Also gut, dann eben eine etwas ausführlichere Betrachtung des Johannes-Prologs, anhand derer hoffentlich dem Einen oder Anderen klarer werden wird, dass es sich bei der Behauptung des Wortes Gottes als Person und der anschließenden Gleichsetzung dieser angeblichen Person „Wort Gottes“ mit Jesus um eine Hineinlegung (Eisegese) handelt.PeB hat geschrieben: ↑Mi 20. Jan 2021, 12:10UND DAS WORT WURDE FLEISCH UND WEILTE UNTER UNS.1Johannes4 hat geschrieben: ↑Di 19. Jan 2021, 18:44Im Anfang? Klar:1. Mose 1,3 hat geschrieben:Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht.
Willst du das aus dem Zusammenhang ziehen?
Der griechische Ausdruck Logos hat jedenfalls ein sehr „weites Bedeutungsspektrum“:
https://de.wikipedia.org/wiki/Logos#BegriffsgeschichteDer Ausdruck λόγος lógos bezeichnet in der altgriechischen Sprache die (geschriebene) Rede im Sinne ihrer materiellen Basis aus Buchstaben, Wörtern, Syntagmen und Sätzen, in der griechischen Rhetorik die (gesprochene) Rede auch im Sinne ihres Aussagegehalts. Ein einschlägiges Wörterbuch[1] nennt u. a. die Übersetzungen Sprechen, mündliche Mitteilung, Wort, Rede, Erzählung, Nachricht, Gerücht, (grammatikalischer) Satz, Ausspruch Gottes (NT), Befehl (NT), Weissagung (NT), Lehre (NT), Erlaubnis zum Reden, Beredsamkeit, aufgestellter Satz, Behauptung, Lehrsatz, Definition, Begriffsbestimmung, wovon die Rede ist, Sache, Gegenstand, das Berechnen, Rechenschaft, Rechnung, Rücksicht, Wertschätzung, Verhältnis, Vernunft.
Wenn also im Johannes-Prolog vom Logos die Rede ist, wäre die eigentlich naheliegendere Auslegung, dass es um Aussprüche Gottes geht. Das wäre auch homogen zum sonstigen Gebrauch des „Wortes Gottes“ in der Bibel. Eine Besetzung des Wortes Logos im Sinne einer Personifizierung kommt eigentlich erst durch die außerbiblische Lehre von der Dreieinigkeit in Betracht. Da gilt es also Ursache und Wirkung zu differenzieren.
JOHANNES 1:1-3 ELBIm Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ward durch dasselbe, und ohne dasselbe ward auch nicht eines, das geworden ist.
Da braucht man sich nur den Schöpfungsbericht durchzulesen: Gott sprach ... und es wurde. An jedem einzelnen Tag der Schöpfung schuf Gott durch sein Wort.
JOHANNES 1:4-9 ELBIn ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfaßt. Da war ein Mensch, von Gott gesandt, sein Name Johannes. Dieser kam zum Zeugnis, auf daß er zeugte von dem Lichte, damit alle durch ihn glaubten. Er war nicht das Licht, sondern auf daß er zeugte von dem Lichte. Das war das wahrhaftige Licht, welches, in die Welt kommend, jeden Menschen erleuchtet.
Da Johannes von Jesus zeugte, ist Jesus also das Licht, welches in die Welt kam ... was eigentlich klar und deutlich wiederholt dasteht. Interessant daran ist aber auch, dass diese Bedeutung, nämlich Jesus als das Licht, noch mehrfach im weiteren Verlauf des Johannes-Evangeliums aufgegriffen wird, dagegen vermisse ich nach dem Johannes-Prolog weitere Bibelstellen, die Jesus als personifiziertes Wort darstellen. Hunderte Male wird Jesus als Herr und als Christus betitelt, aber Jesus als Wort Gottes spielt praktisch keine weitere Rolle. Das liegt natürlich daran, dass es eine trinitarische Erfindung ist.
JOHANNES 1:10-13 ELBEr war in der Welt, und die Welt ward durch ihn, und die Welt kannte ihn nicht. Er kam in das Seinige, und die Seinigen nahmen ihn nicht an; so viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, welche nicht aus Geblüt, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
Wie im Vers zuvor, wo es heißt „er war nicht das Licht, sondern auf dass er zeugte von dem Licht“ kann man aus dem Zusammenhang erkennen, auf wen oder was sich ein Personalpronomen bezieht. Wenn also davon die Rede ist, dass die Welt durch IHN war und ER in das SEINIGE kam, dann bedeutet dieser Vers doch, dass jetzt von Gott die Rede ist.
