Mal nachdenken. Ja, denke schon. Auf jeden Fall.
Das Phänomen ist, dass der Mensch sich tragischerweise maßlos unterschätzt. Er sieht an sich nur das Irdische, Vergängliche, Mangelhafte. So wird es einem ja auch vielerorts eingeprägt. Das sind die ewig gleichen Mantren:
Du bist ein Tier, ein Säugetier. Du könntest besser sein als die Tiere, aber bist nichtmal das. Du bist ein Körper voller Schwächen und Unzulänglichkeiten. Du wirst altern, Du wirst leiden, Du wirst sterben. Dein Verstand ist schwerfällig und Dein Fleisch ist schwach. Die Materie ist Dein Leib und die Materie ist Dein zu Hause. Sei nicht so hochmütig, etwas besseres sein zu wollen als das. Bleib lieber auf dem Teppich, sei bescheiden. Halte Dich an das, dessen Du Dir sicher sein kannst. Sinn und Zweck Deines Lebens ist es, auf möglichst angenehme, interessante Weise zu überleben. Und wage es nicht, nach den Sternen zu greifen. Bislang ist noch jeder diesen Fels hinabgestürzt.
Aber wieso wird einem sowas eingeredet? Was ist so toll an diesen Gedanken? Wieso hat es eine gewisse Befriedigung an sich, sich solchen Gedanken hinzugeben? Ich meine, das ist eben auf die Kraft zurückzuführen, die uns hier festhalten will. Sie will unbedingt verhindern, dass wir herausfinden, zu was wir wirklich fähig sind, was wirklich in uns allen steckt und was der Sinn und Zweck des Lebens ist: Nämlich genau dieses Potential zu entwickeln und entfalten.
Also ja: Dem Menschen ist es gegeben, das Höchste zu finden und den Höchsten zu schauen. Das ist eine ungeheuer wertvolle Chance. Mit dem Tod ist es vorbei. Dann ist Erntezeit. Und was als Mensch nicht erreicht wurde, das rückt im Jenseits in unerreichbare Ferne. Es ist einfach Betrug. Wir werden um unser Erbe, unser Erbrecht betrogen. Indem man uns exakt das Gegenteil einredet.
Das glaube ich.