Was ist eigentlich "Diskriminierung"?

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ProfDrVonUndZu
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Re: Was ist eigentlich "Diskriminierung"?

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Hiob hat geschrieben: Fr 26. Mär 2021, 20:48Das gilt für Raub und Entführung ebenso.
Würd ich nicht so sagen. Raub und Entführung haben drastische Folgen für die Betroffenen, die sich auch wiederum auf die Täter auswirken können. Ich nenne mal die Stichworte Gewaltspirale, Rechtsfolgen, Vergeltung.
Hiob hat geschrieben: Fr 26. Mär 2021, 20:48"Derart" nicht. - Hier geht es um etwas anderes: Die RKK (eigentlich das Christentum) verstehen einen wesensmäßigen Zusammenhang von Sexualität und Vermehrung - das ist nicht gemeint als "Jeder Schuss ein Treffer", sondern ist als geistliche Grundlage gemeint. Diesem Verständnis kann Homosexualität nicht gerecht werden.
Diesen Zusammenhang gibt es zweifelsohne. Für diese Erkenntnis muss man keine geistige Leuchte sein. Dass Homosexualität diesem Verständnis nicht gerecht werden kann, ist auch einleuchtend. Aber Sexualität einzig auf den Zusammenhang mit der Vermehrung zu beschränken, halte ich für zu kurzsichtig. Aber für eine tiefere Deutung müsste man einen Spagat machen zwischen archaischem Utilitarismus und romantisierender Verklärung der Neuzeit. Dazu kann ich momentan noch nichts Abschließendes sagen.
Hiob hat geschrieben: Fr 26. Mär 2021, 20:48Nee - habe ich diese Schlussfolgerung ermöglicht? Das wäre natürlich falsch.
Vielleicht hab ich deine Ausführung zu mechanisch gelesen.
Hiob hat geschrieben: Fr 26. Mär 2021, 20:48Ja - aber doch nur, weil der Bedarf an reflektierender Selbsterkenntnis erst nach dem "Fall" eintritt.
Gott sagt aber, dass es nicht gut ist, dass der Mensch allein sei. OK, ich habe bereits selber eingeräumt, dass sich das nicht allein auf eine Mann-Frau Beziehung beschränken muss. Als Tatsache wird aber beschrieben, dass das Alleinsein des Menschen nicht gut war. Das Warum wird nicht erklärt, aber die Feststellung kann dennoch nicht aus der Luft gegriffen gewesen sein.
Hiob hat geschrieben: Fr 26. Mär 2021, 20:48Der Zölibat dagegen lehnt sich an an das Bild des exklusiv gott-orientierten Adam vor dem "Fall". - Also keine zwei Orientierungs-Größen (Gott und Mensch), sondern nur eine (Gott).
Auch der zölibatär lebende Mensch ist nicht allein.
Hiob hat geschrieben: Fr 26. Mär 2021, 20:48Dafür sehe ich keine geistlichen Hinweise.
Es gibt dafür einige schriftliche Hinweise, die mich schon vor längerer Zeit auf diese Idee brachten. Diese habe ich aber gerade nicht zur Hand. Ich will nicht darauf hinaus, dass die Erde bereits entvölkert sein wird/sein muss, bevor Jesus wieder kommt. Viel mehr darauf, dass die ständige Vermehrung der Menschheit eher ein Hindernis für die Wiederkunft ist, statt ihr förderlich zu sein. Die Wiederkunft Jesu ist jedenfalls nicht unabhängig vom Verhalten der Menschheit und der Gläubigen, als würde im Hintergrund nur eine Endzeituhr ticken.
Hiob hat geschrieben: Fr 26. Mär 2021, 20:48UND dass es im wesentlichen die Auffassung der Großkirchen ist (die ausnahmslos A+E NICHT naturalistisch verstehen).
Das war die längste Zeit aber mal anders gewesen.
Hiob hat geschrieben: Fr 26. Mär 2021, 20:48Genau. - Und weißt Du warum? Weil diese "Götter" im Grunde Projektionen vom menschlichen Ich aus sind - kein Über-Ich ohne Ich.
Ok, das können wir so stehen lassen. Ergänzen kann ich nur, dass dieses Über-Ich auch von einem kollektiven Ich, also dem Wir stammen kann, aber auch das ist dann nur die Annahme des Einzelnen über viele Andere. Hier begeben wir uns in den Bereich des (radikalen) Konstruktivismus.
