Das Ende des Naturalismus

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Spice
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Re: Das Ende des Naturalismus

Beitrag von Spice »

Hiob hat geschrieben: Do 18. Feb 2021, 17:31
Spice hat geschrieben: Do 18. Feb 2021, 15:38 Letzten Endes gibt es nur eine einzige Vorannahme, die sich aber auch aus allem Folgenden nötig macht: Das Ewige als den Ursprung aller Dinge.
Das ist eine große Vorannahme, die sehr entscheidend ist. Letztlich setzt Du eine geistliche Entität voraus, was aber Materialisten/Naturalisten gerade NICHT tun.
Diese "Vorannahme" ergibt sich andererseits auch wieder aus allem, was wir wissen: Raum und Zeit haben einen Anfang und können deshalb nicht - wie es Manfred Reichelt sagte - Ursache ihrer selbst sein. Sondern eben nur das Ewige. Und woher das komme, können nicht gefragt werden, da dann der Begriff "Ewigkeit" keinen Sinn mache. Wir würden dann nämlich wieder von Zeit reden.
SilverBullet
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Re: Das Ende des Naturalismus

Beitrag von SilverBullet »

Hiob hat geschrieben: Naja - man muss beispielsweise als setzungsfrei bezeichnen, dass Sprache das semantisch abbilden kann, was der Fall ist.
Ja aber damit ist die Reduktion entlang von "setzungsfrei" doch hinfällig, denn du selbst verwaltest "Sprache" als "aus der Welt gelernt".
Müsstest du damit dann nicht "die Welt" als setzungsfreien Ausgangspunkt betrachten, aus dem es über Interaktion zu einer Ausrichtung entlang setzungsfreier Zusammenhänge kommt, so dass sich (deine) Sprache entwickelt, mit der du "Ich bin" vertreten und vermitteln kannst?
Hiob hat geschrieben:Nicht die Zusammenhänge sind entscheidend, sondern die Definition von Subjekt und Objekt ist entscheidend.
Aus meiner Sicht besteht eine Definition aus Zusammenhängen.
Und damit betreten wir, das in der Philosophie so beliebte Spiel mit Definition, denn weil für Definition immer ein Zusammenhang benötigt wird, kommt man nie irgendwo an.
Du wirst nie den "ersten Zusammenhang" nennen können, denn du müsstest diesen ja definieren.

Bedeutet dies dann nicht, dass der Ursprung nicht "im Denken" liegen kann, sondern ein "Ausserhalb", ein "Nicht-Denken" benötigt wird?
=> "Ich bin" ist damit eher kein Anfangs-/Ausgangspunkt.
Hiob
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Re: Das Ende des Naturalismus

Beitrag von Hiob »

Spice hat geschrieben: Fr 19. Feb 2021, 08:26 Raum und Zeit haben einen Anfang und können deshalb nicht - wie es Manfred Reichelt sagte - Ursache ihrer selbst sein. Sondern eben nur das Ewige. Und woher das komme, können nicht gefragt werden, da dann der Begriff "Ewigkeit" keinen Sinn mache. Wir würden dann nämlich wieder von Zeit reden.
Es sei denn, man versteht unter "Ewigkeit" keine Dauer, sondern einen überzeitlichen Zustand (so mache ICH das).
SilverBullet hat geschrieben: Fr 19. Feb 2021, 10:04 Müsstest du damit dann nicht "die Welt" als setzungsfreien Ausgangspunkt betrachten, aus dem es über Interaktion zu einer Ausrichtung entlang setzungsfreier Zusammenhänge kommt
So macht es Popper. - Wenn man über "die Welt" hinausdenkt, funktioniert das nicht. Das Ergebnis wird am Ende sein, dass außer "ich bin" nichts setzungsfrei ist.
SilverBullet hat geschrieben: Fr 19. Feb 2021, 10:04 Du wirst nie den "ersten Zusammenhang" nennen können, denn du müsstest diesen ja definieren.
Nee - den müsste ich beobachten. - "Zusammenhang" ist etwas, was man in etwas (physisch oder geistlich) Beobachtetes interpretiert. --- "Definition" ist die Grundlage dazu, damit man weiss, worüber man spricht.
SilverBullet hat geschrieben: Fr 19. Feb 2021, 10:04 Bedeutet dies dann nicht, dass der Ursprung nicht "im Denken" liegen kann, sondern ein "Ausserhalb", ein "Nicht-Denken" benötigt wird?
=> "Ich bin" ist damit eher kein Anfangs-/Ausgangspunkt.
Es geht hier ja nicht um den Inhalt des Denkens, sondern um dessen Existenz. - Der beliebte Satz in diesem Kontext: "Selbst wenn ich denke, dass ich NICHT existiere, existiere ich, weil das Denkende ICH bin". So ähnlich sagte es schon Augustinus.
Spice
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Re: Das Ende des Naturalismus

