Ok, ich versuche mal die Wogen zu glätten.
Es gibt mehrere Problemebenen, die sich miteinander vermischen.
Was wir feststellen können ist ja nicht bloße Sprachverwirrung, sondern gewissermaßen eine gehörige Denkverwirrung. Ich frage mich beispielsweise ständig, warum die Menschen die Bibel nicht einfach so nehmen können wie es dasteht und wie sie gemeint ist. Nein, das geht nicht, bekomme ich zur Antwort, weil..... und dann fangen die Begründungen an. Und jeder ist absolut von seinen Begründungen, wie immer die auch lauten, überzeugt.
Doch die Frage, das Problem bleibt, die ich wie folgt formulieren würde: Worauf basieren die unterschiedlichen Denkweisen, wie entstehen Meinungen, Ansichten, Überzeugungen, warum existieren extrem-naturalistische Auffassung und im Gegensatz dazu extrem fromme Weltbilder? Damit ist nur eine winzige Spur an Fragestellungen aufgezeigt, die sich hier bei diesem Thema um die spirituellen Unterschiede in den Überzeugungen bemüht und möglicherweise deren Entwicklungsprozess.
Es geht also um sog. Entstehungsfragen, die Genese der eigenen Perspektiven in Beziehung zu anderen.
So würde ich im Kern, das Anliegen Hiobs verstehen.
Eine Beantwortung dieser Frage, die eigentlich ein Dickicht darstellt, weil eine solch mulitfaktorielle Angelegenheit kaum zufriedenstellend beanwortet werden kann, steht eigentlich ständig an, wenn wir uns fragen, warum kann man dem einen nicht mit Tatsachen kommen kann und dem anderen können es nicht genug Tatsachen sein, da ständig nach Beweisen, Belegen und Fakten nachgefragt wird. Nicht unhäufig endet es lediglich in gegenseitigem Unverständnis, welches mal subtil, mal schroff vorgetragen wird, je nachdem wie weit einen die Emotionen gepackt haben.
Es ist völlig klar, ein Anliegen, welches sich um die Tiefe eines Verständnisses bemüht, erfordert eine präzise und treffende Antwort. Es entsteht aus einem Mangel an Exaktheit, sprich der gedanklichen Möglichkeit ein Problem vollständig und ausreichend zu erfassen, in Kombination mit einem Manko nur diffus Erfasstes in ausreichende Formulierungen zu bringen, eine Art Frustration und Resignation, die spezifische Reaktionen hervorrufen. Auf allen Seiten, welches den Beginn des Aneinandervorbeiredens darstellt. Abschweifungen, persönliche Schlussfolgerungen und Kommunikationsfehler bewirken dann das Übrige und mit großem Pech ist die Tür dann zu und die Meinungen haben sich verfestigt.
Kommunikation ist immer ein Spannungsfeld und ehrlich, wer kennt es nicht, dass man mitunter jemanden zum schweigen bringen möchte, weil man das 'Gesabbel' nicht mehr erträgt. Besonders wenn etwas mit Dominanz vorgetragen wird, vielleicht noch in einer Sprache die elaboriert rüberkommt (ja, dafür bin ich auch ein Kandidat und habe Kritik bekommen) oder gar, wie es schon angesprochen wurde, die fehlende Kompetenz einfach Überforderung bewirkt, wird auf Ablehnung geschaltet.
Soll-ich bleiben, soll ich gehen, diese Konstellation beobachtet man häufig in Diskussionen, meist finden sich dann zwei, die sich ebenbürtig mehr oder weniger aneinander reiben, um dann in einer Art Diskussionserschöpfung wenigstens mit einer letzten Bemerkung gegenseitig das Feld räumen.
Natürlich muß man nicht tapfer durchhalten, es ist auch wichtig auf sich zu achten und sehen was ein Thema mit einem macht.
Um auf die eigentliche Problematik zurückzukommen, ein dringliches Anliegen auf Seiten Hiobs wurde nun mit einem Hilfsangebot beantwortet, erstens die Kommunikationsform zu überprüfen, zweitens den Selbstdarstellungs-Trip zu verlassen und letztlich das 'Licht', sprich die Erkenntnis, nicht beschreiben zu wollen, sondern das 'Licht' zu erfahren.
Konfrontation und Tadel, der gefühlt, mit seinem Bedürfnis nach Antworten, dadurch ins Abseits gerät, das er das verbal theoretisieren möchte, was man nur erlebend erfassen kann. Im Grunde die Suche danach, wie man Wahrheit (mit den jeweiligen Fallgruben des Denkens) finden kann, versus sich in die Wahrheit und damit der Beantwortung aller Fragen von Gott führen zu lassen. Eine solche Handlungsoption, nämlich die der Hingabe, steht natürlich dem gedanklichem Sezieren eines Themas absolut kontrovers entgegen. Zwei unterschiedliche Bereiche. Das eine die Sorge um die seelisch-geistige Beschaffenheit, das andere ein Ringen um Klarheit.
Eigentlich eine ideale Kombination, zumindest wenn man es als Partnerschaft betrachtet. Der Kopfmensch und der Seelenmensch, wobei nicht auch wechselseitig die Rollen getauscht werden. Im Glaubensbereich, dort wo Brüder und Schwestern zusammenkommen oft ein 'sich gegenseitig ertragen', ohne allzu große Sympathien füreinander zu entwickeln. Ich muß gerade daran denken, wie wohl Jesus mit einem Dutzend unterschiedlicher Menschen, was Charakter, Verstand, Gefühl und Erfahrung umgegangen sein wird. Hat er manchmal innerlich gelächelt über die Kindereien, die allzu menschlichen Anwandlungen, das Beste zu wollen und doch nicht zu können? Jakobus fragt: "Woher kommen die Streitigkeiten und Kämpfe unter euch?" Ein Satz der uns zeigt, dass es keineswegs ungewöhnliches menschliches Verhalten darstellt. Jakobus zeigt einen anderen Kontext auf, allerdings existiert ein Wort welches man schnell adaptieren kann, das Verlangen.
Das Verlangen nach Beantwortung diverser Unklarkeiten. Und zwar nicht in oberflächlicher Weise, sondern plausibel und einwandfrei. Dagegen steht die Erkenntnis dieses Verlangen als Ablenkung zu kennzeichnen, eine Ablenkung des Egos von etwas wonach es uns tatsächlich verlangen sollte. Wobei natürlich insgeheim, das darf man nicht außen vor lassen, Vermutungen über den geistlichen Status einer Person angestellt wurden. Womit wir bei der Selbstkritik wären und ebenso bei der Frage, welche Grenzen wir in der Hoffnung auf eine gute, erbauliche Kommunikation, lieber nicht überschreiten sollten.
Es gibt eine Lösung, einfach und simpel: Wertschätzung und Verständnis. Vielleicht nur ein kleiner Keim im Herzen. Aber schaut mal nach, vielleicht läßt man ihn größer werden und wachsen. Und dann, sowie er eine Mindestgröße überschreitet, ist alles nicht mehr so schlimm.
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