Sunbeam hat geschrieben: ↑Mi 16. Dez 2020, 16:58
im Sinne von, was sagt die Bibel dazu, wie stellt sich das Dogma dem Wort Gottes gegenüber.
Dazu muss man aber richtig fett drin sein. Wie willst Du als Laie (das betrifft mich ebenso) entscheiden, wo es da Widersprüche gibt? - Das ist übrigens auch so ein Wort: "entscheiden". - Heute übergeht man gerne die tiefe Sachkundigkeit und "entscheidet", was richtig und was falsch ist.
Sunbeam hat geschrieben: ↑Mi 16. Dez 2020, 16:58
Irgend etwas kann da nicht in Ordnung sein, oder besser gesagt, in den Ordnungen des NT, denn das Für und Wider in den Texten, sogt hier für die endlosen Animositäten selbst, falls man den Texten vorurteilslos gegenüber steht, ohne konfessionelle Schere im Kopf.
Das hat alles damit zu tun, dass unterschiedliche Gruppen/Menschen mit unterschiedlichen Vorannahmen (bewusst oder unbewusst) in eine Untersuchung hineingehen - aber darauf bestehen, dass sie es "vorurteilslos" täten. - Tun sie NICHT - geht gar nicht.
Daran schließt sich die Frage an: Warum ist die Bibel nicht so geschrieben, dass es keinen Interpretationsspielraum gibt? Gott wäre das möglich, wenn er wollte. - Und da landet man beim Wort "Heilsgeschichte" (egal ob von der Menschheit oder beim Einzelnen), die es an sich hat, Entwicklungen zu durchgehen. - Man muss sich also mit dauerhafter Beschäftigung immer wieder weiterentwickeln (Stichwort: "Hermeneutischer Zirkel"). - "Erwirb es, um es zu besitzen", meint Goethe dazu.
Mit anderen Worten: Die Bibel-Versteh-Akteure ziehen an unterschiedlichen Stellen des Strangs zur Wahrheit hin (manche ziehen sogar in die falsche Richtung). - Das ist so gewollt.
Sunbeam hat geschrieben: ↑Mi 16. Dez 2020, 16:58
Ich bin ein Mensch der glaubt, das wir uns eine Welt, ein Universum zurecht gebastelt haben, in Religion und Wissenschaft, die Tag für Tag immer irrationaler erscheint
Das passt voll zum Wort "individuelle Heilsgeschichte". - Oder wieder
Goethe/Faust I, 354f:
"Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerey und Medicin,
Und leider auch Theologie!
Durchaus studirt, mit heißem Bemühn.
Da steh’ ich nun, ich armer Thor!
Und bin so klug als wie zuvor"
Es ist doch gerade das Ziel, zum "Werdet wie die Kinder" zu kommen =: Das Wahre von innen heraus zu empfinden. - Wobei wir (bei Erwachsenen) bei der Mystik wären, die auf die Scholastik pfeift. - Oder anders: Wären hier auf dem Forum (oder in der Welt) nur Mystiker, gäbe es keine Fundamental-Theologie und keine Dogmen. - Umgekehrt: All das ist Folge, wenn auch notwendige Folge, dass der Mensch in einer unmystischen Denke lebt. Es ist also eine objektive Mangelerscheinung. - Das gilt auch bei der Trinitätsfrage.
Sunbeam hat geschrieben: ↑Mi 16. Dez 2020, 16:58
Oder einfach als einen Menschen, der diese unglaublichen Widersprüche zwischen Ansprüchen und Wirklichkeiten innerhalb dieser Religion niemals wirklich begriffen hat, als wenn das überhaupt machbar wäre.
Es ist NICHT machbar - trotzdem muss die Differenz aus Soll und Ist erkennbar gemacht werden (statt das Ist zum Soll zu verkleben, was man heute gerne tut).
Das ist doch das Grundmotiv des Christentums: Bewusstsein der Differenz zwischen Soll (das "Gute") und Ist ("Wie's halt de facto läuft") zu erkennen und daraus Schlussfolgerungen zu ziehen. - Diese Differenz ist übrigens der Grund für Leid - DAS Grundmotiv bei Jesus. - Aber das wäre ein anderes Thema.
Sunbeam hat geschrieben: ↑Mi 16. Dez 2020, 16:58
für mich wäre es die denkbar größte moralische Katastrophe, durch den Glauben an Jesus Christus so ein unausstehlicher Mensch zu werden
Das soll ja nicht sein, aber es passiert. - Das Böse nährt sich an den Trögen des Guten. - ALLES, was man tut, hat eine Rückseite, die "böse" ist (wobei das nächste andere Thema wäre, was eigentlich "gut" und "böse" ist).
Sunbeam hat geschrieben: ↑Mi 16. Dez 2020, 16:58
Im übrigen halte ich einen Meister Eckhart für wertvoller und wichtiger, als alle Dogmen dieser Welt.
Bravo.

- S.o.