Travis hat geschrieben: ↑Di 8. Dez 2020, 06:36
Zielt diese Aussage, ebenso wie die in Rö 7,14, nicht eher auf die überaus deutliche Unterlegenheit des Menschen inspirierter Schrift gegenüber ab? Also Gott formuliert Gebote, die uns diverse Dinge lehren sollen. Um dies zu können, müssen sie jedoch verstehbar sein.
Das widerspricht sich nicht mit meinem Denken. - In meiner "philosophischen" Ausdrucksweise würde dies heißen: Das geistliche Gesetz ist eine ontische Größe, die von unserer geistlichen Wahrnehmungs-Fähigkeit erfasst wird oder nicht. Das passt ebenso auf 2.Tim 3,16.
Travis hat geschrieben: ↑Di 8. Dez 2020, 06:36
Die 10 Gebote sind leicht verständlich, für jeden Menschen. Woran es hapert ist die Umsetzung, was wiederum den Graben zwischen "geistlich" und "fleischlich" klar hervortreten lässt.
Nee - das ist mehr als das. - Du sagst zu Recht, dass es an der Umsetzung hapert, und setzt dabei voraus, dass es ansonsten verstanden sei, weil es (zumindest die 10 Gebote) einfach formuliert sei. Diese Voraussetzung ist kühn. - Konkretes Beispiel "Du sollst nicht stehlen".
Jeder weiß erst mal, was damit gemeint ist - richtig. Aber: Man umgeht diesen einfachen Gedanken in der Gesellschaft nicht nur fleischlich ("Ich weiß, dass man nicht stehlen soll, aber Travis' Geldbeutel lag so schön da und ich wollte endlich mal meiner Frau eine Goldkette kaufen"), sondern auch geistlich ("Mein Steuerberater hat mich auf ein Schlupfloch hingewiesen, mit dem man sich pro Jahr 10.000 Euro an Steuern sparen kann"). - Das heißt: "Du sollst nicht stehlen" wird trotz seiner einfachen Formulierung eben NICHT in seiner geistlichen Bedeutung gelesen, sondern nur vordergründig. Entscheidend: Dieses vordergründige Lesen geht am Verständnis der SChrift vorbei.
Travis hat geschrieben: ↑Di 8. Dez 2020, 06:36
Zitate aus dem AT enthalten längst nicht immer wörtliche Rede, werden jedoch verwendet, als wäre dem so. Entsprechend göttliche Autorität wird bei allem vorausgesetzt, was aus dem AT zitiert wird.
Das ist zwar nach heutigem Standard nicht "professionell", ist aber ok, weil ein indirektes Zitat, das verstanden wurde, geistlich mehr wert ist als ein wörtliches Zitat, das geistlich NICHT verstanden wurde. - Wichtig ist, dass man den geistlichen Gehalt transportiert. - Heute ist das übrigens oft umgekehrt: Man schaut penibel drauf, dass man jemanden sauber zitiert, verändert aber interpretativ dessen Intention, was dann hinausläuft auf "Travis/Hiob meint, dass ... ", obwohl die beiden möglichweise das Gegenteil meinen.
Travis hat geschrieben: ↑Di 8. Dez 2020, 06:36
Denn die Bibel als Gottes Wort enthält Worte für unterschiedlichen Zielgruppen.
Ja - das ist ein Thema, das mich immer wieder beschäftigt. - Und zwar übergeordnet in die Frage der Offenbarungen hinein - im Sinne von: Wie stellt sich Gott dem Menschen dar, dass alle verstehen können, worum es ihm geht. - Warum also wählt Gott eine Realität, die gestaltet wird durch Leute wie Adam, Abraham, David, etc.? (Er hätte es auch ganz anders machen können) - Verallgemeinert: Wie offenbart man etwas, dass der reine Geist ersichtlich wird?
Travis hat geschrieben: ↑Di 8. Dez 2020, 06:36
Man liest es und fasst sich entweder an den Kopf oder spürt, dass sie wahr sein müssen.
Da muss man aufpassen. - Dinge, "bei denen man sich an den Kopf fasst", können genauso überfordern wahr sein wie schlicht falsch. - Einfach weil immer wieder zwischen Gott und dem Menschen die Tradierung, die damalige Bildsprache, das eigene kulturelle Unverstehen stehen kann.