„Kirche in Not“

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Hiob
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Re: „Kirche in Not“

Beitrag von Hiob »

Abischai hat geschrieben: So 20. Feb 2022, 22:24 Die sakralen Bauten sind auf jeder Seite unbiblisch
Sind das nicht Anlehnungen am Tempel Salomos?
Abischai hat geschrieben: So 20. Feb 2022, 22:24 Ich werte die gemeinschaftsstiftenden Aspekte solcher Vereine nicht ab, aber sie sind eben nicht das, was die Bibel als Gemeinschaft der Gläubigen bezeichnet.
Das würden die Katholiken (also die wirklichen Katholiken und nicht nur Kirchensteuer-Katholiken) ganz anders sehen. Sie sehen sich als allumfassende ("katolikos") Gemeinschaft der Gläubigen. - Ich will hier gar nicht parteiisch sein - aber anscheinend gibt es hier unterschiedliche Auffassungen.
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Abischai
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Re: „Kirche in Not“

Beitrag von Abischai »

Es gibt einen ganz deutlichen Unterschied zwischen den alttestamentlichen Bildern und der neutestamentlichen Erfüllung. Der Tempel im Alten Bund war von Händen erbaut, der im Neuen Bund ist lebendig, die Gesamtheit der Gläubigen ist der Tempel.

Und wie die Katholiken sich selbst sehen ist nicht relevant, entscheidend ist, wie Gott das sieht, und das steht in der Bibel geschrieben.

Sähen Katholiken sich so, daß wer immer an Jesus Christus glaubt und von neuem geboren ist (gemäß Joh.3) Christ ist, sähen sie sich im Kontext richtig, aber genau hier setzt die unterstellte Exklusivität an; man geht davon aus, daß außerhalb der Kirche, wie sie verstanden wird, überhaupt keine Geschwister existieren können, und das ist falsch.

Irgendwelche euphemistischen Klauseln muß man da nicht weiter erörtern. Wer kein Katholik ist, ist kein Christ, sagt man. Solche Rufer erkenne ich nicht als Geschwister an, weil sie den Leib des Herrn verachten.
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Magdalena61
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Re: „Kirche in Not“

Beitrag von Magdalena61 »

Abischai hat geschrieben: So 20. Feb 2022, 22:24 Es gibt keine Bethäuser, es sei denn die "Häuser" der Geschwister, das sind die Bethäuser.
Katholiken sehen das anders.
Kirchen sind Heilige Orte, sie sind Orte des Gebets und des Gottesdienstes und nicht weltlichen Treibens.
kath.net
Aber auch nicht mehr alle-- auch hier werden Prinzipien aufgeweicht und nimmt der Zeitgeist Land ein, z.B., als der Wiener Stephansdom zu einer Impfstraße umfunktioniert wurde.

Natürlich sind es Bethäuser. Die Messe besteht zu einem großen Teil aus Gebeten, und die wird normalerweise jeden Tag abgehalten, an Wochentagen als Wortgottesdienst.
Katholische Kirchen sind tagsüber geöffnet. Die Menschen können hineingehen, um still zu beten und etwas Ruhe zu finden.

Sie glauben, dass sie Gott in der Kirche begegnen können. Weil sie denken, Er ist dort gegenwärtig.
Das Gegenteil kann niemand beweisen. Wenn ein Mensch Gott treffen will, dann kann er das überall tun, auch in einer Kirche.

Nur, weil Protestanten das anders sehen, muss das ja noch lange nicht heißen, dass sie damit Recht haben.
LG
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Hiob
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Re: „Kirche in Not“

Beitrag von Hiob »

Abischai hat geschrieben: So 20. Feb 2022, 22:56 wie die Katholiken sich selbst sehen ist nicht relevant, entscheidend ist, wie Gott das sieht, und das steht in der Bibel geschrieben.
Die lesen die KAtholiken aber auch und werden Dir sagen, dass es dort so geschrieben steht, wie SIE es meinen. - Altes Thema: Menschliche Interpretationen sind allseits unsichere Kantonisten.
Abischai hat geschrieben: So 20. Feb 2022, 22:56 man geht davon aus, daß außerhalb der Kirche, wie sie verstanden wird, überhaupt keine Geschwister existieren können, und das ist falsch.
Sehe ich genauso, da ich Anhänger von Röm. 2,14 bin (und Allversöhner sowieso). - Offen gesagt bin ich da bei der Katholischen Theologie noch nicht durch. Mir fällt nur auf, dass nicht selten (gute) Theologen, mit denen ich spreche, die Augen verdrehen und so was sagen: "Das ist doch ganz anders gemeint". --- Unterm Strich würde ich durchaus zugestehen, dass auch in der RKK noch Ballast liegt, der aus der Zeit stammt, als die RKK eine Großmacht in Europa war.
Magdalena61 hat geschrieben: Mo 21. Feb 2022, 00:24 Sie glauben, dass sie Gott in der Kirche begegnen können. Weil sie denken, Er ist dort gegenwärtig.
Das Gegenteil kann niemand beweisen.
Das ist das Eine. - Das andere ist: So viel ich weiß, vertritt die RKK gar nicht die Auffassung, dass Gott nur in der Kirche zu finden sei. Es geht eher darum, dass er in der Kirche SICHER da ist, also verläßlich da ist. - Der Tabernakel mit den Hostien wird gleichgesetzt mit der Bundeslade, die auch für die Anwesenheit Gottes stand. (War doch so, oder?)

