Claymore hat geschrieben: ↑Fr 23. Jul 2021, 21:02
Es war so gemeint wie es gesagt war und nicht als Verwirrspiel gedacht.
Bei Descartes ist kein Verwirrspiel, aber es wird zum Verwirrspiel, wenn man heute Descartes in eigener semantischen Umwandlung versteht. Mit anderen Worten: Heute versteht man unter "Person" und "Bewusstsein" etwas anderes als Descartes.
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 23. Jul 2021, 21:02
Du beliebst zu scherzen. Selbstevidenz erhebt den Anspruch durch die Vernunft unmittelbar einsichtig zu sein.
Es ist reine Fleißarbeit, den Satz "Die Menschen sind NICHT gleich erschaffen" ebenfalls als self-evident zu begründen. Zumal es der weltlichen Realität entspricht.
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 23. Jul 2021, 21:02
Für eine glaubensmäßige Setzung des “Ding an Sich” durch Kant fehlen aber Belege.
In der "Transzendentale Deduktion" kümmert sich Kant um dieses Thema (ich habe selbiges NICHT gelesen, aber man hat es mir mal erklärt).
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 23. Jul 2021, 21:02
Und würde Rechtfertigung ohne “ontologische Vorannahmen” (und dazu gehören die ∞-Ketten) ohne genaue Analyse im Gegensatz zu dir nicht einfach ausschließen.
Natürlich kann man geschlossene Systeme in sich logisch rechtfertigen. Mein Anliegen ist die Verknüpfung von "dem, was wirklich ist" mit solchen Ketten (wenn ich sie richtig verstanden habe). Und das geht meines Erachtens nur mit Vorannahmen, weil die Ketten selber nicht Inhalt, sondern Instrument sind.
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 23. Jul 2021, 21:02
D. h. die Kette darf nicht bloß aus logischen Implikationen bestehen.
Eben.
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 23. Jul 2021, 21:02
Wenn man es probabilistisch ausdrückt, muss eine Überzeugung eine gewisse Wahrscheinlichkeit haben, selbst wenn der angeführte Grund falsch ist.
Wie willst Du rausfinden außer experimentell?
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 23. Jul 2021, 21:02
nicht notwendigerweise "self-evident" => waren sie es für dich jemals?
=> “Übereinstimmung mit der Wirklichkeit” ist ein ganz unsinniger Gedanke.
Verstehe ich nicht.
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 23. Jul 2021, 21:02
Und wie bringst du den René da jetzt rein? Es hieß doch die ganze Zeit, dass die Setzung des wohlwollenden Gottes absolut notwendig für ontisches Denken sei. Für die obige “Erkenntnis” ist sie aber irrelevant, nicht?
Nee - der "wohlwollende Gott" ist absolut nötig, um eigene Wahrnehmung als authentisch mit ontischem Denken verstehen zu dürfen. OB aber die Wahrnehmung authentisch ist, ist Glaubenssache und nicht Wissenssache (Wissen sensu Sokrates).
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 23. Jul 2021, 21:02
Authentisch… was ist schon authentisch? Eine 1000 € Urban Outfitters Jacke mit “DESTROY CAPITALISM” drauf?
Laut Duden "echt; den Tatsachen entsprechend". - Wobei in unserem Zusammenhang "Tatsache" mit "ontischer Wirklichkeit" zu ersetzen wäre.
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 23. Jul 2021, 21:02
Einigermaßen originär ist, dass diese Idee bei dir nicht in radikalem Skeptizismus endet
Da überrascht mich Agrippa mehr. - Wie kommt er auf die Idee, dass etwas ungerechtfertigt sei, nur weil es nur axiomatisch darstellbar ist?
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 23. Jul 2021, 21:02
sondern nur irgendwie so … lala ??? Wie immer das möglich ist (großes Geheimnis).
Nüchterner: Es kann so oder so sein - wir können es nicht wissen. - Also schaltet man eine Vorannahme vor, die das Nicht-Wissen-Können in Glaube aufhebt.
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 23. Jul 2021, 21:02
Die Frage ist doch ob:
a) wir nur hoffen und beten dürfen, dass wir uns dem Sein annähern können (obwohl wir uns vielleicht radikal davon entfernen).
b) oder ob wir eine Garantie dafür haben, dass wir mit diesem oder jenem Rezept tatsächlich unsere Chancen objektiv erhöhen, ans Sein heranzukommen.
Nur a) ist möglich.
