Lese gerade den 1. Johannesbrief und da bin ich auf die Stelle mit den vielen Antichristen in der letzten Stunde gestoßen:
Ich muss das leider in ganzer Länge zitieren, weil es mE inhaltlich zusammenhängt:
Ich denke diese Aussagen und Charakterisierungen sind auch heute wieder hochaktuell. Und es wäre hilfreich herauszufinden, wie Johannes die damaligen Antichristen näher identifiziert. Denn die Geschichte wiederholt sich und kommt wohl bald zu ihrem Höhepunkt. Damals geschah eine erste Spitze. Das ist meine heilsgeschichtliche Voraussetzung.Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist! Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm; denn alles, was in der Welt ist, die Begierde des Fleisches und die Begierde der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht vom Vater, sondern ist von der Welt. Und die Welt vergeht und ihre Begierde; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit. Kinder, es ist die letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen aufgetreten; daher erkennen wir, dass es die letzte Stunde ist. Von uns sind sie ausgegangen, aber sie waren nicht von uns; denn wenn sie von uns gewesen wären, würden sie wohl bei uns geblieben sein; aber ⟨sie blieben nicht,⟩ damit sie offenbar wurden, dass sie alle nicht von uns sind. Und ihr habt die Salbung von dem Heiligen und habt alle das Wissen. Ich habe euch nicht geschrieben, weil ihr die Wahrheit nicht kennt, sondern weil ihr sie kennt und ⟨wisst⟩, dass keine Lüge aus der Wahrheit ist. Wer ist der Lügner, wenn nicht der, der leugnet, dass Jesus der Christus ist? Der ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet. Jeder, der den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater. Was ihr von Anfang an gehört habt, bleibe in euch! Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang an gehört habt, werdet auch ihr in dem Sohn und in dem Vater bleiben. Und dies ist die Verheißung, die er uns verheißen hat: das ewige Leben. Dies habe ich euch im Blick auf die geschrieben, die euch verführen. Und ihr? Die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch, und ihr habt nicht nötig, dass euch jemand belehrt, sondern wie seine Salbung euch über alles belehrt, so ist es auch wahr und keine Lüge. Und wie sie euch belehrt hat, so bleibt in ihm! Und nun, Kinder, bleibt in ihm, damit wir, wenn er offenbart werden wird, Freimütigkeit haben und nicht vor ihm beschämt werden bei seiner Ankunft! (1. Johannes 2,15-28. Elb.)
Antichristen sind also solche welche von der ursprünglichen Gemeinschaft (um Johannes oder um die frühen Apostel) ausgegangen sind, aber nicht bei dieser Gemeinschaft blieben.
Sie sind Lügner, weil sie leugnen, dass Jesus der Christus, der Messias, also der erwartete Sohn Gottes, der Herr und Retter ist.
Und da sie den Sohn leugnen haben sie auch den Vater nicht. Ohne Sohn gibt es auch keinen Vater. Es gibt vielleicht eine diffuse Gottesvorstellung, ein Gott welcher fern ist, aber er hat sich nicht als Vater offenbart, solange es keinen Sohn gibt. Ein liebender Vater gibt seine Vollmacht dem Sohn weiter.
Nun ist das heute nicht mehr so einfach, ein absolutes "uns" zu reklamieren, weil es schon geschichtlich betrachtet diese reine Urgemeinde nicht mehr gibt. Dieses "bei uns bleiben" muss man deshalb auf das Bleiben beim Wort Gottes beziehen. Und weiters führt Johannes die Salbung ein, welche die ganze Wahrheit offenbart.
Freilich kann man nun wieder einwenden, dass das Verständnis des Wortes und die Reklamation der Salbung subjektive, willkürliche Behauptungen sind, welche man zur Selbsterhöhung bzw zum Ausschluss anderer missbrauchen könne.
Aber das ändert nichts an der subjektiven Erfahrung des Gläubigen bzw der Gemeinschaft der Gläubigen von Wahrheit in Wort und Geist. Man darf nicht vor dem Missbrauch kapitulieren und deshalb am Wahren zweifeln.
Wie sieht nun diese Leugnung des Sohnes konkret aus? Muss sie ausdrücklich sein? Ich denke nicht, da Johannes ja vorher thematisiert, dass der nicht im Licht wandeln würde, der seinen Bruder nicht liebt und die Gebote nicht hält.
Er ermahnt die Brüder auch, im Herrn zu bleiben und nicht der Weltliebe zu erliegen. Daraus schließe ich, dass es mehr um den fleischlichen Wandel gewisser Gläubiger geht. Sie wenden sich von den treuen Nachfolgern ab, weil sie in der Finsternis weiterwandeln wollen. Und damit verleugnen sie Sohn und Vater, Vater und Sohn. Das muss ihnen nicht mal ausdrücklich bewusst sein. Sie können sogar für sich denken, dass sie die echten Nachfolger wären.Wer sagt: Ich habe ihn erkannt, und hält seine Gebote nicht, ist ein Lügner, und in dem ist nicht die Wahrheit. 5 Wer aber sein Wort hält, in dem ist wahrhaftig die Liebe Gottes vollendet. Hieran erkennen wir, dass wir in ihm sind. 6 Wer sagt, dass er in ihm bleibe, ist schuldig, selbst auch so zu wandeln, wie er gewandelt ist (1.Joh.2,4-6. Elb.)
anti heisst gegen aber auch anstatt.
LG