1Johannes4 hat geschrieben: ↑Do 6. Jan 2022, 11:09
Viele „Impfgegner“ zeigen in hohem Ausmaß typische Verhaltensweisen einer Sekte:
Identifikation mit einer Grundidee, nämlich der Ablehnung der Impfung.
Schnelle Zuordnung anderer Leute in ein Freund-Feind-Schema aufgrund der Zugehörigkeit zu dieser Gruppe.
Geringe Hemmschwelle gegenüber Lügen, Verleumdungen und sonstigen bösartigen Unterstellungen hinsichtlich von Impfbefürwortern (also gegenüber mutmaßlichen „Feinden“).
Voreilige Zustimmung zu allen Äußerungen, die im Namen der eigenen Gruppe getan werden (also gegenüber mutmaßlichen „Freunden“). Zum Beispiel Ausdruck von Zustimmung ohne wirkliche Prüfung einer Aussage, somit auch Weiterverbreitung von Fake-News und ständiges Wiederholen erwiesener Lügen.
Rechtfertigung der eigenen Haltung als gottgewolltes Handeln bzw. Verteuflung der Impfbefürworter.
Missbrauch von Bibelstellen im Sinne der eigenen Ideologie und zur Rechtfertigung eigenen falschen Handelns.
Umdeutung von Widerspruch als eine Art der Verfolgung und Selbstmitleid als Opfer.
Zuerstmal ist der Titel sicher nicht ernst gemeint. Es gibt Parallelen - ja. Auf die wollen manche hinweisen. Ist das berechtigt? Teils, teils - eben so, wie es gesagt wird.
Man kann nun wie Du es tust, diesen schwarzen Peter auch den sogenannten Impfgegnern zuschieben. Aber das ändert nichts an dem, was gesagt wird. Kritik wird an der Sache geäußert und begründet und nicht, indem man den Spieß umdreht
Was ist eine Sekte? Eine Sekte ist eine eingeschworene Gemeinde, die sich klar abgrenzt. Die Menschen folgen dabei wichtigen Grundsätzen, haben eine sehr ähnliche Grundhaltung, Weltanschauung.
Ist das bei den "Impfgegnern" der Fall? Eindeutig nein. Die Diversität in diesem Bereich ist riesig und kaum zu fassen. Das Denken könnte nicht unterschiedlicher sein. Da gibt es Aluhutträger (was natürlich nur ein abfälliges Klischee ist), Trump-Verehrer, Reichsbürger, Verschwörungstheoretiker, Anthroposophen, Biofans, Naturfreaks und vieles mehr. Sie bilden überhaupt keine Einheit, im Gegensatz zur Mehrheitsgesellschaft, die ein weit kleineres Spektrum an Meinungsvielfalt und Offenheit besitzt und in der die Menschen einen weltanschaulichen Grundkonsens haben. Und nein, die Ablehnung einer Impfung macht keinen weltanschaulichen Grundkonsens aus.
Dass solche Menschen einander voreilig zustimmen, dem widerspreche ich zu 100%. Diversitätsbedingt kommt es gerade dort ständig zu Meinungsunterschieden der skurillen Art. Es ist ein ziemliches Durcheinander! Eine riesige, facettenreiche Meinungsvielfalt. Was ich dort aber sehe, ist eine große Toleranz und Akzeptanz andersartigem Denken gegenüber. Was solche Menschen eigentlich verbindet, finde ich eine interessante Frage. Zuerst mal verbindet sie, dass sie die Ausgestoßenen sind. Sie haben die Mehrheitsgesellschaft nicht verlassen oder andere dazu gedrängt, das zu tun sondern sie wurden verstoßen und sind so unvermittelt an den gleichen Ort geraten, wo sie es mit so vielen unterschiedlich denkenden Menschen zu tun haben.
Geringe Hemmschwelle - jein. Eine gewisse Leichtgläubigkeit alternativen Quellen gegenüber, die gibt es, denke ich. Aber die ist nicht vergleichbar mit dem blinden Vertrauen der "Befürworter" in ihre Medien, Politiker und Institutionen. Es wird durchaus kritisiert und aussortiert, wenn auch noch viel zu wenig, finde ich. Im Mainstream aber findet eine solide Selbstkritik selten statt. Oder hast Du jemals ernsthaft einen Bericht in den Tagesthemen oder Heute-Nachrichten für eine Lüge gehalten? Wohl kaum. In den alternativen Medien ist man mittlerweile viel kritischer geworden. Du solltest mal die Streitereien um die Aktion um "Oberfedwebel Oberauer" anschauen. Die fetzen sich darum, ob das Fake oder echt ist.
