Neuronen dazu sind ontisch, unser Empfinden "süß" dazu ist reine Wahrnehmung.
Claymore hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 01:05 Das gilt für das Surren genauso.
OK. - Die Biene fliegt auch in menschenleeren Gebieten.
Claymore hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 01:05 Man muss also zum quantitativen übergehen: Die Biene bewegt sich im Raum.
Genau. - Warum nennst Du das "quantitativ"?
Claymore hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 01:05 Aber Bewegung können wir nicht logisch konzeptionalisieren.
Möglich - aber das ist UNSER PRtoblem. - Ontisch ist das irrelöevant.
Claymore hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 01:05 Wie soll es denn sonst bitte sein, wenn man sonst die Selbst-Identität nicht überwinden kann!? Daran ist nichts "theoretisch", es ist sehr praktisch.
"Praktisch" ist noch das einzige Wort, dass ich für akzeptabel halte. Ansonsten ist es eine Umschreibung von "Und der Mensch schuf die Welt". ---- Gegenentwurf:

Claymore ist seit x Jahren eine irdische Essenz, mit der ich in Berührung komme oder nicht - unabhängig davon ist Claymore Essenz. - Auch Napoleon ist für mich gewesene Essenz, selbst wenn er zu seiner Zeit der einzige Mensch auf erden gewesen wäre.
Claymore hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 01:05 Wir erleben Wandel, aber wir können keine absolute Wirklichkeit konzeptionalisieren, die sich wandeln könnte.
Aber das ist doch UNSER Wahrnehmungs-Problem und nicht das Problem der davon unabhängigen Essenz. - Die Eiche steht völlig unabhängig davon, ob sich ein SChwein dran kratzt.
Claymore hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 01:05 Wenn sie zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort ist, ist darin keine Bewegung zu erkennen. Und das gilt auch für jeden anderen Zeitpunkt. Sie wird sich nie bewegen. Das ist Zeno's Paradox des Pfeils.
Ontisch ist das kein Paradox. - Jedes Sein ist zum Zeitpunkt x statisch (übrigens auch Gott in seinem Wesen - in Gott gibt es keine Veränderung - sie gibt es nur auf der Offenbarungs-Ebene zu uns hin)
Claymore hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 01:05 Der einzige Schluss ist, dass sie während der Bewegung an keinem Zeitpunkt an einer Position ist, sondern an mindestens zwei Positionen. Das verletzt brachial die Selbst-Identität. Wie kann man da eine "ontischen Biene" postulieren? Es ist eher eine Art Phantom im Zwielicht des Seins und Nicht-Seins.
Ich verstehe Dich. - Das ist aber UNSER Problem und kein ontisches (im alten Sinn des Wortes). --- Müsste ich dieses Problem lösen, würde ich es relativistisch tun: Jede Entität ist statisch - was sich bewegt, ist alles außenrum. - Als Vorstellungs-Behelf könnte die gleichmäßige Bewegung im luftleeren Raum gelten, die nicht unterscheidbar ist vom Stillstand.

Wir dürfen UNSERE Wahrnehmungsprobleme nicht zum Maßstab des Seins machen: "Hey, Du Essenz, ich kann Dich nicht ausrechnen - da hast Du jetzt aber ein Problem".- Nein, hat sie NICHT.
Claymore hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 01:05 Es ähnelt den Verhältnissen, wie wir sie aus der Quantenmechanik kennen, wo ein Elektron sich nur zum Zeitpunkt der Positionsmessung an einem Ort befindet. Dazwischen ist es eine bloße "Wahrscheinlichkeitswolke" – wobei die schwerlich als "ontisch" durchgehen dürfte, ist sie doch nur ein Konstrukt des Formalismus.
Doch - da ist schon was "ontisch". - Denn es bedarf einer Voraussetzung, dass wir überhaupt "etwas" messen können. - Gäbe es diese Wolke nicht, wäre nichts per Messung fixierbar.
Claymore hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 01:05 Der fundamentale Fehler ist, die "ontische Realität" der Sinnenwelt als eine Option hinzustellen, die die Ratio zwar nicht beweisen kann, aber die mit ihr auch nicht im Widerspruch steht.
Die Sinnenwelt ist keine Extensa-Welt, sondern eine Cogitans-Welt. Ich will wirklich nicht schon wieder bei Descartes landen, aber Du drückst einen mit Deinen Aussagen genau dorthin.