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 23. Jul 2021, 21:02
Von daher würde ich diese ganze Begrifflichkeit mit dem “Sein wie es wirklich™ ist” als nutzlos beiseite legen.
Methodisch richtig - andererseits kann man durch Ignorierung das Sein nicht loswerden. Altes Beispiel: Man kann nicht die hand vor die Augen tun und fragen: "Mama, siehst Du mich noch?"
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 23. Jul 2021, 21:02
Ich sehe den kategorialen Unterschied zwischen Erscheinung und “Ding an sich” darin, dass ersteres für uns real ist, während es sich bei letzterem bloß um ein hypothetisches Konstrukt handelt.
Missverständnis. - Ich meine es im Sinne von "Uns erscheinen Wellen der Länge x als grün, weil menschliches Auge und Gehirn so gebaut sind. Auch das, was ein Wissenschaftler misst, sind Phänomene von "etwas", das uns als Welle der Länge x und als grün erscheint. Ontisch geht es dagegen um das "etwas", also das, aus dem es Wellen und grün geben kann - und das kann nicht das Nichts sein.
Ansonsten fällt mir zu Deinen Äußerungen eine Bemerkung von Heine über Kant ein:
„Der alte Lampe < Kants Diener> muss einen Gott haben, sonst kann der arme Mensch nicht glücklich sein – das sagt die praktische Vernunft – meinetwegen – so mag auch die praktische Vernunft die Existenz Gottes verbürgen.
Genau das scheinen mir die modernen Philosophie-Ansätze zu tun: Man stellt nur noch Befindlichkeitsfragen und keine ontischen und somit auch keine metaphysischen Fragen mehr.
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 23. Jul 2021, 21:32
Weil auf der rechten Seite pragmatisch ein Nichts steht.
Rechts steht "Wirklichkeit" !?!?!
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 23. Jul 2021, 21:32
Deine “ontisch denken” Grundlagen hinterfragst du ja auch nicht.
Mir konnte noch keiner sagen, was "am Sein an sich" hinterfragbar ist. --- Doch: Eine Sache ist hier schon hinterfragbar: Werden die Ergebnisse der Quantenmechanik dazu führen, "Sein" als rein subjektive Sache zu verstehen? (Vor dem Hintergrund des QM-Nachweises, dass Sein erst durch Wahrnehmung entstehen kann). --- Leider ist Janina nicht da, die dazu Interessantes zu sagen wusste.
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 23. Jul 2021, 21:32
Ich finde man muss die Leute da abholen, wo sie sind.
Wobei wir wieder beim Diener Lampe wären. - Im übrigen stimme ich Dir zu - solche Gespräche wie hier gibt es in meinem Lebens-Umfeld ganz und gar nicht. Das Problem ist die sog. intellektuelle Elite, die utilitaristisch philosophiert, dies aber als ontologisch bezeichnet. Diesen Anthropozentrismus halte ich philosophisch für gefährlich.
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 23. Jul 2021, 21:32
“Da ist bspw. ein nicht-falsifiziertes Naturgesetz, das im Rahmen des Systems ‘Physik’ untersucht wird.” => nicht-falsifizierbares Naturgesetz? Zur Falsifizierung reicht hier ein Experiment.
Stimmt. So hat man vor kurzem (oder immer noch?) in Fachkreisen diskutiert, ob der Energieerhaltungssatz tatsächlich gilt, weil man im QM-Umfeld etwas entdeckt hat, was dem widerspricht. - Trotzdem setzt man diesen Satz weiterhin und baut darauf auf - zu recht, wie ich meine.
Denn solche Sätze haben ihre Geltungsbereiche, in denen sie wahr sind. Werden diese Bereiche verlassen, kann ein solches System kippen. - Ich kann mich an einen Satz innerhalb der Chaos-Theorie erinnern, wonach Systeme und deren Gesetze am Rande ihres Geltungsbereichs nicht mehr gelten. - Ein einfaches Beispiel wäre die euklidische und relativistische Geometrie.
Es macht keinen Sinn, wenn ein Architekt mit relativistischer Geometrie arbeitet, weil er nicht in Geltungsbereiche derselben kommt.
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 23. Jul 2021, 21:32
Jedenfalls finde ich es kurios, dass du sein Verständnis des “hermeneutischen Zirkel” hier wie eine absolute Standardmethode präsentierst.
Weil sie jeder nutzt, auch wenn er es nicht merkt.