Und nein, religiöse Bezüge gibt es im alternativen Bereich nicht so oft, sondern bei einer Minderheit. Lovetrail ist auf keinen Fall repräsentativ für Andersdenkende. Ich denke auch, dass es so einen Menschen garnicht gibt. Vielleicht, wenn die Vernetzung und Vermischung fortgeschritten genug ist, was aber Jahre oder Jahrzehnte dauern kann, wird sich ein neues, diverses "Anti" Bewußtsein herausbilden, aber davon sind wir noch weit entfernt.
Es gibt aber schon einen Hang in Richtung Esoterik, Spiritualität, Glaube, Religion, Mystik etc... Nur selbst das ist nicht die Regel.
Widerspruch als Verfolgung? Bitte schau Dir doch das Thema "Zeugnis zur Diskriminierung von Ungeimpften" an, dort wird groß und breit dokumentiert, was die Menschen dazu bringt, Angst vor Verfolgung zu haben. Wenn Du das alles siehst, was dort angezeigt wird, von "straffen Zügeln" und "Peitsche" über Wirrköpfe und Sozialschädlinge bis hin zum Vergleich mit dem überflüssigen, gefährdenden Blinddarm ist doch eine bunte Vielfalt an Hass, Verachtung, Bedrängnis, Bedrohung etc. auszumachen, nicht wahr?
Selbstmitleid? Das Wort habe ich jetzt zum ersten Mal in dieser Debatte mitbekommen. Auf die Idee bin ich noch nicht gekommen. Das dominante Gefühl in diesem Bereich, was ich so sehe, ist Angst, aber auch Sorge, Beunruhigung, Unsicherheit. Manche sind auch wütend. Ausfälligkeiten kommen vor, sind aber Einzelfälle. Radikale mag es geben, aber ich sehe sie so gut wie nie und wenn, dann passen sie offensichtlich nicht ins Bild.
Freund-Feind Schema? Ein Wort, das ich auf Telegram oft lese, ist "Frieden". "Bleibt friedlich" - ist eine sehr wichtige Aufforderung. Friedlich zu sein, ist ihre Stärke. Man will nicht bekämpfen, sondern überzeugen. Man will einander die Hand reichen. Darum gibt es zB auch die Sache mit den Kerzen. Menschen stellen Kerzen auf zur Mahnung, zum Protest. Geimpfte weiß, Ungeimpfte rot. (oder umgekehrt) Das soll zeigen, dass sich auch "Impfbefürworter" an den Spaziergängen beteiligen. Das ist die Regel, nicht die Ausnahme, das ist die Mehrheit, nicht eine Minderheit. Eine Minderheit sind die Hetzer und Spalter, die Unruhe stiften und anstacheln. Wobei es auch unter denen Leute gibt, die eigentlich guter Gesinnung sind, die aber Grenzen überschreiten und damit ein schlechtes Licht auf die Mehrheit werfen, die eben friedlich ist.
Wieder zur Religion oder Sekte. Im Christentum gibt es die Sakramente, die heilig sind. Heilig, das ist etwas, das uns heilt, das zum Heil gereicht. Eine Medizin gereicht daher also auch zum Heil, nur eben zum körperlichen, während die Taufe, ein Sakrament, zum Seelenheil gereicht.
Nein, die alte Mehrheitsgesellschaft ist natürlich weder Sekte noch Religion. Genausowenig aber auch die Andersdenken. Ich finde aber, dass diese Überlegungen bei den ersteren passender sind als bei letzteren. Immerhin hat ein Kardinal höchstselbst vor der Weltöffentlichkeit in einer Videobotschaft das "Impfheil" verkündet. Immerhin erklärt der Papst selbst das Impfen zur moralischen Pflicht und die "Verweigerung" zur Sünde.
In einer echten Sekte sieht es aber anders aus.