JOHANNES 1:14 ELBUnd das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns (und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater), voller Gnade und Wahrheit;
Wieder: Logos als personifiziertes Wort Gottes oder Ausspruch Gottes, das Wirklichkeit wurde. Interessant finde ich dabei eine Aussage Gottes zur Schlange im Sinne einer Prophezeiung aus dem Schöpfungsbericht, die auf Jesus hinwies:
1 MOSE 3:15 ELBUnd ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zermalmen, und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen.
Bei der Auslegung des Johannes-Prologes sollte man meiner Ansicht nach auch bedenken, dass Johannes selbst erklärt hat, was er mit seinem Evangelium beabsichtigt:
JOHANNES 20:31 ELBDiese aber sind geschrieben, auf daß ihr glaubet, daß Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und auf daß ihr glaubend Leben habet in seinem Namen.
Wenn man aus dem Johannes-Prolog eine Vergöttlichung von Jesus macht, schießt man deutlich über das erklärte Ziel des Johannes hinaus. Es ist eben ein großer Unterschied, ob Gott durch Jesus wirkt oder Jesus selbst Gott ist.
Ähm, nein. Wenn im AT vom Wort Gottes die Rede ist, kann sich der Autor dessen noch nicht auf dem trinitarischen Holzweg befunden haben, sondern da ist logischerweise von Nichts Anderem die Rede als von Aussprüchen Gottes im Rahmen einer Vision. Ein Wort Gottes, das man hätte sehen können, ist lediglich trinitarische Hineinlegung in eine solche Bibelstelle und schlicht unwürdig, da es an den Haaren herbeiziehen will, was nicht dasteht.PeB hat geschrieben: ↑Mi 20. Jan 2021, 12:10Eine "VISION" ist etwas, was man SIEHT! -> von lateinisch visio „Erscheinung, Anblick“1Johannes4 hat geschrieben: ↑Di 19. Jan 2021, 18:44Wenn man den ganzen Vers zitiert, versteht jeder, was gemeint ist:Gott sagte etwas.1. Mose 15, 1 hat geschrieben:Nach diesen Dingen geschah das Wort des HERRN zu Abram in einem Gesicht so: Fürchte dich nicht, Abram; ich bin dir ein Schild, dein sehr großer Lohn[1].
In der Lutherbibel steht hier: "Erscheinung".
In der Elberfelder: "Gesicht".
Im hebräischen Text steht dafür בַּֽמַּחֲזֶ֖ה
Das gleiche Wort kommt an drei weiteren Textstellen vor:In 4. Mose 24,16 die gleiche Formulierung ein tweites Mal, dann4. Mose 24,4 hat geschrieben:...der ein Gesicht des Allmächtigen sieht, der niederfällt mit enthüllten AugenIn allen Fällen geht es um Sichtungen ("mit enthüllten Augen")Hesekiel 13,7 hat geschrieben:Habt ihr ⟨da⟩ nicht ein nichtiges Gesicht geschaut...
Fazit: das Wort des Herrn stand sichtbar vor Abraham.
Dass sogenannte „Gesichte“ oder „Träume“ der Weg waren, wie sich Gott seinen Propheten mitteilt, erklärte sogar Gott selbst:
4 MOSE 12:6 ELBUnd er sprach: Höret denn meine Worte! Wenn ein Prophet unter euch ist, dem will ich, Jehova, in einem Gesicht mich kundtun, in einem Traume will ich mit ihm reden.
Aber warum hast Du denn in Deinen Ausführungen den Beginn des Verses von 4. Mose 24, 4 weggelassen? Ist doch interessant, was dasteht, auch wenn es nicht in Dein Erklärungsschema passt - in das von mir passt es:
4 MOSE 24:4 ELBEs spricht, der da hört die Worte Gottes, der ein Gesicht des Allmächtigen sieht, der hinfällt und enthüllter Augen ist:
Das stinkt meiner Meinung nach schon nach einem Versuch diese Bibelstelle für die eigenen Zwecke schamlos zu missbrauchen .
Kleiner Spaß am Rande: wenn da von den Worten Gottes die Rede ist ... bedeutet das für Trinitarier, dass Jesus Geschwister hat? Oder ist das für Trinitarier der majestätische Plural von Jesus?