Lassen wir den Blick allein auf Kain. Hier stimmt, was du sagst: Kain hat sein Vergehen eingesehen und man kann Reue heraushören:
Kain antwortete dem HERRN:
Zu groß ist meine Schuld, als dass ich sie tragen könnte. (ELB)
Übersetzt man aber wie LUT:
Kain aber sprach zu dem HERRN:
Meine Strafe ist zu schwer, als dass ich sie tragen könnte.
dann ist hier weniger Kains Reue herauszulesen, sondern mehr seine Anmahnung, dass die Strafe von Gott dafür zu hoch ist.
In Bezug auf Gut/Böse führt uns die Bibel hier vor Augen: Ist für dich etwas böse, weil du eingesehen hast, dass du dem Guten das Seine schuldig geblieben bist? Oder ist es nur die Angst vor der Strafe oder gar eine von Gott unterstellte Ungerechtigkeit, die einen zum Guten führt?
Der fragliche Ausdruck im Text ist עוני(avoni) - Schuld oder/und Strafe.
Es stellt sich dann das Verhältnis von Tat und Folge in den Vordergrund. Es geht bei avoni nicht darum „Sünde“ oder „Strafe“ als Bedeutung für falsch oder richtig zu erklären. Vielmehr hat man es mit einem Begriff zu tun, der beides beinhaltet. Gen 4:13 legt aber die Betonung auf den Umstand, dass der HERR Kain die Konsequenzen seiner Sünde nicht erspart.
Gott verübt keine Rache, er beschützt Kain sogar vor dem Bösen der Menschen, wenn sie Böses mit Bösem vergelten wollen.
Auf Kain bezogen mag er den Umstand Böses getan zu haben, als Schuld erblicken, jedoch war er sich der ungeheuren Sünde nicht bewusst und meint die Folgen daraus sind zu schwer.
Und ist es nicht auch im Leben so? Man tut oder sagt etwas böses, ohne die ungeheure Wucht und Größe von Sünde und Schuld wahrhaben zu wollen. Der eigene Egoismus wird über allem gestellt.
Selbst wenn man bereut, einen durch Sünde angerichteten Schaden und seine Folgen kann man dadurch nicht immer ausgleichen.