Dieser Vers kam mir am Sonntag in den Sinn.Mt. 5,41 (SLT): ... und wenn dich jemand nötigt, eine Meile weit zu gehen, so geh mit ihm zwei.
Nun habe ich im Netz gesucht, ob ich Ausführlicheres dazu finde. Den Vers kennen wir alle sehr wohl. Aber verwirklichen wir ihn im praktischen Leben? Sollten wir das tun (?), und wenn ja: In welchen Situationen und wie?
"...jemandem, der mir übel will, mit vertrauensbildenden Maßnahmen und versöhnlichem Umgang zu begegnen"--- und dann treibt er es noch toller? Weil er nicht auf Widerstand stößt und sein Opfer deshalb für "schwach" hält?Zur Zeit Jesu hatte ein römischer Soldat das Recht, sein Marschgepäck von Passanten unentgeltlich eine Meile weit tragen zu lassen. Danach bekam der Besatzer alles wieder vor die Füße gelegt.
Die zweite Meile ist eine einseitige Vorleistung. Von ihrer Wirkung auf den Römer ist Jesus überzeugt. In einer Welt von Gewalt, Vergeltung und tief verwurzeltem Hass verweist er auf die Praxis der kleinen Schritte.
Konfliktsituationen können so entschärft werden. Das ist nicht mit Stillhalten zu verwechseln. In Auseinandersetzungen ist ein hohes Maß an Kraft nötig, um dem Gang der Dinge einen anderen Verlauf zu geben.
Es geht darum, jemandem, der mir übel will, mit vertrauensbildenden Maßnahmen und versöhnlichem Umgang zu begegnen.
Gefühlsduselei? Selbstaufgabe? Nein: die andere Backe hinhalten, um dem, der zugeschlagen hat, die eigene Gemeinheit vor Augen zu führen. In der Hoffnung, dass er nicht noch einmal zuschlagen wird.
Darin besteht das Anders-Sein derer, die Christus folgen wollen: Überraschend, einfallsreich auf das Recht, das mir eigentlich zusteht, ganz unerwartet auch einmal verzichten. Dem Unrecht eine andere, stärkere Kraft entgegensetzen.
emk.de
So funktioniert Mobbing. Die Peiniger fokussieren sich auf Menschen, die sich nicht wirksam wehren können.
Grundsätzlich ist das ja eine gute Idee mit der zweiten Meile. Man entzieht der Bosheit die Landestelle, und somit läuft sie ins Leere. Sie erreicht nicht ihr Ziel. Die zweite Meile hinterlässt eine Ölspur auf der Straße, und wenn man Glück hat, rutscht der Verfolger darauf aus und lässt ab von seinem Vorhaben.
"...jemandem, der mir übel will, mit vertrauensbildenden Maßnahmen und versöhnlichem Umgang zu begegnen"-- meinte Jesus das wirklich so?
Was versteht man unter einer vertrauensbildenden Maßnahme?
Die Israeliten, die früher zu Gepäckträgern abkommandiert wurden, hatten wohl eher nicht im Sinn, das Vertrauen der unreinen Römer zu gewinnen.
Wenn jemand schräg drauf ist, dann ist er doch schräg drauf. Und nicht jeder reagiert positiv auf die ihm entgegengebrachte Großzügigkeit und Toleranz. Er hält diese für selbstverständlich und pflegt weiterhin seinen Narzissmus und/ oder seine Bosheit.
LG