Anthros hat geschrieben: ↑Fr 2. Okt 2020, 12:26
Spice hat geschrieben: ↑Mi 30. Sep 2020, 15:36
Du hast jetzt einen persönlichen Gott im Sinn?
Ja, bedingt, und zwar, um das Persönliche zu erläutern, es zu unterscheiden von dem, das über ihm ist. Den Genuss brachte ich als Beispiel, er kann zur Sucht werden oder Kunde geben.
Das dachte ich mir. Worauf Du allerdings im weiteren zielst, ist mir nicht ganz einsichtig.
Unter "Genuß" verstehe ich eine Wahrnehmung (=Kunde), die mir persönlich angenehm ist und deshalb nach Wiederholung ruft und deshalb auch Sucht erzeugen kann.
Über dem Menschen steht eigentlich nichts - da er in Wahrheit frei ist - , andererseits der gesamte Kosmos, die Natur, die Gesellschaft, die ihn solange er diese Freiheit nicht völlig verwirklicht hat - was bisher nur bei Jesus Christus geschehen ist - ihn zwingt sich zu fügen.
Spice hat geschrieben: ↑Mi 30. Sep 2020, 15:36
Aber Gott ist nicht persönlich, sondern "das Leben an sich" , wie es hier in einem anderen Zusammenhang aufgezeigt ist: "Das Gericht Gottes"
Leider konnte ich nur die erste Seite aufschlagen.
Weshalb nur eine Seite? Ließ es sich nicht rechts runterscrollen?
Dort wird vom Persönlichen gesprochen als ein komplex Zusammengesetztes, während es das Göttliche nicht sei.
Richtig. Das halte ich für wichtig, um "Gott im Menschen", seine nie unterbrochene Einheit mit ihm zu verstehen.
Das göttliche Gericht wird mehr oder weniger mit dem weltlichen Gericht anthropomorph gleichgesetzt, wenn man in sich nichts anderes vorfindet als die Denkweise, die zum weltlichen Recht führt, statt distanziert zu bleiben. Es wird das Göttliche ins Weltliche herunter gezogen, es wird verweltlicht.
Wie stünde hier die komplexe weltliche Gerichtsbarkeit zu dem Göttlichen?
Hast Du da jetzt etwas falsch verstanden oder liegt es daran, dass Du nur Seite 1 gelesen hast? - Das Christentum des Buchstabens versteht natürlich das Gericht analog der weltlichen Gerichtsbarkeit. Der Aufsatz macht aber m.E. gerade deutlich, dass es so in Wahrheit
nicht ist, sondern der Mensch sich daran misst, inwieweit er sein wahres, göttliches Wesen verwirklicht hat. Kurz: Hat er die Herrschaft über den Kosmos erlangt oder ist er noch so schwach, dass er von ihm beherrscht wird?
Spice hat geschrieben: ↑Mi 30. Sep 2020, 15:36
Dieses Leben ist in uns unbewusst und wird sich seiner selbst erst bewusst. Solange es sich seiner selbst noch nicht als göttlich bewusst ist, wird es sich immer wieder "verführen" lassen.
Ich denke, das wird es statt Polarisierung schon Zwischenstadien geben. Das Leben an sich kann ich mir schon zu einem gewissen Grad vorstellen bzw. erfühlen oder erahnen. - Hat das was mit dem Baum des Lebens zu tun?
Natürlich gibt es Zwischenstadien, die ja gerade, dass es Zwischenstadien sind, eine Polarität voraussetzen. Zum Beispiel Anfang des Weges und Ziel des Weges.
Der Baum des Lebens ist ja nur ein Bild dafür, dass das Leben sich differenziert in Lebewesen.
Spice hat geschrieben: ↑Mi 30. Sep 2020, 15:36
Ich denke schon, dass es richtig übersetzt wurde. Denn die Menschen hatten früher ja noch kein Selbstbewusstsein und auch kein Umweltbewusstsein (Umwelt einfach im Sinne alles dessen, was den Menschen umgibt, gemeint). Sie sollten ja das Höhere als das Beachtenswerte erst einmal akzeptieren lernen.
Ist denn das "Fürchten" nur eine Sache des Alten Testaments? Was musste man fürchten? Etwa die Erinnyen und Furien?
Im Grunde fürchtet sich der Mensch seit er sich seines Körpers, und damit als Subjekt unter anderen Subjekten/Objekten bewusst wurde. Das ist ganz natürlich. Und darin besteht eben seine "Sünde", nämlich seine Sonderung vom Ganzen, denn das Leben an sich fürchtet sich nicht.
Das A.T. zeigt, dass der hebräische Mensch dahin gebracht werden sollte, nur noch
Eines zu fürchten, nämlich den Ursprung aller Dinge, um so zu "wissen", dass man nicht vielen Naturgöttern opfern muss, weil alles unter der Macht des Einen steht.
Ich denke, es muss Übergänge und Stationen zwischen den Gegebenheiten unserer Welt, dem Dasein des Menschen hin zum Göttlichen geben. Gibt es den nicht, wird er nicht gelehrt, wird polarisiert, kein Mensch versteht was, und es bleiben nur extreme Reaktionen übrig: Kriecherei oder Ablehnung!
Ja natürlich. Man kann den Übergang mit einem unendlichen Wachstum vergleichen, aber auch mit einem qualitativen, wie er zum Beispiel mit der Geschlechtsreife sich einstellt.
Ganz natürlich lässt man da die Kindheit die nur Wachstum war hinter sich zugunsten einer völlig neuen Lebensorientierung.
Nur was da gewissermaßen ganz natürlich geschieht, ist so im Spirituellen nicht möglich. Da muss man sich bewusst entscheiden, ob man im Gegebenen bleiben will oder ob man sich nun mit dem Ewigen identifiziert und so das Gegebene (das was Paulus den "natürlichen" Menschen nennt) immer mehr in die Wahrheit hineinwachsend überwindet.