"Unschärfen" in Bibeltexten?

Benutzeravatar
Abischai
Beiträge: 8085
Registriert: Sa 27. Apr 2013, 14:25

Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von Abischai »

Corona hat geschrieben: Mi 12. Jan 2022, 14:57 Aber es gibt eben in vielen Religionen das Dogma, dass wer nicht entsprechend glaubt, der Hölle oder was auch immer verfallen ist. Und das hat schon oft zu unsäglichem Leid geführt.
Interessanter Punkt !
Wenn Menschen meinen, sie müßten dem Gericht vorgreifen und die Strafe vollstrecken, dann genau kommt sowas raus, wie Du es benennst. Anstelle das Gericht auch wirklich Gott zu überlassen, greifen Menschen eben vor und machen etwas, wovon gar nicht mal klar ist, ob Gott das auch so machen würde, ER wird da einfach gar nicht gefragt. Da zweifelt mann dann schon an der Aufrichtigkeit der jeweiligen Vollstrecker.
Wenn man aber von der gefährlichen Richtung weiß und andere davor warnen möchte, OHNE irgendwas zu vollstrecken, ist das doch erlaubt, oder? Es geht nicht ums Verdammen oder Verurteilen oder Hinrichten, sondern nur ums Warnen, und das auch nicht mit dem Messer an der Kehle, sondern im Wortsinn, einfach warnen vor dem, was man selbst meint an Gefahr für den anderen zu sehen.

Ich habe mit manchem Moslem hart diskutiert, der die Ansicht vertrag, man müsse Allahs Willen durchsetzen, also die Menschen töten, die ihn selbst oder den Propheten beleidigen. Da vertrete ich die Ansicht: wenn Allah mächtig ist, möge er das bitte selbst erledigen, und nicht seine Menschen vorschicken, das ist sonst verdächtig, gefälscht zu sein und kein Beweis der Größe Allahs. Wenn ich aber von seiner Hand getroffen zu Boden gehe, lasse ich das als Größenbeweis gelten, aber nur dann! Der Gott Abrahams, Isaaks und Israels hat das auch so gehandhabt. Korachs Familie wurde nicht von Menschenhand ausgetilgt, das tat Gott selbst.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]
Benutzeravatar
Opa Klaus
Beiträge: 4319
Registriert: Di 24. Mär 2015, 11:56
Wohnort: 33184 Altenbeken
Kontaktdaten:

Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von Opa Klaus »

Mir ging es bei meiner Frage
um die Breite der Unschärfe/Grauzone
in der sich leider alle Fehlinterpretationen tummeln.
Die endlosen Fehlinterpretationen schaden doch unserem Heil und dem Ansehen Gottes viel schlimmer
als ein Paar nebensächliche Asynchronitäten zwischen verschiedenen Berichterstattern.
Bei allen Widersprüchen in der Bibelinterpretation beruft sich doch jeder auf >Bibeltexte<.
Jesus hat klar und deutlich gemacht, dass die Bibeltexte keinen Klartext bilden -
demnach schon mal gar nicht zu unserem heutigen Wortschatz und Sprachgebrauch passen.
Die Bibel enthält, wie jede Fachrichtung eine eigene Fachsprache,
die allerdings den einzelnen Worten des eingeschränkten damaligen Wortschatzes
mehrfache Bedeutung verleihen musste.
Selbst heute haben viele Worte immer noch mehrfache Bedeutung.
Besonders zwischen allen vielen Muttersprachen besteht erhebliche >Unschärfe< seit dem Turmbau zu Babel.
Ein einzelnes >Ding< hat in jeder Sprache ein eigenes Wort.
Sogar im Forum wird oft >wir< geschrieben und trotzdem sind nicht >alle< gemeint.
Die >Unschärfe< wird oft von "Erbsenzählern" hochgejubelt.
U.a. braucht man nur an die verschiedenen Berichte über die Volkszählung von David denken,
wo einerseits der Antrieb von David (durch Satan) genannt wird und andererseits von Gott.
Auf dem Sektor der Bibelkritik toben sich viele nebelig/unscharf aus und verlieren dabei den Blick aufs Wesentliche.
Ich versteh das so wie dargelegt .weil ich mir bewusst bin, ich könnte total daneben liegen. www.prueter.eu und www.weltverbesserung.eu "Der schrecklichste der Schrecken ist der Mensch in seinem Wahn"
Benutzeravatar
Larson
Beiträge: 5460
Registriert: Do 30. Sep 2021, 13:49
Wohnort: CH

Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von Larson »

Opa Klaus hat geschrieben: Mi 12. Jan 2022, 17:11 verlieren dabei den Blick aufs Wesentliche
Das Wesentliche?
Ich nehme mal das NT, da das ja hier akzeptabler ist:
Mt 22,37 Er aber sprach zu ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand
38 Dies ist das größte und erste Gebot.
39 Das zweite aber ist ihm gleich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.«
40 An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.
Die Plänkeleien aber schüren den Zorn.
Jes 45,9 Wehe dem, der mit seinem Bildner rechtet – ein Tongefäß unter tönernen Tongefäßen! Darf wohl der Ton zu seinem Bildner sagen: Was machst du? Und dein Werk von dir: Er hat keine Hände?
Benutzeravatar
Oleander
Beiträge: 20308
Registriert: Sa 2. Feb 2019, 00:04

Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von Oleander »

lovetrail hat geschrieben: Di 11. Jan 2022, 15:19
Oleander hat geschrieben: Di 11. Jan 2022, 15:13
lovetrail hat geschrieben: Di 11. Jan 2022, 14:47Sudoku
Wir könnten in diesem Thread "Sudoko" mit allen Bibelstellen in denen das Wort "Erdkreis" vorkommt,spielen...
viewtopic.php?f=52&t=7503&start=110#p460147
Da gibt es nämlich auch Ungereimtheiten ;)
Erdkreis? Da steht "oikumene" im griechischen Text, was ich auch spannend finde, weil es heisst, dass der Teufel die ganze oikumene verführt. Verstehst?
Ich hab aber kein Bock wieder mal über einen Teufel auszutauschen, sondern um Erdkreis/oikumene in dieser Bibelstelle, da es mir etwas "unscharf" ;) vorkommt.
Agp.11
27 In diesen Tagen kamen Propheten von Jerusalem nach Antiochia.
28 Und einer von ihnen mit Namen Agabus trat auf und sagte durch den Geist eine große Hungersnot voraus, die über den ganzen Erdkreis kommen sollte; dies geschah unter dem Kaiser Klaudius.
29 Aber unter den Jüngern beschloss ein jeder, nach seinem Vermögen den Brüdern, die in Judäa wohnten, eine Gabe zu senden.
Der Herrschaftsbereich des Kaisers Claudius war ja begrenzt und zog sich sicher nicht um den ganzen Erdkreis.
Da stieß ich letzte Nacht auf noch so eine Bibelstelle:
Apg.17
4 Einige von ihnen ließen sich überzeugen und schlossen sich Paulus und Silas an, auch eine große Menge von gottesfürchtigen Griechen, dazu nicht wenige von den angesehensten Frauen.
5 Aber die Juden ereiferten sich und holten vom Marktplatz einige üble Männer, rotteten sich zusammen und richteten einen Aufruhr in der Stadt an und zogen vor das Haus Jasons und suchten sie, um sie vor das Volk zu führen.
6 Sie fanden sie aber nicht. Da schleiften sie Jason und einige Brüder vor die Oberen der Stadt und schrien: Diese, die den ganzen Erdkreis erregen, sind auch hierher gekommen; 7 die beherbergt Jason. Und diese alle handeln gegen des Kaisers Gebote und sagen, ein anderer sei König, nämlich Jesus.
Also kann hier unmöglich die Rede von "weltweit" sein, sondern nur ein bestimmtes Gebiet
Was meinst du dazu?
Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.
Benutzeravatar
lovetrail
Beiträge: 8721
Registriert: Sa 1. Jun 2013, 20:00

Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von lovetrail »

Oleander hat geschrieben: Mi 12. Jan 2022, 21:55 Also kann hier unmöglich die Rede von "weltweit" sein, sondern nur ein bestimmtes Gebiet
Was meinst du dazu?
Ja, die römische Welt halt. Das andere zählte nicht (für die Römer).

