Michael hat geschrieben: ↑Mo 9. Nov 2020, 01:15
Derart hat das auch jedes Tier.
"Jedes Tier" hat aber kein menschliches Genom und ist auch nicht das Ergebnis der Fortpflanzung zwischen Menschen.
Du musst sie also nicht erst diskreditieren. Das tat schon ich.
Bisher betätigst du dich eher im Schattenboxen gegen irgendwelche Phantome deiner Fantasie. Wenn du Lust hast, dich auf Positionen zu beziehen, die tatsächlich von deiner Gegenseite vertreten werden, sag Bescheid.
Mach dir eines bewusst: Was kein Vieh jemals tut, der Mensch tut es. Oder hast du schon gesehen wie Hündinnen ihre Föten oder Welpen "abtreiben"?
Oh boy, do I have news for you, too.
Google mal "Bruce effect". Okay, zugegeben, es sind keine Hunde, aber Mäuse und Blutbrustpaviane sind doch schon mal ein Anfang.
Wäre es nicht Realität geworden wäre es Polemik. So aber ist es Realität. Die Menschen die heute darüber befinden ob sie abtreiben dürfen oder nicht, welchen anderen Gedankengang als Hitler oder der ägyptische Pharao formen sie denn?
Hitler hat vorgegeben welches Leben
zu beenden ist. Das mit der Forderung, dass jede Frau für sich selbst entscheiden darf, ob sie eine Schwangerschaft abbricht oder nicht, gleichzusetzen ist doch genau die Art von Unsinn a la "als nächstes wollen Leute ihren Hund heiraten". Du hast fundamental nicht verstanden, was gefordert wird.
Niemand* fordert, dass irgendjemand vorgibt, wann abgetrieben werden soll. Das ginge doch komplett gegen das geforderte Recht auf Selbstbestimmung. Jede Frau und nur sie soll darüber entscheiden ob sie abgetreibt oder nicht. Ich hatte es ja schon zu Magdalena gesagt, wenn jemand nicht, unter keinen Umständen, abtreiben möchte, beide Daumen hoch, top, das meine ich 100% unironisch, das muss das uneingeschränkte Recht der Frau sein, das ist zu respektieren und darüber hinaus sollte es auch entsprechend unterstützt werden. Um auf etwas zurückzukommen, was Hiob gesagt hat (bzw zusätzlich auf etwas, was er viel früher gesagt hat), ich bin nicht seiner Meinung, was die grundlegende Überlegenheit der Mutter gegenüber dem Vater bei der Aufzucht des Nachwuchs angeht (ich stelle es jetzt mal arg verkürzt dar, um den Rahmen nicht zu sprengen), aber ich bin voll auf seiner Seite, dass Mütter, die sich voll auf den Nachwuchs, statt auf einen Beruf konzentrieren, dafür mehr Wertschätzung und Unterstützung verdient haben. Ich würde das aber auf Väter ausweiten, ich liebe meine Kinder doch auch, wenn meine Frau das Geld ranschaffen will und ich dafür länger bei den Kindern daheim bin, warum nicht? Das war bei uns jetzt nicht Fall, aber so an sich sehe ich da kein Problem, im Gegenteil, ich der Rückschau würde ich aus egoistischer Sicht sagen, dass es leider bei uns nicht der Fall war. Aber ich darf mich eigentlich nicht beschweren, ich mache seit ein paar Jahren die längste Zeit des Jahres home office, ich bin in der Hinsicht unfassbar priviligiert.
Also, wer nicht abtreiben will, treibt nicht ab, da kommt keiner und sagt: "Dein Kind hat/ist XY, das muss weg". Am Arsch die Räuber, wenn die Mutter will, dass es bleibt, dann bleibt es. Punkt.