Hiob hat geschrieben: Fr 26. Mär 2021, 20:48Wir WOLLTEN uns aneinander gewöhnen und lieben uns heute mehr, als es in den meisten selbst-gewählten Partnerschaften der Fall ist. - Mit anderen Worten: Klar ging es da nüchtern zu, aber die Bereitschaft der gegenseitigen Anpassung aufgrund von weniger egomanischer Grundausrichtung war höher. --- Und vor allem: Über allem stand die Gemeinschaft und die Religion, was heißt: Wenn man gegen etwas verstößt, WEISS man, dass man gegen etwas verstoßen hat - es gab also einen verbindlichen Rahmen, den es heute nicht mehr gibt.
Ja, da stimme ich voll zu. Oben sprach ich vom archaischen Utilitarismus, dieser ist auf ein Kollektiv bezogen. Aber eigentlich kann man den nicht mehr kritisieren als den egoistischen Utilitarismus.
Hiob hat geschrieben: Fr 26. Mär 2021, 20:48Das wusste doch Gott bereits "vor" der Schöpfung.
Sein Wissen führt aber deswegen noch nicht zu einzelnen historischen Konsequenzen in Form von Gegenmaßnahmen. Er lässt Dinge zu. Vie beispielsweise im Gleichnis vom Unkraut und Weizen gezeigt werden soll. Das Unkraut soll nicht ausgerissen werden.

Hiob hat geschrieben: Fr 26. Mär 2021, 20:48Ja - aber eine Vermählung ist christlich gesehen erst vollzogen, wenn beide sich körperlich vereint haben.
Dafür gibt es keine biblischen Anhaltspunkte. Weder initiiert noch besiegelt die körperliche Vereinigung die Ehe. Ich meine, dass sie gestiftet wird durch ein öffentliches Bekenntnis und durch einen Festakt. Die Grundlage ist rein performativ.
Hiob hat geschrieben: Fr 26. Mär 2021, 20:48Wusste ich nicht - aber guck mal: Ein griechisch formatierter Jude und kein jüdisch geprägter Jude.
Eben. Bei den Juden galt er nicht als Autorität in Exegese. Höchstens als Diplomat, weil er eine hohe politische Stellung hatte.
Zudem heisst es in
Jeremia 44,26 Darum höret das Wort Jahwes, alle Juden die ihr im Lande Ägypten wohnet! Siehe, ich habe bei meinem großen Namen geschworen, spricht Jahwe: Wenn je wieder mein Name im Munde irgend eines Mannes von Juda genannt werden soll, daß er spreche: "So wahr der Herr, Jahwe, lebt!" im ganzen Lande Ägypten!
Die folgenden Verse sind noch etwas drastischer.
Hiob hat geschrieben: Fr 26. Mär 2021, 20:48Männliches und weibliches Urbild gelten heute NICHT als natürlich Tatsache, sondern als wissenschaftlich Überholtes - man neigt heute zum Androgynen, selbst wenn man es anders nennt.
Bezieht sich das nicht auf Unfertiges ?
Hiob hat geschrieben: Fr 26. Mär 2021, 20:48Stelle Dir folgendes vor: Die Hausfrau ist Hausherrin, die den Laden am Laufen hält/halten lässt - der Mann ist Breadwinner und hat sich unterzuordnen, wenn er über die Schwelle geht. Da würde keiner mehr von "Emanzipation" sprechen.
Das brauche ich mir nicht vorstellen. Das habe ich vielfach mitbekommen. Solche Männer werden gemeinhin als Lappen oder Softie bezeichnet, verlacht und nicht ernst genommen. In feministischer Kritik sind einzig die Männer, die ihre Rolle als Hausherr auch dominant ausüben. An diesen wird ernsthafte Kritik geübt, weil man etwas von ihnen will und erwartet. In meinen Augen ist die Debatte lächerlich und verheuchelt. Vor allem sind diese Männer so, weil sie in erster Linie von Frauen erzogen werden. Auch Mütter erziehen ihre Söhne dazu, sich durchsetzende Gewinner sein zu wollen. Diese Frauen wollen einerseits sämtliche Freiheiten, aber andererseits von starken und dominanten Alphamännern profitieren. Im Beruf kümmern sie sich um die Elenden, aber in der ehelichen Sphäre hat gefälligst der Erfolgstyp Platz zu haben, der am besten nie zu Hause ist und die ganze Zeit auf Meetings oder Fernreisen, während die Holde sein Geld verprasst oder im schicken Palast Partys feiert.