Noch mehr: Getaufte können sogar im Notfall Nottaufen vornehmen, meine ich gehört zu haben. - Letztlich geht es (in Abgrenzung zum Protestantismus) darum, dass die Kirche keine Gott-Erinnerungsort, sondern ein Gott-Anwesenheitsort. Damit verbunden ist die unterschiedliche Interpretation der Transsubstantiation.

Eine Freundin von mir ist konservative evangelische Pastorin. Im Grunde sehe ich bei ihr keinen substantiellen Unterschied zu Katholiken, sehr wohl aber zu ihren liberalen Konfessionsgenossen. -Luther ist dem heutigen Katholizismus näher als dem heutigen liberalen Protestantismus.

In der Gnadenlehre hat es ja schon einen offiziellen ökumenischen Gleichklang gegeben. - Trotzdem darf man das Problem eines sich immer mehr säkularisierenden Protestantismus nicht übersehen - hier wird was von innen aufgeweicht (zum Teil auch innerhalb des Katholizismus).

Hier ist es gut, dass die RKK eine Weltkirche ist, also nicht in verschiedenste Strömungen auseinanderfallen kann. - So darf man als sicher annehmen, dass (durchaus nachdenkenswerte) Strömungen wie Maria 2.0 oder (eher fundamental-theologisch nicht machbare) Bemühungen wie HS-Ehe in Rom kaum registriert werden. Da können sich die deutschen Bischöfe einig sein, wie sie wollen (was sie ja gar nicht sind): Eine Kirche, die zentral gesteuert auf allen Erdteilen der Welt zuhause ist, kann solche Bewegungen aus individualistisch geprägten Ländern wie dem unseren nicht sonderlich ernst nehmen.
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Nobody2
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Re: „Kirche in Not“

Beitrag von Nobody2 »

Abischai hat geschrieben: So 20. Feb 2022, 22:24 Wenn hier also an falschen Ansätzen Gericht erfolgt, sollte man dem zusehen und eigene Schlüsse daraus ziehen, aber bitte nicht partei ergreifen für eine Tradition die außer daß sie irgendwie ein bisschen schön ist, keinerlei wirklichen Wert hat.
Ich pflichte Magdalena bei: Kirchen sind zum Beten da. Dafür wurden sie in erster Linie gebaut. (Das bezieht sich mal nur auf katholische Kirchen.)

Kirchen sind nicht einfach nur "ein bißchen schön". Sie sind eine Verherrlichung des Herrn, ihm zum Lob und zur Ehre. Viele haben einige Jahrhunderte hinter sich und würden uns viele Geschichten erzählen, wenn sie es könnten. Sakrale Kunst ist nicht da zum Bestaunen sondern damit man sich Gott, Jesus, Maria und den biblischen Geschichten aber auch den Heiligen näher fühlt. Sie sollen Ruhe und Schutz bieten, einen geschützten Raum für die Stille, das Gebet. Tatsächlich finden sich auch Relikte vergangener Zeiten, zum Beispiel Listen gefallener Soldaten, besondere Sprüche, die nachdenklich machen, uns in die Vergangenheit und zum Menschen versetzen. In manchen Kirchen finden sich die tollsten Altäre, Skulpturen, Schnitzereien, die uns biblische Geschichten plastisch zeigen, auch aus unterschiedlichen Zeiten, mit Inschriften, die von den Stiftern berichten, oder diversen biblischen Zitaten, Kirchen sind oft auch lebendig, was man an Plakaten, Flyern, Aufstellern, Collagen von Kindern zu bestimmten Themen gut sehen kann.

Ich bin sehr froh und dankbar, dass es sie gibt und dass man sie heute noch täglich aufsuchen und dort beten kann. Wenn leider auch meist mit Öffnungszeiten... Ich finde sie eine wunderbare Sache und bedauerlich, dass sie heute nur wenige Menschen noch zu schätzen wissen. Die Atmosphäre, die Kerzen, die Akkustik, die Lichter, der Geruch, das Knarzen der Dielen, die Wandgemälde und so vieles mehr... manchmal auch wie eine Zeitreise.
Alles, was ich hier schreibe, ist grundsätzlich nicht als Behauptung gemeint. Es ist einfach nur das, was ich glaube, annehme, für wahr halte etc... (oder nichtmal das) Ich bestehe nicht darauf, recht zu haben und werde mich auch nicht darum streiten.
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Magdalena61
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Re: „Kirche in Not“

Beitrag von Magdalena61 »

