Die zweite Meile

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Magdalena61
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Re: Die zweite Meile

Beitrag von Magdalena61 »

1Johannes4 hat geschrieben: Mo 31. Mai 2021, 11:22Die andere Wange, der Umhang, die zweite Meile sind also meiner Meinung nach keine neuen Gesetzlichkeiten, sondern nur Beispiele für ein neues Verhaltensschema, wo der Gläubige sein Verhalten nicht mittels des Unrechts seines Gegenübers rechtfertigt, sondern anfängt danach zu fragen, was entsprechend dem Willen Gottes das Richtige wäre.
Das unterschreibe ich ohne Einschränkung.
Dem Wesen nach unterbricht Jesus damit die typischen Handlungsabläufe, wie sie im Allgemeinen im zwischenmenschlichen Bereich vorkommen:
Diesen Gedanken finde ich auch sehr interessant.
Das normale Schema ist doch, dass wenn jemand versucht das eigene Eigentum einem streitig zu machen, dass man auch hier versucht sich zu wehren, also z.B. vor dem Gericht dann versucht den eigenen Anspruch durchzusetzen. Jesus verneint dies und fordert zu einem Verhalten auf, wo demjenigen sogar noch mehr gegeben werden soll.
Vers 40 hat geschrieben:Und wenn jemand dich zwingen wird, eine Meile zu gehen, mit dem geh zwei!
Irgendwie müssen wir den Gültigkeitsbereich des Verses abstecken.
Müssen Christen, z.B. in einer Auseinandersetzung um ein Erbe, grundsätzlich auf ihr Recht verzichten?

Wenn sie es tun, wird das Verhältnis zu den anderen Erben in Zukunft belastet sein. Wenn sie es nicht tun, auch.

Oder- wenn ein Ehepaar gemeinsam ein Haus abbezahlt hat, dieses läuft auf den Namen eines der Partner, es kommt zur Scheidung, und der eingetragene Eigentümer beansprucht das gesamte Haus für sich, ohne den anderen Teil entschädigen zu wollen (vielleicht kann er es auch nicht, finanziell)-- muß man als Christ dem Ungerechten dann auch noch den Mantel lassen?
Das normale Schema ist doch maximal das, dass man einer solchen Aufforderung entsprechen würde - mehr zu geben, wozu Jesus aber auffordert, erscheint auf den ersten Blick geradezu abwegig.
In solchen Fällen: Ja.
Wenn es nur um peanuts geht, kann man darauf verzichten.

Anders sieht es aus, wenn jemand- ein Beispiel- dir deine Frau nimmt und sie dich verlässt.
Gibst du dem dann auch noch dein Auto, deine Ersparnisse und deine Kinder?
Es geht meines Erachtens aber auch nicht konkret um die konkreten Beispiele, die Jesus hier anführt, sondern um jegliches eigenes Verhalten: zu verstehen, dass wenn man nur reagiert bzw. das eigene Verhalten als verständliche Reaktion rechtfertigt, dass der Andere das eigene Verhalten bestimmt.
Das unterschreibe ich auch.
Selbstrechtfertigung als "Entschuldigung" für eigene Sünde ist nicht drin: "Ich konnte ja nicht anders, weil du... weil der... (weil die Frau, die du mir gegeben hast...)"
Selbst beim Gebot der Nächstenliebe weist Jesus darauf hin, dass dieses losgelöst von der Person des Nächsten umzusetzen sei:
Der gleiche Jesus hat aber gegenüber der religiösen Elite Israels sehr harte Worte gebraucht und war absolut nicht kompromissbereit.

Ich sehe durchaus Widerstand und eine konträre Haltung gegenüber der Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit, die Er vielfach kritisierte.
LG
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Anthros
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Die Hölle

Beitrag von Anthros »

Magdalena61 hat geschrieben: Mo 31. Mai 2021, 14:32 Das unterschreibe ich ohne Einschränkung.
Die Bibel ist kein Ratgeber für irdisches Sozialverhalten. Es kommt noch hinzu: Hälst du dich nicht daran, kommst du auf ewiglich in die Hölle.
Anthros
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Menschenverstand und Polaritätsdenken

Beitrag von Anthros »

Magdalena61 hat geschrieben: Mo 31. Mai 2021, 13:53Sondern?
Du hast nur den weltlichen Blick, keinen religiösen. Schon weltlich ist dein Blick äußerst kurzsichtig.

"Sondern" hieße darum zur Antwort: Schlage die Bibel zu, Spukgestalten wie "Jesus" sind nur schädlich. Übe stattdessen den klaren Menschenverstand!