Wenn aber eine Mutter sagt, sie will dieses Kind nicht, dann soll sie das Recht haben, die Schwangerschaft zu beenden. Ihr Körper, ihre Entscheidung. Das hat auch nicht abhängig vom Grund zu sein. Und sei es aus Gründen, die du oder ich oder wir beide auf eine Stufe mit Hitlers Ansichten stellen, ich sag's mal so, wir kennen Fälle, in denen Mütter ein derart problematisches Verhältnis zu ihrem Nachwuchs haben und wir kennen sie, weil sie viel zu regelmäßig als Meldung in den Zeitungen landen. Zwei wichtige Punkte dazu: Wenn das ungeliebte Kind nachträglich beseitigt wird, dann wird definitiv ein Leben
beendet, ich glaube da sind wir uns einig. Im Fall einer Abtreibung ist das ja noch Streitpunkt. Du sagst, Leben beendet, ich würde von Leben verhindert sprechen. Zweiter Punkt: das Bestimmungsrecht ist auf den eigenen Körper beschränkt. Wir können das gerne auf das Level deines Hitlervergleichs runterziehen. Frau A ist schwanger und Frau B sagt "Bäh, der Vater war ein Jude, das Kind gehört abgetrieben." Frau B kann Gift und Galle spucken, bis sie ohnmächtig wird, sie hat
nicht darüber zu bestimmen, wie Frau A mit ihrer Schwangerschaft umgeht.
* Auszuschließen ist es nicht, aber pauschal gesprochen niemand.
Wer darf leben? Wer darf nicht leben? Man werfe die Säuglinge in den Nil. So dachte der Pharao, so denken die Abtreibungsbefürworter.
Noch einmal, keine Instanz der Gesetzgebung oder sonst jemand soll irgendwem anders vorschreiben, "wer leben darf" und "wer nicht leben darf".
Es ist dir vermutlich entgangen, aber ich spreche explizit nicht von Abtreibungsbefürwortern sondern von Gegnern von Abtreibungsverboten, denn ich sehe mich nicht als Abtreibungsbefürworter, der Begriff fällt für mich unter argumentatives Brunnenvergiften. Ich bin ein Befürworter davon, das Frauen selbstbestimmt über
ihre Schwangerschaft entscheiden dürfen und ihre Entscheidung zu respektieren ist. Ich würde nicht zu einer Frau gehen und sagen "Ach komm, treib's halt ab.", aber wenn sie abtreiben möchte und meine Unterstützung erwünscht ist, dann werde ich sie auf diesem Weg unterstützen.
[Tangente]
Meine Position beim Thema Sterbehilfe ist die gleiche. Jeder sollte das Recht haben, für sich selbst zu entscheiden, wann Schluss ist und das ist zu respektieren. Ich kann da auch sehr offen über einen Entschluss reden, den ich vor vielen Jahren, vor allem aufgrund einer Falles in meiner Verwandschaft, gefasst und meiner Frau gegenüber klar kommuniziert habe. Sollte ich an Demenz erkranken (und die Medizin hier bis dahin nicht den großen Durchbruch geschafft haben), werde ich bevor es zu schlimm wird, mein Leben beenden. Das hat nichts mit Lebensmüdigkeit oder zu tun, ich werde es ausreizen soweit ich kann, aber
ich möchte das Recht behalten, zu sterben, so lange
ich noch
ich bin. Aber auch hier, das ist
meine Entscheidung auf
mein Leben bezogen. Ich würde niemals sagen, dass man Demenzkranke umbringen soll oder das die sich umbringen sollten. Und bevor jemand sagt "ja aber deine Kinder", ich habe den Tod beider Eltern erlebt und habe, nicht als Sohn, aber zumindest noch als Großneffe eine schwere Demenzkrankheit im familiären Umfeld erlebt und ohne den Tod meine Eltern minimieren zu wollen, ich weiß was unterm Strich mehr Schmerz verursacht hat. Der Tod der Eltern, so traurig er ist, es ist der Lauf der Dinge, da müssen wir durch, lieber so, als dass die Eltern den Tod des Kindes erleben. Aber mit anzusehen, wie ein geliebter Mensch da ist und gleichzeitig verschwindet, nein, ich hab gesehen, was das mit meiner Tante gemacht hat, ich werde meine Kinder dem nicht aussetzen, da kann man mich für für verurteilen, wenn man will, mir egal.
[/Tangente]
A propos verurteilen, Michael, ich finde es ulkig, dass du zweimal den Pharao erwähnst, aber nicht, dass du einen Gott verehrst, der deinem Glauben nach die Erstgeborenen eines Landes ausgelöscht hat, um den Widerstand des Pharaos zu brechen. Du kannst also ruhig von deinem hohen Ross biblischer Moral hinsichtlich des Werts von Leben absteigen und es an der Seite anleinen, wenn du dich einfach hinstellst, bist du größer.