LG
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!
Benutzeravatar
Oleander
Beiträge: 20308
Registriert: Sa 2. Feb 2019, 00:04

Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von Oleander »

lovetrail hat geschrieben: Mi 12. Jan 2022, 22:09
Oleander hat geschrieben: Mi 12. Jan 2022, 21:55 Also kann hier unmöglich die Rede von "weltweit" sein, sondern nur ein bestimmtes Gebiet
Was meinst du dazu?
Ja, die römische Welt halt. Das andere zählte nicht (für die Römer).
Und bei Apg. 17 ?
Oder das, was du ansprachst bez. Teufel?
Steht da überall das gr. Wort oikumene, wenn es um den ganzen Erdkreis geht?
Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.
Benutzeravatar
lovetrail
Beiträge: 8721
Registriert: Sa 1. Jun 2013, 20:00

Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von lovetrail »

Oleander hat geschrieben: Mi 12. Jan 2022, 22:23
Und bei Apg. 17 ?
Oder das, was du ansprachst bez. Teufel?
Steht da überall das gr. Wort oikumene, wenn es um den ganzen Erdkreis geht?
Ja.
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!
Benutzeravatar
Abischai
Beiträge: 8085
Registriert: Sa 27. Apr 2013, 14:25

Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von Abischai »

Die Alten mit ihrer Sprache waren keine müßiggehenden Philosophen, sondern pragmatische Realisten. Die haben immer den relativen Rahmen gemeint. Wenn da was von "alle" steht, dann sind "alle" gemeint, um die es im Kontext geht, niemand sonst.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]
Benutzeravatar
Oleander
Beiträge: 20308
Registriert: Sa 2. Feb 2019, 00:04

Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von Oleander »

Abischai hat geschrieben: Do 13. Jan 2022, 01:28 Wenn da was von "alle" steht, dann sind "alle" gemeint, um die es im Kontext geht, niemand sonst.
`
Worauf beziehst du dich da grade?
Auf den Beitrag Erdenkreis oder wo steht was von alle?
Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.
Benutzeravatar
Abischai
Beiträge: 8085
Registriert: Sa 27. Apr 2013, 14:25

Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von Abischai »

Auf "alles" (lovetrails Portfolio, nehme ich an). Wenn mit oikumene der gesamte Erdkreis gemeint ist, dann ist mit "alles" auch wirklich "alles" gemeint. Aber solche absoluten Begriffe werden in der Bibel nicht verlangt und nicht verwendet, wie man an den üblichen Einschränkungen erkennt. Die Römer verstanden darunter ihren Einflußbereich, also gehörte Caledonia z.B. nicht zum Erdkreis.
Und so müssen wir bei allen in unserer Sprache zunächt absolut klingenden Begriffen immer erst mal von einem kleineren Bedeutungshorizont ausgehen.
Wenn in der Bibel die Superlative gemeint sind, dann wird das auch so "übertrieben" formuliert.:

Gott der Götter, Herr aller Herren, Allmächtiger u.a.

Wenn "alle Welt" weiß daß... (biblischer Stil), würden wir heute vielleicht sagen:
"das weiß doch jeder", oder: "das weiß doch jedes Kind."

Daß es nicht jedes Kind weiß, ist klar, wir meinen damit, daß sehr viele es wissen müßten.

Ich meine, es kommt darauf an, wie ein Wort in der Ursprungssprache gemeint war, im Kontext zum Geschehen.
Ich kenne niemanden, der keine "Kraftausdrücke" verwendet und zur Bekräftigung seiner Rede nicht (unbewußt) übertreibt. Für Autisten ist das kaum zu verstehen, weil es wörtlich genommen, keinen Sinn ergibt.
Die Sprache der Bibel ist Umgangssprache, nur eben nicht unsere, wir müssen uns die übersetzen lassen, und zwar nicht nur wörtlich, sondern in unser Sprachgefühl hinein, anders verstehe ich zumindest nicht, was wirklich gemeint ist.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]
Antworten