Was du nachfolgend schreibst, fügt sich aus meiner Sicht da ziemlich gut ein.
Hiob hat geschrieben: Fr 26. Mär 2021, 20:48Aber über Urbilder von mann und Frau.
Nein, es sagt nur etwas über eine lange Tradition der Rollenprägung aus.
Hiob hat geschrieben: Fr 26. Mär 2021, 20:48bleibt die Frage: Wer soll denn die Arbeite darunter machen? Jeder soll sich "bilden, und die Ungebildeten soll man aus Kolonien einführen für die vielen nötigen Arbeiten von Putzfrau bis Fensterputzer und Müllabfuhr? - Was ist das für ein Menschenbild?
Den einen Teil holen wir für die interne Drecksarbeit zu uns herein, der andere Teil macht die Drecksarbeit meist im globalen Süden. Das nennt man Externalisierungsgesellschaft. Länder wie Deutschland bilden sich was drauf ein, dass sie keine rückständigen Agrargesellschaften mehr sind. Aber Agrarbetrieb wird ja damit nicht obsolet, er wird einfach nur ausgelagert und die betroffenen Länder damit in der sogenannten "Rückständigkeit fest gehalten.
Offenbarung 1,3 Glückselig, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe!
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Re: Was ist eigentlich "Diskriminierung"?

Beitrag von Hiob »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Sa 27. Mär 2021, 17:10 Aber Sexualität einzig auf den Zusammenhang mit der Vermehrung zu beschränken, halte ich für zu kurzsichtig.
Ich auch. - Deshalb heißt es ja nicht "Jeder Schuß ein Treffer", sondern "Sex nur mit einem Menschen, mit dem man einen grundsätzlichen Kinderwunsch hat".
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Sa 27. Mär 2021, 17:10 Als Tatsache wird aber beschrieben, dass das Alleinsein des Menschen nicht gut war. Das Warum wird nicht erklärt, aber die Feststellung kann dennoch nicht aus der Luft gegriffen gewesen sein.
Ist es auch nicht. - Lässt man den Hymnus bis 2,3 weg und geht in den erklärenden Teil der Genesis, ist naheliegend, dass das Dualistische in Hinblick auf das IRdische, also das "Gefallene" gemacht ist. - Dementsprechend sind Eva-Schaffung und "Fall" EINE Szene - da sind grad mal ein paar Zeilen dazwischen. - Das Gegenüber in Eva ist also das Gegenüber in einem Raum, in dem Gott nicht mehr das Gegenüber ist - Gott ist zwar noch für den Menschen existent, aber nicht mehr auf gleicher Ebene unterwegs, wie dies im "Paradies" ist.
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Sa 27. Mär 2021, 17:10 Auch der zölibatär lebende Mensch ist nicht allein.
Ja - aber er soll durch seinen Lebensstil den Zustand VOR dem "Fall" reminiszieren.
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Sa 27. Mär 2021, 17:10 Die Wiederkunft Jesu ist jedenfalls nicht unabhängig vom Verhalten der Menschheit und der Gläubigen, als würde im Hintergrund nur eine Endzeituhr ticken.
Ich weiß jetzt nicht, wie ich das zusammenbringen soll mit Gottes Planung, "bevor" es die SChöpfung gab. - Aus meiner Sicht gilt:
2.Kön. 19
25 Hast du nicht gehört, daß ich von ferne her es gewirkt und von den Tagen der Vorzeit her es gebildet habe? Nun habe ich es kommen lassen
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Sa 27. Mär 2021, 17:10 Das war die längste Zeit aber mal anders gewesen.
Klar - weil sich die Offenbarungs-Sprache danach richtet, wie der Verständnis-Horizont der Menschen ist. Das kann in 500 jahren wieder ganz anders sein.
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Sa 27. Mär 2021, 17:10 Oben sprach ich vom archaischen Utilitarismus, dieser ist auf ein Kollektiv bezogen. Aber eigentlich kann man den nicht mehr kritisieren als den egoistischen Utilitarismus.