Dazu die Übungsaufgabe im Polaritätsdenken, um die andere Seite zu finden: Warum kann es falsch sein, eine weitere Meile zu gehen oder die andere Backe hinzuhalten?

Ist der Menschenverstand genügend gewährleistet, ist der Weg frei, den echten Jesus zu suchen.
Spice
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Re: Die zweite Meile

Beitrag von Spice »

Magdalena61 hat geschrieben: Mo 31. Mai 2021, 00:22
Mt. 5,41 (SLT): ... und wenn dich jemand nötigt, eine Meile weit zu gehen, so geh mit ihm zwei.
Wenn ich genötigt werde, bin ich in der Opferrolle. Gehe ich freiwillig eine zweite Meile bin ich raus aus dem Zwang!
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Helmuth
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Re: Die zweite Meile

Beitrag von Helmuth »

1Johannes4 hat geschrieben: Mo 31. Mai 2021, 11:22 Die andere Wange, der Umhang, die zweite Meile sind also meiner Meinung nach keine neuen Gesetzlichkeiten, sondern nur Beispiele für ein neues Verhaltensschema, wo der Gläubige sein Verhalten nicht mittels des Unrechts seines Gegenübers rechtfertigt, sondern anfängt danach zu fragen, was entsprechend dem Willen Gottes das Richtige wäre.
Mit dieser Analyse bin ich einverstanden. Aber trifft sie den Kern der Fragestellung? Was sind die Ursachen, jemand die zweite Meile zu verweigern? Meist wurde zuvor schon die erste verweigert. Oder irre ich? Diese Frage stelle ich mir zunächst, denn daraus ergibt sich ein Zustand meines Herzens. Und daran sollte gearbeitet werden. So lese ich die gesamte Bergpredigt.

Dass es auch klare Gründe gibt schon die erste Meile zu verweigern ist für mich nicht Gegenstand. Offensichtlche Rechtsverletzungen können nicht gemeint sein. anderfalls weist uns Jesus zum Gesetzesbruch an. Wer so denkt, erfasst seine Worte nicht.

Worauf er abzielt ist, dass wir unser Herz nach einer neuen Gesinnung ausrichten. Der Nächste sollte so behandelt werden, als wäre auch er Jesus. Ich gebe zu, damit Schwierigkeiten zu haben, aber dennoch willens bin, zu lernen wenigstens die erste Meile mitzugehen. Dann können wir uns auch über die zweite unterhalten.

Was mich anstinkt ist, wenn Menschen über die zweite Meile großspurig reden, die kaum die erste schaffen oder sie von vornherein schon verweigern. Aber das stinkt auch Jesus an, weil er das Heuchelei nennt.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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Magdalena61
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Re: Die zweite Meile

Beitrag von Magdalena61 »

Spice hat geschrieben: Mo 31. Mai 2021, 15:27Wenn ich genötigt werde, bin ich in der Opferrolle. Gehe ich freiwillig eine zweite Meile bin ich raus aus dem Zwang!
Das ist schon richtig. Man versucht, einem Übel etwas Gutes abzugewinnen, das reduziert den seelischen Streß, und das ist auch etwas wert.

Die Kontrolle über die Situation hat man leider trotzdem nicht, denn man tut ja das, was der Nötiger will. Und wenn man es ihm so einfach macht, kommt er vielleicht auf den Geschmack, und dann wird die zweite Meile zu einer Dauereinrichtung.

:) Nicht böse sein, wenn ich ständig widerspreche. Als Erbsenzähler knabbere ich an solchen Versen herum mit dem Ziel, sie irgendwie in die (meine) Lebensrealität zu holen.

Bisher ist mir das nicht zur Zufriedenheit gelungen.
Aber eher anders herum. Ich glaube, ich bin zu viele zweite Meilen gegangen, und dann wollte man fünf oder zehn von mir... war nie zufrieden, wies mir eine Bringschuld zu... während ich mit dem Zustand immer unzufriedener wurde, innerlich. Weil ich spürte: Da läuft etwas falsch.

Wenn man die Leute zu sehr verwöhnt, nehmen sie das, was mich Zeit, Energie und Verzicht/ Selbstverleugnung kostet, und das nicht immer freiwillig, für selbstverständlich.

Die Erfahrung sagt: Mit einem gesunden- nicht rücksichtslosen- Egoismus kämest du besser durch.
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Magdalena61
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Re: Die Hölle

Beitrag von Magdalena61 »

Anthros hat geschrieben: Mo 31. Mai 2021, 15:00Die Bibel ist kein Ratgeber für irdisches Sozialverhalten.
Doch.
Es kommt noch hinzu: Hältst du dich nicht daran, kommst du auf ewiglich in die Hölle.
:) Dazu müsste man als Kind Gottes nun wirklich jede rote Ampel überfahren, die man nur finden kann, und das ohne Ende.