Insofern würde ich Dir dann doch irgendwo zustimmen, weil UNSERE einzige ontische Größe das "Cogito" ist. - Wenn ich dann hinzufüge, dass es darüber hinaus eine Extensa-Welt gibt, ist dies in der Tat eine Glaubens-Aussage. - Ich GLAUBE also, dass die Erde vor einer Milliarde Jahren als Essenz vorhanden war, obwohl ich sie selber nie per Cogito wahrgenommen habe. - Etc.
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Re: Humanismus vs Christentum?

Beitrag von Hiob »

Claymore hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 01:05 Wenn wir nichts wissen können, dann schlägt das auch auf alle Meta-Ebenen durch.
Schon richtig. - "Wissen" tun wir nichts. - Man lebt mit seiner Frau zusammen und "weiß" nach 40 jahren noch nicht, ob sie einen liebt - aber man spürt etwas, was man so nennt.
Claymore hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 01:05 Sexuelles, erotisches und romantisches Verlangen hat zwar viel Wucht, aber es ist so ziemlich das Paradebeispiel für etwas, das von subjektiver Projektion ausgeht.
Zustimmung. - Die Offenbarungs-Ebene ist variabel. - Aber die Essenz doch nicht.

Ich würde auch nicht "Projektion" sagen, sondern "Wahrnehmung". - Der Mensch transportiert etwas mit einem Transportmittel (wobei das nächste Thema wäre, ob jedes Transportmittel geeignet ist, nur weil es transportiert).

Wenn Du einen Barren Gold transportierst, ist dieser Barren eine Essenz/Entität. - Ob Du es mit einem VW, einem Ferrari oder einem Mähdrescher transportierst, ändert nichts an dieser Essenz/Entität.
Claymore hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 01:05 Warum hat die Form der Schönheit in Frauen keinen Effekt auf die hetero-Frau?
Weil sie einen anderen Fuhrpark haben als Männer.
Claymore hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 01:05 Hier muss man mit dem Begriff "Vorstellung" aufpassen. Das hört sich an wie spontan erzeugbar, vollständig dem eigenen Willen unterworfen und ohne innere Regularität.
Bei mir ist es das, was die Res cogitans tut - also sehr allgemein und umfassend.
Claymore hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 01:05 Gerendert wird die Szene aber erst wenn der Spieler die Gegend betritt.
Weil es das System so vorgibt. - In der Welt würde ist das anders.
Claymore hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 01:05 "Ontisches Sein" ist nicht wohldefiniert und was es als Definitionsfragment hergibt, ist inkonsistent. Selbst wenn wir eine Meta-Ebene bzgl. des Universums einnehmen könnten, und dahinter steckt was Handfestes oder die Matrix oder der Genius Malignus – Wandel findet immer statt. Und den kann unsere Vernunft nicht erfassen.
Du vermischst Seins-Ebene mit Wahrnehmungs-Ebene. - "Ontisches Sein" kann man sehr wohl definieren - und zwar immer phänomenisch als das, aus dem der Mensch Wahrnehmung davon rekrutiert.
Claymore hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 01:05 Kurz: Glaubt man der Vernunft, können die Sinne keine äußere Realität wiedergeben und es ist alles nur "Vorstellung" (im Sinne von Phänomena). Trotzdem gibt es, so scheint es doch, Informationen außerhalb des menschlichen Geistes.
Das ist Descartes pur. - Die Res cogitans macht etwas, wovon sie nicht "wissen" kann, ob es Projektion des Ego oder Wahrnehmung eines Extensum ist. - Aus christlicher Sicht (und auch aus säkularer Sicht) GLAUBT man, dass das, was man rezipiert, nicht nur Ego-Reflexion, sondern Wahrnehmung von etwas "Echtem" (Essenz/Entität) ist. - Aber man KANN es nicht "wissen" ("wissen" nicht im Modell-Verständnis der Wissenschaft - da geht es -, sondern im philosophischen Sinne).
Claymore hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 01:05 Man kann natürlich auch den Sinnen glauben, dass das, was wir durch sie wahrnehmen wahr ist.
Genau das.
Claymore hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 01:05 Aber dann ist die Vernunft eh diskreditiert, weil sie das Sein grundsätzlich nicht erfassen kann
Nein - die Vernunft kann sehr viel - zum Beispiel solche Gespräche führen. - Und Vernunft ist dann besonders groß, wenn sie um die Grenzen anthropogener Vernunft weiß. - DAS ist erst Aufklärung - alles vorher ist Halbzeug. - Kant wusste das.
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Re: Humanismus vs Christentum?