Ja
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Sa 27. Mär 2021, 17:10 Sein Wissen führt aber deswegen noch nicht zu einzelnen historischen Konsequenzen in Form von Gegenmaßnahmen. Er lässt Dinge zu.
Ja - aber Gott weiß "vorher", was am Ende zugelassen worden sein wird. - Wenn Du heute abend Pizza essen willst, aber ganz kurzfristig umdisponierst und Paella isst, hat das Gott "vorher" (also "vor" der Schöpfung) gewusst.
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Sa 27. Mär 2021, 17:10 Weder initiiert noch besiegelt die körperliche Vereinigung die Ehe. Ich meine, dass sie gestiftet wird durch ein öffentliches Bekenntnis und durch einen Festakt.
Christlich wäre dies das Sakrament der Ehe. - Aber ich meine gehört zu haben, dass es so etwas im AT nicht gegeben hat. Mir ist eher in Erinnerung, dass ein Mann eine Frau heiraten MUSSTE, wenn er vorher mit ihr geschlafen hatte, andernfalls er sich strafbar macht (und sie auch) - der gemeindliche Akt wäre also eine Art "Bekanntmachung".
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Sa 27. Mär 2021, 17:10 Bezieht sich das nicht auf Unfertiges ?
Im Sinne der Vertreter des Androgynen sicherlich - aber auf ganz anderer Ebene, als dies biblisch gemeint ist. - Was ich meine: Auch ein Hetero-Paar wird heute - ohne dass man dazu das Wort kennt oder verwendet - als androgyn verstanden, dass man zwar körperliche Unterschiede anerkennt, aber ansonsten so tut, als sei der Rest (also das Wichtigste) gleich und somit gleichberechtigt.
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Sa 27. Mär 2021, 17:10 Das brauche ich mir nicht vorstellen. Das habe ich vielfach mitbekommen. Solche Männer werden gemeinhin als Lappen oder Softie bezeichnet, verlacht und nicht ernst genommen.
Das ist die negative Ausprägung (also de facto die Regel in der "offiziellen" Gesellschaft). - Positiv (und wie ich meine: biblisch gemeint) wäre die Ausprägung "Zwei starke Partner mit Schwerpunkt-Aufgaben, die gesellschaftlich gleich hoch eingeordnet werden". - An letzterem hapert es in unserer Zeit. - Solange Mütter kein eigenes Gehalt und keine eigene Rente für ihren F+E-Job (Forschung und Entwicklung) als Familienboss haben, wird diese gesellschaftliche Einordnung niedrig bleiben.- Allerdings: Wenn man Mütter/Erziehende daheim als Berufsträger anerkennt, müssen damit objektivierbare Verpflichtungen verbunden sein, was in der Praxis schwierig sein dürfte.

Bei uns auf dem Lande kenne ich sehr wohl recht viele Fälle, bei denen es funktioniert: Frauen, die traditionelle Rollen spielen und mitnichten diskriminiert sind bzw. sich diskriminiert fühlen würden.
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Sa 27. Mär 2021, 17:10 es sagt nur etwas über eine lange Tradition der Rollenprägung aus.
Nein - es sagt etwas aus über die falschen Triebe auf richtigen (urbildlichen) Wurzeln.
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Sa 27. Mär 2021, 17:10 Länder wie Deutschland bilden sich was drauf ein, dass sie keine rückständigen Agrargesellschaften mehr sind. Aber Agrarbetrieb wird ja damit nicht obsolet, er wird einfach nur ausgelagert und die betroffenen Länder damit in der sogenannten "Rückständigkeit fest gehalten.
Absolut meiner Meinung. - Im Grunde haben wir eine kolonialistische Gesellschaft mit Herrenmensch-Attitüden. - Dazu kommt noch - ich werde jetzt etwas schärfer - , dass unsere Medien- und Meinungsgesellschaft, also Verdummungs-Gesellschaft, eine jeden Deppen mit Marken-T-Shirts und fettglänzendem und dumpf schauendem Gesicht sagen lassen kann, dass wir eine Leistungs-Gesellschaft seien, in der man auf höchste Qualität achte und sonstwas. - Als wir mal im Ausland als Deutsche erkannte und uns dafür gelobt hat, dass man das eigentlich nicht merkt, und dies als Kompliment gemeint war, ist bei mir ein Groschen gefallen.
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