Hiob hat geschrieben: ↑Sa 12. Feb 2022, 22:20
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 12. Feb 2022, 20:14
Nein. Das Vollzitat aus der Principia Philosophiae ist:
Ac proinde haec cognitio, ego cogito, ergo sum
Nach meinen Informationen war im Manuskript "ego sum", was aber früh in der Druckerei zu "ergo sum" wurde.
K. A., höre ich zum ersten mal.
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 12. Feb 2022, 20:14
Für mich ist er der Philosoph, der das Ego zum Zentrum macht.
Zum Zentrum der Wahrnehmung, aber nicht zum ontischen Zentrum. Er meint zwar, dass nur das Ich sicher wahrnehmbar ist (Du widersprichst da), aber er meint damit nicht, dass das Ich deshalb der Nabel der Welt ist.
Zum Zentrum der Erkenntnis.
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 12. Feb 2022, 20:14
Er quatscht uns mit seinem Skeptizismus zu
das passt aber nicht zu Deinem kürzlichen Zitat:
Zweiter Lehrsatz. Das Dasein Gottes wird daraus allein, dass seine Vorstellung in uns ist, rückwärts bewiesen. Beweis: […]
Dritter Lehrsatz. Das Dasein Gottes wird daraus bewiesen, dass wir, die wir diese Vorstellung haben, bestehen. Beweis: […]
Descartes ist nur insofern Skeptizist, dass der der eigenen Wahrnehmung (incl. wissenschaftlich Wahrnehmung) keine bedingungslose Sicherheit zuspricht (Vorstellung versus "echt"). Aber NACHDEM er begründet, warum man seinen Sinnen ontisch trauen kann (komme jetzt nicht mit Trompe-l’œil), ist er das Gegenteil von Skeptizist.
Da kam noch was
:
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 12. Feb 2022, 20:14Er quatscht uns mit seinem Skeptizismus zu, dass man schon an seinen eigenen Ohren zweifelt. Dann meint er auf einmal Gott “absolut sicher” nur über die Idee in unserem Geiste beweisen zu können;
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 12. Feb 2022, 20:14
Die tierische Mitkreatur ein Automat, die Natur ein Uhrwerk und die Gefühle nur etwas, das wir “zähmen müssen”.
Gibt es für mich einen noch schlimmeren Philosophen?
Man muss zwischen Grundstruktur seiner Philosophie und seinen persönlichen Schlussfolgerungen daraus unterscheiden. Wenn er mit seiner Zwirbeldrüse rummacht, was offenbar Quatsch ist, entwertet dies nicht die Grundstruktur seiner Philosophie. - Aus meiner Sicht ist das Verdienst von Descartes, dass er
1) nachgewiesen hat, dass der Mensch prinzipiell nicht entscheiden kann, ob die Res extensae Vorstellungen oder Entitäten sind, und deshalb
2) die Aussage "Natur ist Entität" eine Setzung ist und nicht beweisbar ist, somit (und das ist das wichtigste)
3) Wissenschaft auf einem GLAUBEN beruht, nämlich dass die Sinne nicht täuschen (dazu gehört auch das Ablesen einer Messtabelle in der Wissenschaft).
Das hat er doch alles nicht nachgewiesen, das Gegenteil davon war seine Intention.
Höchstens wenn man “nachgewiesen” extrem zynisch versteht – ist es das, worauf du hinaus willst?
Schwierig. - Kann es sein, dass Du einsteigst, NACHDEM dieser Schritt von Glaube ("wohlwollender Gott") zu Sicher-wissen-können bereits gegangen ist? - Wo wäre denn in DEINEM Verständnis ein Skeptizismus? - Wo baust Du den "wohlwollenden Gott" ein?
Der echte, historische Descartes hat die Existenz des wohlwollenden Gottes nie als nur einen Glauben gesehen sondern als eine absolut sicher beweisbare Tatsache.
Das IST doch Glaube. Dass er ihn fälschlicherweise "Beweis" nennt, ändert doch nichts daran, dass er sagt: "Weil wohlwollender Gott, Skepizismus ade und her mit den Res externae". - Natürlich ist sein Beweis ein Zirkelschluss. Descartes versucht hier, seinen Glauben objektiv in einen Beweis zu gießen - geht halt nicht. - Du kannst sogar sagen, dass Descartes es so gemeint hat und es dementsprechend kein Glaube ist. Aber damit ist die Grundidee nicht weg, dass der Skeptizismus nur weg ist und somit die Res extensae als Entitäten verstanden werden können, weil Gott wohlwollen ist -
Nur weil auch jede Überzeugung, die auf falschen Gründen beruht, in einem weiteren Sinne ein Glaube ist, kann man nicht einfach ignorieren, wie eine Person ihre Überzeugung selbst einordnet.