Beitrag von Spice »

Hiob hat geschrieben: Fr 19. Feb 2021, 10:21
Spice hat geschrieben: Fr 19. Feb 2021, 08:26 Raum und Zeit haben einen Anfang und können deshalb nicht - wie es Manfred Reichelt sagte - Ursache ihrer selbst sein. Sondern eben nur das Ewige. Und woher das komme, können nicht gefragt werden, da dann der Begriff "Ewigkeit" keinen Sinn mache. Wir würden dann nämlich wieder von Zeit reden.
Es sei denn, man versteht unter "Ewigkeit" keine Dauer, sondern einen überzeitlichen Zustand (so mache ICH das).
Sowohl als auch. Wenn Ewigkeit nicht "immer" bedeutet, könnte es auch kein überzeitlicher Zustand sein.
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Detlef
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Re: Das Ende des Naturalismus

Beitrag von Detlef »

Spice hat geschrieben: Fr 19. Feb 2021, 10:58
Hiob hat geschrieben: Fr 19. Feb 2021, 10:21Es sei denn, man versteht unter "Ewigkeit" keine Dauer, sondern einen überzeitlichen Zustand (so mache ICH das).
Sowohl als auch. Wenn Ewigkeit nicht "immer" bedeutet, könnte es auch kein überzeitlicher Zustand sein.
Ihr wisst doch einfach gar nichts von der Überzeit.
Die Wahrheit lässt sich pachten, mit dem Glauben an des Gottes Sohn, doch die Thesen sind vergänglich, allen Gläubigen zum Hohn! (Gert Reichelt)
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Re: Das Ende des Naturalismus

Beitrag von SilverBullet »

Hiob hat geschrieben:"Definition" ist die Grundlage dazu, damit man weiss, worüber man spricht.
"Grundlage" in Bezug auf "Setzungsfrei" bedeutet, dass du den Status "Setzungsfrei" für die Grundlage vergibst.

Schau dir dein eigenes Verhalten an, du hast unaufgefordert eine Begründung zu deiner "Setzungsfrei"-Aussage geliefert und damit darauf hingewiesen, dass auch diese Dinge "setzungsfrei" sein sollen.

Mit dem Wort "Ich" bringst du Standpunkt und Blickrichtung und damit die Konzepte "Position" und "Richtung" ins Spiel.
In der Folge kannst du schlecht behaupten, dass du "Position" und "Richtung" erst "setzen" musst.
Mit "Identität" bringst die Konzepte von "Ähnlichkeit", "Vergleich", "Nebeneinander", "Begegnung" (sogar "Abstand") ins Spiel.
Mit "Beobachtung" bringst du den komplexen Vorgang von "Wahrnehmung" ins Spiel.

All das steckt in "Ich bin" drin, denn du gibst hier ja die Grundlagen an.

Bevor du also "Ich bin" als "setzungsfrei" deklarierst, musst du schon viel als "setzungsfrei" deklariert haben.
Und wie ich gesagt habe: wenn man es konsequent durchführt, wird man nirgendwo ankommen, weil man immer wieder Definitionen/Grundlagen liefern muss und zwar insbesondere dann, wenn du auf Basis deines Weltbildes nicht auf eine Welt zurückgreifen möchtest und dadurch die Funktion "da ist es" nicht verwenden kannst.

