jsc hat geschrieben: ↑Mi 7. Okt 2020, 11:52
Hier hast du mich vollkommen missverstanden. Es geht überhaupt nicht um Bibel vs Wissenschaft sondern die Erkenntnis, dass der biblische Auftrag zu prüfen wunderbar mit der Suche nach Belegen im außerbiblischen Bereich zusammen geht.
So formuliert muss ich eingestehen, zu einer Minderheit zu gehören. Auch in Anbetracht meines Umfeldes. Allerdings muss ich gleich ergänzen, dass es bei der fehlenden Bibelkunde nicht generell um Unwillen geht. Es gibt die verbreitete Ansicht unter Christen, dass die Kenntnis und das Für-Wahr-Halten der zentralen Erlösungshandlung durch, in und mittels des Jesus Christus ausreicht, um Gottes Willen für und mit seiner Schöpfung ausreichend zu erfassen. Auszuloten, was damit alles verbunden ist, führt in den Augen vieler Christen bereits vom normativ wichtigen Zentrum weg und sollte daher vermieden werden, um nicht den Fokus des Evangeliums aus den Augen zu verlieren. Ein Mißverständnis, welches zu beheben mühsamer ist, als ich noch vor Jahren vermutet hätte.
Nun sind Menschen jedoch naturgemäß nicht alle gleich. Jeder kennt die Grenzen seines Intellekts oder sollte sie kennen. Daher ist die Christenheit auch als "Leib" angelegt, wo jeder mit seinen Stärken unterstützen soll und mit seinen Schwächen von anderen getragen wird. Es wird immer Bereiche geben, in denen ich anderen Menschen glauben muss, da mir das entsprechende Thema schlicht "zu hoch" ist. Ich vollziehe es soweit nach, wie ich kann, überlassen den Rest dann aber den Experten.
Was speziell das Corona-Geschehen angeht, kommt für Christen die Perspektive der Endzeit hinzu. Seuchen werden als Merkmal einer sich dem Ende zuneigenden Welt identifiziert. Gepaart mit einer Art "Faszination des Bösen" sehen manche Zeitgenossen quasi überall das Böse am Werk, was aus biblischer Perspektive nicht grundsätzlich falsch ist, jedoch unter bestimmten Rahmenbedingungen anfällig für das von Dir beschriebene Verhalten macht.
Beispiele: Alle Menschen sind Sünder. Der Satan versucht (mit voller Wucht bei seiner Freilassung) alle Menschen zu verführen. Wir sind der Wiederkunft Christi heute näher als vor 2.000 Jahren. Die Welt wird bei Jesu Wiederkunft gerichtet und das Böse wird vernichtet.
Hat man also aus biblischer Perspektive Kenntnis vom weiteren Verlauf der Welt und sieht die Aussagen der Bibel als wahr an, so benötigt man im Grunde keine Belege für die Annahme niederer Machenschaften und Verschwörungen. Leider vergisst der Mensch dabei oft, dass er durch den Sündenfall in allen Bereichen seiner Existenz in Mitleidenschaft gezogen wurde. Christen wissen also, dass sie als Sünder allen Menschen alles (Schlechte) zutrauen können, vergessen dabei jedoch gleichzeitig, dass sie gerade weil sie (und alle anderen Menschen auch) Sünder sind, auch ihre eigene Wahrnehmung nicht ungeprüft als wahr anerkennen dürfen.
Da beisst sich die "Katze etwas in den Schwanz". Denn um aus einem Kreislauf durch Sünde verwischter Wahrnehmung herauszukommen, benötigt es eine externe Prüfungs-Meßlatte. Man nennt diese Messlatte "Bibel". Zusammen mit dem Heiligen Geist in einem (echten) Christen, kann die getrübte Wahrnehmung durchbrochen werden. Nutzt man die Bibel nicht (oder nur sehr eingeschränkt), übertüncht man (als Christ) den Heiligen Geist auch mal schnell mit den eigenen Gedanken. Man hat also im WorstCase ein Gefühl von Erkenntnis der Wahrheit und nicht unbedingt die Wahrheit selbst. Das kann man wie gesagt durchbrechen.