Descartes nannte seinen “Beweis” nicht nur Beweis. Er war davon überzeugt, einen Beweis abgeliefert zu haben.
Nichts anderes war möglich um seinen eigenen Standards zu genügen. Ist es nur unbewiesener Glaube, bricht das ganze Projekt in sich zusammen, der Menschheit eine Methode in die Hand zu legen, zu absolut sicherem Wissen zu gelangen.
Es ist also fatal für seine Philosophie, dass ihm der Beweis nicht gelingt. Man kann nicht mit bloßem Glaube weitermachen, wo fundamental ein Beweis hingehört.
Jemand, der “einfach glauben” akzeptieren kann, der wird schließlich die Entwicklung dieser skeptischen Szenarien sowieso nicht ernst nehmen.
egal, ob dies geglaubt oder "bewiesen" ist - spielt doch unterm Strich keine Rolle.
Es spielt die größte Rolle von allem. Alles hängt davon ab, ob geglaubt oder bewiesen (ohne Anführungszeichen). Es gibt keinen wichtigeren Punkt.
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 12. Feb 2022, 20:14
Die Beweisführung läuft stattdessen folgendermaßen:
Es ist vorstellbar, dass ich ohne meinen Körper existiere.
Weil dies vorstellbar ist, ist es möglich.
Weil ich möglicherweise ohne meinen Körper existieren kann, bin ich von meinem Körper verschieden.
Gar nicht schlecht - aber: Ich vermute, dass sich Holledung auf eine andere Phase bezieht, wo erst der "Deus ex machina" her muss, damit man seine Urteile als gesichert ansehen kann. - Du steigst wie üblich einen Schritt später ein, nämlich nachdem dieser Brocken bereits weggeräumt ist.
Wo ich einsteige, folgt der Struktur, die Descartes dem ganzen selbst gegeben hat. Den Beweis für die Existenz der Seele findet man in der sechsten Meditation. Da ist das mit dem wohlwollenden Gott schon längst alles passiert.
Ich finde das also sehr unglücklich ausgedrückt von Hollendung,
“über die Materie des menschlichen Körpers keine gesicherten Urteile geben kann” – ja, was heißt denn hier
“über die Materie”? Wenn damit gemeint ist: es ist vorstellbar, dass ich ohne meinen Körper existiere, ist das ok. Aber mehr nicht.
Ich mag diese Seite (
http://www.descartes-cogito-ergo-sum.de) generell nicht. Wenn Hollendung sie selbst betreiben würde, dann wäre das vielleicht ganz nett. Es wäre jemand, der dahinter stehen würde, und es wäre auch ein Dialog möglich.
Aber es ist einfach nur seine Seminararbeit, die er mal als Student geschrieben hat, und die jetzt jemand anderes für Werbeklicks hochgeladen hat – unter extremer Verwendung von SEO.
Hiob hat geschrieben: ↑So 13. Feb 2022, 12:34
So ist es. - Wichtig ist dabei das Wort "ontisch".
Und was ist damit:
Hiob hat geschrieben: ↑So 23. Jan 2022, 01:27Die Behauptung "Mond ist aus Käse" ist somit falsifiziert - sowohl systemisch als auch ontisch.
Paul hat geschrieben: ↑So 13. Feb 2022, 07:11
ich denke = ich bin
in der tat haben wir hier eine ausnahme, wo das zu setzende sich selbst setzt...ich würde es etwas strenger formulieren
ich weiß sicher, dass ich bin
Paul hat geschrieben: ↑So 13. Feb 2022, 09:07
das trägt natürlich die implizite botschaft mit sich, dass jegliches andere wissen im ontisch/ontologischem sinne unsicher ist
Für Descartes eben nicht.
Er hatte eben eine andere Einstellung zu apriori-Schlüssen:
René Descartes: “Meditationes de prima philosophia” hat geschrieben:Gewiss finde ich seine [Gottes] Vorstellung, nämlich die eines höchst vollkommenen Wesens ebenso in mir, wie die Vorstellung irgend einer Figur oder Zahl, und ich erkenne ebenso klar und deutlich, dass das Immer-Sein zu ihrer Natur gehört, wie dass das, was ich über eine Figur oder Gestalt beweise, zur Natur dieser Figur oder Gestalt gehört. Wenn deshalb auch nicht Alles, was ich in den vorigen Tagen ermittelt habe, wahr wäre, so müsste doch das Dasein Gottes für mich wenigstens denselben Grad von Gewissheit haben, den bisher die mathematischen Wahrheiten gehabt haben.
D. h. bzgl dem, was Hiob ins “bloß systemische” verortet.
Wobei man sich gleich mal fragen muss, warum diese Kategorisierung “Mathematik ist nur systemisches Wissen” denn nun bitte kein ontisches Wissen sein soll. Es erscheint mir eine metaphysische Aussage.