Für unser unabsichtliches Versagen ist Jesus ans Kreuz gegangen. Diese Defizite werden bei Menschen, die guten Willens sind, komplett kompensiert.
Und Er trug sogar die Strafe für Verfehlungen, die wir hätten willentlich vermeiden können, es aber zu dem Zeitpunkt, als wir sündigten, nicht wollten-- wenn wir, nachdem wir unsere Fehlleistungen selbst unpassend finden, das vor Gott zugeben und um Vergebung bitten.

Die Gnade entbindet uns aber nicht von der Verpflichtung, die Ansagen Gottes ernst zu nehmen und uns darin zu üben, nach dem höheren Leben zu streben, das Er für uns bereitet hat.
LG
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Helmuth
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Re: Die zweite Meile

Beitrag von Helmuth »

Magdalena61 hat geschrieben: Mo 31. Mai 2021, 23:15 Aber eher anders herum. Ich glaube, ich bin zu viele zweite Meilen gegangen, und dann wollte man fünf oder zehn von mir... war nie zufrieden, wies mir eine Bringschuld zu... während ich mit dem Zustand immer unzufriedener wurde, innerlich. Weil ich spürte: Da läuft etwas falsch.
Vielleicht weil du falsch mitgehst? Bist du eventuell nur äußerlich die zweite Meile mitgelatscht, aber dein Herz war nicht dabei? Das erklärt Paulus recht gut, dass aus Werken des Gesetzes kein Mensch vor Gott gerecht wird. Es würde auch deine Unzufriedheit erklären als eine Wirkung des HG, die dir innerlich anzeigt: "Da läuft etwas falsch, so also nicht!"

Jesus zielt auf deine Herzenshaltung ab. Ich halte es eher so: Bin ich zu einer Hilfeleistung nicht bereit, sage ich das auch in Klartext. "Nein, das will ich nicht tun." Ich finde man sollte sich NIE verbiegen, aber auf das Wirken des HG achten. Er ist ja unser Lehrer und das macht den Unterschied zu Weltmenschen aus.

Wie der HG leitet, so reagiere ich dann. Du kennst sicher die Geschichte Jesu mit den beiden Söhnen, wo der eine "Ja Vater" und der andere "Nein Vater" sagt. Danach handeln se aber konträr.

Jesus erklärt uns, dass der "Nein Vater" Typ der ehrliche ist, der auch den Willen des Vaters getan hatte. Und warum: Das erste "Nein" sprach gewissermaßen der alte Mensch. Dass er dann doch gegangen und tat, was der Vater wollte, zeigt, dass er sich vom HG leiten ließ. Er hat ihn danach umgestimmt.

Es gibt aber auch viele Ja-Sager , die sich dann nur zusammenreißen etwas zu tun, aber ihr Herz ist nicht dabei. Diese wiederum meint Jesus m.E. auch nicht, denn sie gehen gewissermaßen nicht einmal die erste Meile mit. In der Regel merkt der Nächste das auch mit der Zeit, dass er gar nicht ernst genommen wird.

Hierin unterscheiden sich Welmenschen erheblich von den Geistmenschen. Dem Weltmenschen ist deine Haltung egal, ihm ist es Recht, wenn du dich für ihn abrackerst. Der Geistmensch hingegen will, dass alles, was du für ihn tust oder er dir zuliebe macht, aus Liebe mit einem ungeheuchelten Herzen erfolgt. Alles andere stellt ihn nicht zufrieden.

Denk nach, ob das deine Unzufriedenheit ausmacht. Dazu dieses Wort:
Kolosser 3:23 hat geschrieben: Und alles, was ihr tut, das tut von Herzen, als für den Herrn und nicht für Menschen.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
Anthros
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Re: Die Hölle

Beitrag von Anthros »

Auf die Polaritätsübung bist du nicht eingegangen, stattdessen kommen die üblichen Parolen. Du bist keine Meile mit mir gelaufen, sondern hälst nur dagegen.

Der "Christ" muss noch viele, viele Meilen für sich allein laufen, um seinen verborgenen Egoismus in sich zu erkennen.
Zuletzt geändert von Anthros am Di 1. Jun 2021, 11:51, insgesamt 2-mal geändert.
Anthros
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Re: Die zweite Meile

Beitrag von Anthros »

Spice hat geschrieben: Mo 31. Mai 2021, 15:27 Wenn ich genötigt werde, bin ich in der Opferrolle. Gehe ich freiwillig eine zweite Meile bin ich raus aus dem Zwang!
Viel zu pauschal.
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