Detlef hat geschrieben: ↑Mi 16. Feb 2022, 09:59Ich sehe da weder einen Konflikt zu einer "materialistischen" Weltanschauung noch eine "Wüste". Der Mensch ist keine Maschine, ich wüsste keinen Grund, weshalb ästhetisches Erleben des Menschen aus einer "materialistisch konzipierten Realität" auszuklammern wäre.
Nach Dawkins oder Dennett ist der Mensch eine Maschine.
Für Descartes war er das nicht.
Alle stellen sich die Welt jedoch rein mechanistisch vor. Die quantitativen Eigenschaften ganz solide und fundamental; die qualitativen Eigenschaften so wie das Rot
, wie wir Menschen es empfinden, dagegen mit dem Ruch des Irrealen.
Es ist doch aber gerade die Komposition dieser qualitativen Eigenschaften, welche die Schönheit ausmacht.
Der Konflikt besteht also zwischen unserem Anspruch, dass die Schönheit in der Rose liegt, während sie “wirklich” (gemäß diesen Weltanschauungen) nur im vom Menschen erschaffenen Bild der Rose zu finden ist.
Es hängt natürlich etwas vom Charakter oder Temperament des Menschen ab, ob und wie stark er diesen Konflikt empfindet.
Und dieses Thema ist auch zu subtil für ein Streitgespräch mit harten Bandagen; wer hier nicht verstehen will, kann immer mit “Ich sehe nicht … ”, “Ich wüsste keinen Grund… ”, “nicht nachvollziehbar” usw. antworten.
Detlef hat geschrieben: ↑Mi 16. Feb 2022, 09:59Das widerspricht der Tatsache, dass hierzu längst umfangreich geforscht wurde und bereits vorhanden Erkenntnissen aus der Kognitionswissenschaft, Neurowissenschaft, Psychologie etc...vorliegen, Zitat aus
https://www.ewi-psy.fu-Berlin.de/einric ... etempf.pdf
"...Was wissen wir nun speziell über die neurale Verarbeitung komplexer oder fremdartiger Muster, gegeben die bisher beschriebenen kognitiven Mechanismen und motivationalen Voraussetzungen? ...Hypothesen, die sich auf die Informationsverarbeitung im Gehirn bei ästhetischem Erleben beziehen, haben aber möglicherweise den Vorteil, daß sie einer empirischen Überprüfung leichter zugänglich gemacht werden können. Tatsächlich treten wir in der Psychologie gerade in eine Phase ein, wo wir derartige Phänomene mit Hilfe moderner Untersuchungsmethoden in Angriff nehmen können...."
Schön, gut, wahr – allesamt normativ.
Wenn psychologische Gesetze darüber bestimmen, was wir für wahr oder gut halten, so bestimmen sie doch damit nicht, was wir für wahr oder gut halten
sollten. Denn Irrtum und Amoral haben in diesen Gesetzen doch genauso ihre Ursache.
Die Normativität der Schönheit ist natürlich weit fragwürdiger; aber ich denke, dass wir unbewusst schon diesen Anspruch an sie haben. Und genau dies wird eben gar nicht tangiert von Forschungen über das “für schön halten”.
Ästhetik, die dieser Dimension des Schönen Rechnung trägt, wirkt auf mich daher wie ein Fremdkörper in einem materialistischen Weltbild.