Sunbeam hat geschrieben: ↑Mi 14. Jul 2021, 10:05
Oder anders formuliert, hätten Dreiecke einen Gott, würden Dreiecke versuchen, diesen Gott in seiner Existenz als Dreieck zu beweisen.
Das sind zwei unterschiedliche Themen:
1) Was ist Existenz? Da würde ein Dreieck, das zu sich BEWUSST "Ich" sagen kann, eben damit beweisen können, dass es Existenz gibt.
2) Was ist menschliches Denken? Das würde ein Dreieck genauso wie wir im Rahmen des eigenen Horizonts denken. Dazu gibt es zwei literarische Sätze, die gut passen:
Gottfried Benn
Ein Wort, ein Satz
Aus Chiffren steigt
Erkanntes Leben, jäher Sinn
Goethe
Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis
Beide Sätze habe ich erst über geistliches Denken verstanden. Denn hier steht jeweils, dass es "etwas" gibt (bei Benn "Sinn"), zu dessen Fassung man Sprache verwendet. - Sprache ist also Entschlüsselungs- und Bewusstmachungs-Instrument von "Sinn". - Heidegger würde vielleicht sagen:
• „Das Sein kommt auf der Ebene des Seienden ohne ein Seiendes nicht vor.“
= Ohne Wahrnehmung (hier: per Sprache) wird Sinn nicht bewusst
• „Da deshalb Sein und Seiendes niemals getrennt auftreten, wird das Sein nicht als solches thematisiert.“
= Man kann Wahrnehmung und Sein verwechseln, weil beides nur gleichzeitig auftritt (NB: Genau aus diesem Grund rate ich davon ab, "Bibel" mit "Gott" zu verwechseln)
• „Daher ist das Sein zwar das Nächste, weil es im Umgang mit der Welt immer schon vorausgehend und mitgängig ist; andererseits erweist es sich als das Fernste, da es als Unthematisches nie explizit wird.“
= Das Sein ist uns immer nah (wir sind quasi davon umhüllt wie ein Fisch von Wasser), aber wir nehmen es nicht wahr, wenn wir es nicht cogito-mäßig thematisieren (wobei "cogito" auch für Gefühle steht - also für Ich-Äußerungen generell)
Mit anderen Worten: Wir sollten nicht (was leider heute üblich ist), die Wahrnehmungs-Instrumentarien selber thematisieren, sondern das, wofür sie stehen (sollen). Insofern steht die Bibel für Gott/den Heiligen Geist, ist aber selber nicht Gott/Heiliger Geist. - Oder anders: Ohne eigenes geistliches Verstehen, was das Göttliche eigentlich ist, macht die Bibel keinen Sinn, weil sie dann ver-babelt.