Beitrag von Helmuth »

Hiob hat geschrieben: Sa 25. Jul 2020, 14:37 Das wäre ja durchaus im christlichen Sinne. Es gibt im Christentum sehr wohl die pastorale Ebene.
Pastoren, Seelsorge, biblisch besser als Hirtendienst formuliert, ist ein anderes Thema. Dieses wurde von mir nicht angesprochen. Und auch dort benötige ich keine humanistische Vorlage. Mir ist deren ganzer Kram völlig wurscht, denn alles was dazu ohne Gott gemacht wird mündet in falsche Behandlungsmethoden seines Nächsten.

Um es mal im Klartext zu sprechen, für mich kann der ganze Humanismus zu Hölle fahren. Alles was als Ersatz zur gesunden Lehre praktiziert wird, das verbrennt auch das Feuer des Gerichts und ich finde das auch gut so.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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Re: Humanismus vs Christentum?

Beitrag von AlTheKingBundy »

Michael hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 09:45 Um es mal im Klartext zu sprechen, für mich kann der ganze Humanismus zu Hölle fahren. Alles was als Ersatz zur gesunden Lehre praktiziert wird, das verbrennt auch das Feuer des Gerichts und ich finde das auch gut so.
Hiermit unterstreichst Du noch einmal dein menschenfeindliches, hasserfülltes Gedankengut. Einer Sache bin ich mir sicher, Dein Gott ist nicht der des NT.
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
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Re: Humanismus vs Christentum?

Beitrag von Helmuth »

AlTheKingBundy hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 09:57 Hiermit unterstreichst Du noch einmal dein menschenfeindliches, hasserfülltes Gedankengut. Einer Sache bin ich mir sicher, Dein Gott ist nicht der des NT.
Die Begriffe „menschenfeindlich“ und „hasserfüllt“ stammen typischerweise aus dem Wortschatz der humanistisch liberalen Szene um andere, die nicht ihrer Auffassung sind zu diskreditieren. Dabei können sie diese wahrscheinlich nicht einmal definieren.

Es geht darum alles für feindlich zu erklären, das der persönlichen Auffassung und Freiheit im Wege steht. Mir ist klar, warum Gott diesen Geist hassen muss, da er zum zügellosen Ausleben der eigenen Triebe führt. Wohin das führt erlebe ich jedes Jahr, wenn solche gottlosen Veranstaltungen wie Loveparade und Lifeball in Wien veranstaltet werden, die auf gesellschaftlich höchster Ebene stehen.

Wenn das die Verwirklichung von „Leben“ und „Liebe“ sein soll, dann muss mir aber jemand erklären, warum mir mittlerweile dabei das Kotzen kommt. Ich denke auch, Gott zieht dann zurecht mal seine Grenzen.
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Re: Humanismus vs Christentum?

Beitrag von AlTheKingBundy »

Michael hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 10:31
AlTheKingBundy hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 09:57 Hiermit unterstreichst Du noch einmal dein menschenfeindliches, hasserfülltes Gedankengut. Einer Sache bin ich mir sicher, Dein Gott ist nicht der des NT.
Die Begriffe „menschenfeindlich“ und „hasserfüllt“ stammen typischerweise aus dem Wortschatz der humanistisch liberalen Szene um andere, die nicht ihrer Auffassung sind zu diskreditieren. Dabei können sie diese wahrscheinlich nicht einmal definieren.
Dann verstehst Du Deine eigenen Texte nicht? Du bist es, der im besten Falle diskreditiert, eher mit Schwefel und Höllenfeuer spuckt. Du bist so weit von christlichen Werten entfernt wie Andromeda von der Erde.
Michael hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 10:31 Es geht darum alles für feindlich zu erklären, das der persönlichen Auffassung und Freiheit im Wege steht.
Darin bist Du Experte.
Michael hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 10:31 Mir ist klar, warum Gott diesen Geist hassen muss, da er zum zügellosen Ausleben der eigenen Triebe führt. Wohin das führt erlebe ich jedes Jahr, wenn solche gottlosen Veranstaltungen wie Loveparade und Lifeball in Wien veranstaltet werden, die auf gesellschaftlich höchster Ebene stehen.
Mir sind gottlose Veranstaltungen lieber als gottlose Hassprediger.
Michael hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 10:31 Wenn das die Verwirklichung von „Leben“ und „Liebe“ sein soll, dann muss mir aber jemand erklären, warum mir mittlerweile dabei das Kotzen kommt. Ich denke auch, Gott zieht dann zurecht mal seine Grenzen.
Dir kommt das Kotzen, weil Du Dich vielleicht vor dir selbst ekelst, das aber nicht wahrhaben willst.
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
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