Hiob hat geschrieben: So 20. Feb 2022, 22:28 Sind das nicht Anlehnungen am Tempel Salomos?
Es wurden charakteristische Elemente aus der Beschreibung des Salomonischen Tempels übernommen:
Sie entspricht Salomos Tempel
Die Wurzeln der Sixtinischen Kapelle liegen im Judentum


Man findet immer wieder ein Zeugnis, welches besagt, dass Architektur oder Ausstattungen vielfach bewußt nach "Ideen der Bibel" gehalten wurden-
Eine vermutlich informative pdf- Datei über die Präsenz des Salomonischen Tempels im mittelalterlichen Kult und Kirchenbau möchte ich nicht downloaden, weil ich das "personalisiert" machen soll, über Google oder FB-- da muss ich aber zuerst meine Internetspezialisten fragen, ob ich damit ein Risiko eingehe.

https://www.katholische-kirche-rodenbac ... ichael.pdf
https://www.mgh-bibliothek.de/dokumente/b/b059865.pdf
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Abischai
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Re: „Kirche in Not“

Beitrag von Abischai »

Auf diesem Pfade ist das Freimaurertum entstanden. Die Verehrung der ehernen Schlange ist auch "biblisch angelehnt", wird aber ganz klar als Götzendienst festgestellt.
Menschlicher Wille irgendwelche "heiligen" Elemente in den Alltag einzubringen ist in der Bibel immer wieder Thema, wenn es um Dekadenz geht.
Für den Priester war es richtig, Feuer vor JHWH zu bringen, aber fremdes Feuer bedeutete den Tod.

Was ich eigentlich sagen wollte:
Was genau ist denn laut Thema "in Not" ? Sind es Traditionen, oder wirklich biblische Glaubensinhalte, die von der Welt bekämpft werden? Leiden Menschen wegen Sippenhaft mit einem Verein, oder aufgrund des Glaubens an Jesus Christus?

Das sieht ähnlich aus, ist aber grundverschieden.

Ist das nicht ähnlich den vielen Corona-Verboten? Ich durfte nicht ins Bordell gehen und nicht zum Fußball, meine Güte! Und die Menschen haben sich darüber aufgeregt. Meinen Alltag betraf es nicht, ich fand das sogar gut, etwas Schadenfreude war dabei. Christen haben sich aufgeregt, daß sie nicht mehr "zum Gottesdienst" gehen durften. Dabei ist Gottesdienst laut Bibel etwas ganz anderes.

Ich durfte Alte und Kranke und Einsame nicht besuchen. Das allerdings war bedenklich, denn solches zu tun ist richtig. Da habe ich die Auflagen auch entsprechend umgangen.

Also noch mal; was genau steht auf dem Spiel?

Wenn "Kirche in Not" ist, begrüße ich das, nicht aber wenn der Leib Christi in Not ist, das begrüße ich nicht.
"Das Gericht beginnt beim Hause Gottes"
Wenn also Gottes Gericht waltet, ist das ein Gütesiegel dafür, daß es um das Haus Gottes geht, immerhin! Das Haus Gottes ist aber der Leib Christi, der von Mitläufern und Schmarotzern gereinigt wird.

Sollten Christen das nicht begrüßen?
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Larson
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Re: „Kirche in Not“

Beitrag von Larson »

Abischai hat geschrieben: So 20. Feb 2022, 22:56 Es gibt einen ganz deutlichen Unterschied zwischen den alttestamentlichen Bildern und der neutestamentlichen Erfüllung. Der Tempel im Alten Bund war von Händen erbaut, der im Neuen Bund ist lebendig, die Gesamtheit der Gläubigen ist der Tempel.
Nun, ich würde da sagen, wenn die nicht fähig sind, einen wirklichen Altar mit Händen zu bauen, so werden sie auch keinen sogenannten „lebendigen“ Altar bauen können.
Weiter könnte man sehr gut auch diesen lebendigen Altar schon in die Tenach setzten, denn es ging immer um das Leben mit den Mitmenschen und Gott, was ja nichts weiteres ist, als dieser „lebendige“ Altar, nur einfach griechisch ausgedrückt.

Abischai hat geschrieben: So 20. Feb 2022, 22:56 Und wie die Katholiken sich selbst sehen ist nicht relevant, entscheidend ist, wie Gott das sieht, und das steht in der Bibel geschrieben.
Wie sieht denn Gott das ganze wirklich? Oder man meint, dass Gott es auf bestimmte Weise sehen muss, weil gewissen Menschen irgendwas geschrieben haben?

Bibel, da nimmt man gewisse Schriften, addiert weitere dazu und legt sie in den Mund Gottes, und meint, das ist es nun.

In gewissem Mass ist es auch „Tradition, und die rkK führt eine die Tradition weiter, indem sie sich selber dazu die Autorität gibt, wie auch die alten Kirchenväter schon eine Tradition aufgenommen hatten, was gelehrt werden soll.
Jes 45,9 Wehe dem, der mit seinem Bildner rechtet – ein Tongefäß unter tönernen Tongefäßen! Darf wohl der Ton zu seinem Bildner sagen: Was machst du? Und dein Werk von dir: Er hat keine Hände?
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