=> Was ist die Definition von "Position", von "Richtung", von "Objekt", von "Subjekt" usw.? - Gib die Grundlagen an...
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Re: Das Ende des Naturalismus

Beitrag von Spice »

Detlef hat geschrieben: Fr 19. Feb 2021, 12:02
Spice hat geschrieben: Fr 19. Feb 2021, 10:58
Hiob hat geschrieben: Fr 19. Feb 2021, 10:21Es sei denn, man versteht unter "Ewigkeit" keine Dauer, sondern einen überzeitlichen Zustand (so mache ICH das).
Sowohl als auch. Wenn Ewigkeit nicht "immer" bedeutet, könnte es auch kein überzeitlicher Zustand sein.
Ihr wisst doch einfach gar nichts von der Überzeit.
Doch, z.B., dass sie immer mehr in mir zum Ausdruck kommen will.
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Re: Das Ende des Naturalismus

Beitrag von Hiob »

Detlef hat geschrieben: Fr 19. Feb 2021, 12:02 Ihr wisst doch einfach gar nichts von der Überzeit.
Aber sie ist dialektisch erschließbar. Und sie ist sogar mathematisch berechenbar - guckst Du "Frank Tipler, Physik der Unendlichkeit".
SilverBullet hat geschrieben: Fr 19. Feb 2021, 12:09 Bevor du also "Ich bin" als "setzungsfrei" deklarierst, musst du schon viel als "setzungsfrei" deklariert haben.
Ich wüsste nicht was. - Das Argument von Augustinus ist aus meiner Sicht bestechend.
SilverBullet hat geschrieben: Fr 19. Feb 2021, 12:09 Was ist die Definition von "Position", von "Richtung", von "Objekt", von "Subjekt" usw.?
Subjekt ist das, was zu sich bewusst (!!!) ICH sagen kann (also kein Papagei oder Computer). - Objekt ist alles, was nicht Subjekt ist.
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Detlef
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Re: Das Ende des Naturalismus

Beitrag von Detlef »

Hiob hat geschrieben: Fr 19. Feb 2021, 16:16
Detlef hat geschrieben: Fr 19. Feb 2021, 12:02 Ihr wisst doch einfach gar nichts von der Überzeit.
Aber sie ist dialektisch erschließbar. Und sie ist sogar mathematisch berechenbar - guckst Du "Frank Tipler, Physik der Unendlichkeit".
Ein Sachbuch aus dem Jahr 1995... - da wäre inzwischen wenigstens eine Hypothese für ein Peer-Review längst fällig.
"In der Fachwelt stoßen Tiplers Darstellungen auf zum Teil heftige Kritik. Kritisiert wird vor allem, dass sein Szenario auf einer Vielzahl von unrealistischen oder unnachprüfbaren Annahmen beruht (zum Beispiel der Frage, ob die Informationsmenge im Universum endlich oder unendlich ist), von denen jede so hochspekulativ ist, dass man sie einzeln ins Reich der Phantasie verbannen müsse. Zudem wird der teleologische und weltanschaulich/religiöse Charakter als unwissenschaftlich kritisiert." (wikipedia)
- sagt wohl alles.
Die Wahrheit lässt sich pachten, mit dem Glauben an des Gottes Sohn, doch die Thesen sind vergänglich, allen Gläubigen zum Hohn! (Gert Reichelt)
Hiob
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Re: Das Ende des Naturalismus

Beitrag von Hiob »

Detlef hat geschrieben: Sa 20. Feb 2021, 18:28sagt wohl alles
Nein, das sagt nicht alles. - Du machst etwas, was hypermodern ist: Etwas substanziell NICHT aufnehmen, indem man stattdessen irgend jemanden sucht, der einen das erspart - hier Peer-Reviews.

Diese Peer-Reviews sagen AUCH, dass Tipler seriös gerechnet hat und das Ergebnis mathematisch richtig ist (was ja bei der Komplexität der Sache erwähnenswert ist). - Wolltest Du substantiell einsteigen, würde Dir auffallen, dass Tipler gar nicht anders kann, als Unnachprüfbares zu verwenden, weil das, was er aussagen will, prinzipiell nicht experimentell überprüfbar ist.

Tipler kommt übrigens auf einen ganz anderen Schluss als bspw. ich: Er versteht nämlich "Gott" als eine physikalische Größe. Das nur nebenbei. - Für unser Gespräch hier ist wichtig, dass er die Singularität des "Omegapunktes", der theologisch für "Überzeitlichkeit" steht, mathematisch nachweisen kann und physikalisch für prinzipiell machbar hält.
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