Christen leiden manchmal darunter, kein gesundes Selbstvertrauen zu haben. Ein Grund ist, dass viele Predigten ein negatives Menschenbild vermitteln. Da wird der Mensch nur als abgrundtief böse dargestellt, das Gute in ihm verschwiegen. Ein Ergebnis ist, dass man zerschlagen nach Hause geht und sich zu hassen beginnt, weil auch Ermutigung fehlte. Will man einen solchen Menschen dann loben, weist er das zurück, will man etwas Gutes über ihn sagen, schämt er sich. Will man ihm Verantwortung übertragen, kann er vor Gewissensbissen kaum schlafen. Auf ihn trifft zu:Seid einander in brüderlicher Liebe zugetan, übertrefft euch in gegenseitiger Achtung! (Rö 12:10 NEÜ)
Derweil findet man immer wieder in der Hl. Schrift, dass die Selbstliebe ebenso wichtig wie Nächsten- und Gottesliebe ist. Wie Selbstliebe recht geschieht, steht z.B. hier:Außerdem sollen die Listenführer zum Kriegsvolk sagen: Ist unter euch einer, der sich fürchtet und keinen Mut hat? Er trete weg und kehre nach Hause zurück, damit er nicht auch noch seinen Brüdern das Herz zerschmilzt. (Dtn 20:8)
Vielleicht hatte Paulus diese Worte im Sinn, als er schrieb, dass wir uns gegenseitig in der Achtung übertreffen sollen. Man kann sich zwar selbst einbilden wertvoll und begabt zu sein oder eine geschätzte Person, kommen solche Worte aber von außen, gar von Geschwistern im Glauben, bauen sie auf und helfen mit, eine Persönlichkeit gesund zu entwickeln.Kind! Bring dich in Bescheidenheit zu Ehren! Teil dir entsprechend deines Wertes Ehre zu!
Wer wird den rechtfertigen, der gegen sich selbst sündigt? Wer wird den rühmen, der sein eigenes Leben nicht in Ehren hält? (Sir 10:28-29)
Loben wir also den Priester oder Pastor öfter mal und sagen ihm, dass man ihn zu schätzen weiß. So kann er immer sicherer und mutiger werden, Gottes Wort zu verkündigen. Auch die Mitarbeiter in der Gemeinde kann man ehren, danke sagen für ihre Treue und Hingabe. Man habe keine Bedenken, dass sie stolz und hochmütig werden könnten, wenn man es selbst ehrlich aus ganzen Herzen so meint und keine Vorteile daraus ziehen will, also heucheln oder schmeicheln.
Auch Mütter und Väter tragen durch Lob und Anerkennung dazu bei, dass sich ihre Kinder gesund entwickeln können. Ihr gestärktes Selbstvertrauen wird sie tüchtig machen, sich dem Kampf des Lebens mutig zu stellen. Dann kann man ihnen auch ohne Beschönigungen sagen, wenn sie etwas falsch gemacht haben und ihnen zeigen, wie es besser geht.
Von Minderwertigkeitkomplexen geplagte Menschen werden nicht so geboren, sie wurden so erzogen und zwar von denen, die ihnen nie ein Wort der Anerkennung zugesprochen haben. So fehlt es ihnen an Selbstvertrauen, wenn sich eine Gelegenheit bietet, sich einmal beweisen zu können.
Und wie in allen, ist auch bei der Anerkennung das richtige Maß notwendig, das zu finden, der Hl. Geist hilft.