Magdalena61 hat geschrieben: ↑Mo 5. Jul 2021, 01:46
Wie muss man sich dieses "Feuer" vorstellen? Wer oder was ist die Quelle des Feuers? Gott?
Wenn es das "Purgatorium" ist, dann ist es Gott. Denn dann ist es ein Reinigungsfeuer. - Das lateinische "Purgitare" bedeutet "reinigen". - In der Formulierung Deines Threads ist "Gericht" deshalb dasselbe wie "Reinigung". - Das ist inhaltlich genau das, was Buber in seiner Übersetzung sagt, wenn er da, wo in üblichen Übersetzungen "Gericht" steht", urtextnah "Bewahrheitung" sagt. Exakt mein Verständnis.
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Mo 5. Jul 2021, 01:46
Momentan habe ich gerade ein Problem damit, diese Verse zu "übersetzen".
Dieser Vers war vor einiger Zeit schon mal Thema und wurde erwartungsgemäß unterschiedlich verstanden. - Versuchen wir, einen Kontext herzustellen:
Paulus und Apollos ziehen in ihrem Glauben an Jesus am selben Strang und haben beide Führungspositionen bei der Gemeinde. Aber offenbar machen sie was unterschiedlich, weshalb sich "Paulianer" und "Apolloniarer" gebildet haben.
1.Kor. 3,
4 Denn wenn einer sagt: Ich halte zu Paulus!, ein anderer: Ich zu Apollos!, urteilt ihr da nicht zu menschlich?
Wenn Paulus "menschlich" sagt, meint er dies negativ.
Paulus sagt nun in der Folge, dass sich die Gemeinde nicht an ihn oder Apollos halten sollten, sondern an Jesus selbst. - Denn es hinge nicht von Paulus oder Apollos ab, sondern nur an "Gott, der wachsen lässt" (ibd. 3,7). Was gleichzeitig heißt: Jeder Einzelne wird daran bemessen, wie er in Bezug auf Jesus Christus weiterbaut, denn dies sei das einzige Fundament:
ibd 3,
11 Denn einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus.
Jetzt kommt die erste Frage: Gilt dies nur für Christen, die sich für Jesus "entschieden" haben, oder gilt dies für jeden? - Ich plädiere in meinem universalen Bibel-Verständnis für letzteres: Es gibt letztlich für jeden, ob in Rom, Wittenberg, Mekka oder Nordkorea, nur EINEN Grund, nämlich Jesus Christus - egal, ob dieser Grund vom jeweiligen erkannt ist.
Das hieße: Jedes menschliche Weiterbauen (des Einzelnen) basiert auf Jesus, ob man das checkt oder nicht, da niemand einen anderen Grund legen kann, als den, der gelegt ist: Jesus Christus. ---- WIE kann man nun als Mensch weiterbauen?
Paulus sagt, man könne mit "Gold, Silber, kostbaren Steinen, mit Holz, Heu oder Stroh" (ibd. 3,12) bauen. - Da bin ich anfangs gestolpert, weil ich das Motiv des geldgeilen Menschen im Sinn hatte, der sich selber mit Gold vollscheißt. - Hier ist es aber anders, nämlich positiv gemeint im Sinne von: Wertvoll = was dem Feuer standhält, wertlos = was dem Feuer NICHT standhält.
Und jetzt kommt eine Stelle, an der ich als Allversöhner natürlich juble:
Zunächst:
ibd
13 Und wie das Werk eines jeden beschaffen ist, wird das Feuer prüfen.
14 Hält das Werk stand, das er aufgebaut hat, so empfängt er Lohn.
15 Brennt es nieder, dann muss er den Verlust tragen.
Es ist also ein Unterschied, ob man mit Gold gebaut hat (also diesem Feuer standhaltend) oder mit Stroh (also diesem Feuer NICHT standhaltend) - man wird seine Quittung bekommen. Das entspricht dem oft üblichen Gerichts-Verständnis der Strafe (und des Todes): "Falsch gebaut? - Ab in den Ofen mit Dir".
Dann kommt aber:
ibd.
15 Er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durch Feuer hindurch.
Also auch der, der den "Verlust tragen" muss, falsch gebaut zu haben, wird gerettet werden, aber wie "durch das Feuer hindurch". - "Durch das Feuer hindurch" ist aus meiner Sicht nur zu verstehen als "So wie im Brennofen bei der Verhüttung aus verschiedensten reinen und unreinen Stoffen reine Metalle entstehen, weil das Unreine aus dem Reinen rausgebrannt wird, so wird der Mensch sozusagen auf seinen reinen Kern reduziert, indem aus ihm alles Unreine rausgebrannt wird". - Warum? Weil nur das Reine aufhebungsfähig ist in Gott. - Insofern ist "Erlösung" im Grunde das, was aufgrund Jesu "Grund" erst möglich wird, zu dem es seit dem Kreuzestod keine Alternative gibt - Denn:
ibd 3,
11 Denn einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus.
Damit könnte man enden, wenn danach bei Paulus nicht etwas Irritierendes kommen würde, nämlich:
ibd.
17 Wer den Tempel Gottes zerstört, den wird Gott zerstören. Denn Gottes Tempel ist heilig und der seid ihr.
Irritierend, weil man nun interpretieren könnte "Ihr werdet zerstört, wenn Ihr falsch baut" - dann aber wären die Sätze Pauli zuvor nutzlos. Das passt also irgendwie nicht. --- Oder man versteht dies (wie ich) umgekehrt als Warnung an das Böse/den Satan im Sinne von:
"Die Menschen sind Gottes Tempel. Wer versucht, diesen Tempel zu zerstören, wie Du, Satan, es willst, wird zerstört werden". - Also der/das Böse wird zerstört werden.
Was seht Ihr, was ich übersehen hätte?