Wenn man an den Prolog des Johannes mit der Setzung herangeht, dass Jesus selbst Gott sei, wird man natürlich alles auch dementsprechend verstehen und was nicht dazu passt, ignorieren bzw umdeuten. Zum Glück hat der Verfasser aber den Zweck seines Werkes klar und deutlich erklärt:Hiob hat geschrieben: ↑Fr 15. Jan 2021, 00:41 Die Übersetzung von "memra/logos" in "Wort" ist arg unglücklich, weil es zu allen Zeiten dazu geführt hat zu glauben, dass am Anfang eine Sprache war. - Auch hier gilt wie in so vielen Fällen, dass das heutige Verständnis eines Wortes, hier das Verständnis von "Wort", sehr wenig zu tun hat mit dem heutigen Verständnis.
JOHANNES 20:30-31 ELBAuch viele andere Zeichen hat nun zwar Jesus vor seinen Jüngern getan, die nicht in diesem Buche geschrieben sind. Diese aber sind geschrieben, auf daß ihr glaubet, daß Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und auf daß ihr glaubend Leben habet in seinem Namen.
Das wäre eigentlich auch wie ungefähr hundert andere Bibelstellen eine wunderbare Gelegenheit gewesen darauf hinzuweisen, dass es darum ginge, dass Jesus Gott sei ... aber nein, auch hier steht es nicht und der naheliegende Grund ist der, dass es nicht darum geht zu belegen, dass Jesus selbst Gott sei, weswegen es auch nicht geschieht.
Dass Thomas „Mein Herr und mein Gott“ sagte, bedeutet ja nicht zwangsläufig, dass Jesus Gott sei. Wenn jemand zu Dir das Gleiche sagen würde, würde man auch nicht behaupten, dass das belegen würde, dass Du Gott wärst. Auch hier ist die vorbestehende Setzung, dass Jesus Gott sei, entscheidend dafür, dass diese Bibelstelle so verstanden wird. Ansonsten erkennt Thomas schlicht zwei: Jesus als seinen Herrn und Gott, den Vater, der durch Jesus wirkt.
Dieses Schema kann man z.B. auch an der häufig von Trinitariern verwendeten Bibelstelle „Ich und der Vater sind eins“ (Johannes 10, 30) erkennen, denn wenn es ein paar Kapitel später heißt, dass die Gläubigen mit Jesus und dem Vater eins würden, spielt die Nicht-Gott-Sein-Setzung der Gläubigen die entscheidende Rolle, dass die Gläubigen trotz des gleichen Wortlautes nicht auch zu Göttern erhoben werden.
JOHANNES 17:20-23 ELBAber nicht für diese allein bitte ich, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben; auf daß sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir, auf daß auch sie in uns eins seien, auf daß die Welt glaube, daß du mich gesandt hast. Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, auf daß sie eins seien, gleichwie wir eins sind; ich in ihnen und du in mir, auf daß sie in eins vollendet seien, [und] auf daß die Welt erkenne, daß du mich gesandt und sie geliebt hast, gleichwie du mich geliebt hast.
Grüße,
Daniel.