Magdalena61 hat geschrieben: ↑Sa 3. Apr 2021, 02:31
Aber Israel hatte doch Sklaven und Kriegsdienst.
Der Kriegsdienst war nur vorübergehend wegen der Landnahme und bis zur endgültigen Durchführung. Ein ständig stehendes Heer war nicht eingeplant. Schon gar nicht als eine eigene Berufs- und Söldnerkaste, die sich vom Bauernvolk durchfüttern lässt.
Und damit wären wir bei den Sklaven. Ja, die gab es dem Begriff nach, aber das kann man nicht mit griechischen oder römischen Verhältnisse vergleichen. Die Sklaven waren keine eigene stigmatisierte Klasse, sondern standen als Fremde unter besonderem Schutz. Nicht nur aus rein utilitaristischem Interesse.
Wenn man so will war das Bauernvolk die Sklaven der Priesterkaste, aber dafür hatten die Priester auch keinen eigenen Landbesitz. Sir brauchten sich nicht selber versorgen, sie konnten und durften es auch nicht. Diese Abhängigkeit war gewollt, denn sie befreite für den Priesterdienst.
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Sa 3. Apr 2021, 02:31
Polizei? Weiß ich nicht.
Irgendwelche Aufpasser werden schon da gewesen sein. Mose musste u.a. Recht sprechen, und weil ihm die Regierungsarbeit zuviel wurde, stellte Gott ihm 70 Älteste zur Seite.
Es gab die Blutrache und die Richter. Nicht, dass Blutrache ansich gewollt war. Überhaupt nicht. Aber es wurde damit gerechnet. Um solchen endlosen Konflikten entgegen zu wirken, gab es das Asyl in anderen Städten. Wer sich für geschädigt hielt, konnte Anklage erheben. Der Fall wurde dann untersucht. An die Stelle der Polizei trat gewissermaßen die Versorgungsinstanz des Angeklagten, von der er ja abhängig war. Ohne diese wäre er dem Bluträcher ausgeliefert. Ob man den Zustand des Asyls als Untersuchungshaft bezeichnen könnte oder sollte, da bin ich nicht sicher. Das war sicher stark von der persönlichen Handhabe der Beteiligten abhängig.
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Sa 3. Apr 2021, 02:31
In der Zeit der Römischen Besatzung gab es überall Militär.
Römisches Militär bestehend aus Söldnern aller Provinzen. Jahrhunderte zuvor hatten sich die Juden mit den Römern verbündet und auch ihnen militärischen Beistand zugesichert.
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Sa 3. Apr 2021, 02:31Zum Beispiel die Söhne Abrahams, die er mit Ketura hatte?
So weit zurück meinte ich nicht. Ich meinte hauptsächlich die Zeit nach dem babylonischen Exil bis zur Zerstörung des Tempels im Jahre 70. Aber auch die Königszeit hatte nicht bessere Verhältnisse, denn die rücksichtslose unsoziale Regierung mit ihren beratenden Lügenpropheten (die damaligen Ökonomen, Wirtschaftsexperten und Virologen) waren mit ein wesentlicher Aspekt für das Gericht über Israel.
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Sa 3. Apr 2021, 02:31
Es wird so gewesen sein wie in Deutschland in der Landwirtschaft: Wenn das Land wieder und wieder unter alle Nachkommen aufgeteilt wird, kann schon recht bald keiner mehr vom Ertrag des Gutes leben.
Mit anderen Worten : Man rechtfertigt bestehende Verhältnisse im Angesicht einer malthusianischen Katastrophe. Zum Glück hat Malthus das Dilemma nach 3000 Jahren Thora endlich mal erkannt und beschrieben. Wieso ist Gott nicht darauf gekommen ?
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Sa 3. Apr 2021, 02:31
Die Söhne, die das Pech hatten, Nachgeborene zu sein, konnten, wenn sie keinen anderen Beruf erlernten, entweder auf einen anderen Hof einheiraten oder Knecht werden.
Wenn das so stimmt und von Gott so gewollt gewesen wäre, was ich bezeifle, würde das ja auch keine Probleme wirklich lösen.
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Sa 3. Apr 2021, 02:31Wahrscheinlich war er kein Erstgeborener. Er war im Baugewerbe tätig.
Mt. 13,55
Auf Jesus ging über Joseph immerhin die Königswürde über. Das spricht dafür, dass er der Erstgeborene war, vielleicht sogar der Einziggeborene.
Aber dass simples Pech jüdische Stammesnachkommen zu Tagelöhnern und Überlebenskämpfern machen soll, widerspricht dem Geist des Volkes Israel als Gemeinschaft. Dass kann man sehr gut nachlesen in Nehemia 5 und Jeremia 34,8 ff.
Während bei Nehemia feudale Zustände angeklagt werden, herrschte in Jeremia 34 etwas Anderes, das vergleichbar ist mit den Zuständen in Deutschland, England und den USA. Nämlich die preußischen Landreformen und die Enclosure Movements, welche die vom Feudalherren einerseits abhängigen und andererseits lebensversicherten Menschen quasi in die Vogelfreiheit und damit dem gnadenlosen Marktwettbewerb überließen und so die Betroffenen in Gewinner und Verlierer einteilte. Und da alles Land schon besetzt und eingegrenzt war, blieb den nun so genannten Freien nichts anderes über als gezwungenermaßen im falschen Bewusstsein der Freiheit zurück in die Knechtschaft zu gehen. Die Herren konnten sich jetzt als großzüge Wohltäter, Leistungsträger und Wohlstandsschaffer hinstellen.
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Sa 3. Apr 2021, 02:31Die Bibel stellt nicht Armut an sich in Frage. Die gab es wohl immer. Verurteilt wird jedoch, wenn sich Wohlhabende auf Kosten der Besitzlosen bereichern.
Oder anders : Reichtum wird in Frage gestellt. Für Armut musste man sich nicht rechtfertigen, für Reichtum schon. Heute, speziell seit Mitte der 80er Jahre ist das grundlegend verdreht. Die Basis dafür hat aber lange vorher schon der Calvinismus geschaffen.
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Sa 3. Apr 2021, 02:31Nichts Neues unter der Sonne. Ohne Lohnsklaven würde auch unsere "soziale Marktwirtschaft" nicht wirklich funktionieren.
Das Soziale an der Sozialen Marktwirtschaft ist das Auffangen der Verlierer im Wettbewerb, also im Grunde Kapitalismus + Sozialhilfe. Das Perfide an der Sache ist, dass die Verlierer nicht mehr als Opfer gesehen werden, was sie tatsächlich sind, sondern als Schuldige gegenüber denen, die sie tragen müssen, weil die Last leider zu Ungunsten potenziell Betroffener (Eigentumsloser und Lohnabhängiger) verschoben wurde, so als würden sich Absaufende gegenseitig über Wasser halten, während nebendran jemand an Land sich darüber krumm lacht. Dieser Paradigmenwechsel fand ebenfalls einhergehend ab Mitte der 80er statt. In Deutschland wurde es mit der Agenda 2010 vollständig verklausuliert.
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