Hiob hat geschrieben: ↑Mi 2. Mär 2022, 00:18
Meinst Du das WIRKLICH ernst? - Ich habe auf einen Blödsinn von Dir ironisch geantwortet und Du merkst es nicht?
Ich sehe den Versuch der Ironie. Eigentliche Ironie kann ich nicht erkennen:
Hiob hat geschrieben: ↑So 27. Feb 2022, 15:59Claymore hat geschrieben: ↑So 27. Feb 2022, 14:43
Du verwendest “Phänomen” so wie bei Platon – die physische Welt, die Welt des ewigen Wandels (dem er das wahre Sein absprach) – und wendest dieses extrem anachronistisch auf
Philosophen der Neuzeit an.
[…] Woher nimmst Du die Gewissheit, dass die
heutige Philosophie weiter ist als Plato?
Hiob hat geschrieben: ↑Mi 2. Mär 2022, 00:18Das ist Philosophie-Geschichte. - Ich versuche zu verstehen, was deren Aussagen BEDEUTEN - das ist Philosophie. - Möglicherweise liegt hier der entscheidende Unterschied bei uns.
Das letztere baut einfach auf dem ersteren auf. Du bist dagegen ungeduldig und willst dir die Rosinen herauspicken.
Hiob hat geschrieben: ↑Mi 2. Mär 2022, 00:18Vielleicht ist es nicht beschreibbar, aber es IST. Es sei denn, Du verstehst unter qualitativen Eigenschaften etwas vom Objekt Autonomes - das ist es gerade NICHT.
Hier geht es nicht darum, wie ich es verstehe, sondern wie Descartes verstand.
Natürlich meinte Descartes nicht, dass es dem menschlichen Willen unterworfen ist, wie wir die Welt qualitativ wahrnehmen wollen. Aber er beschreibt doch Szenarien, wo ein kranker Mensch qualitativ anders wahrnimmt als ein Gesunder.
Hiob hat geschrieben: ↑Mi 2. Mär 2022, 00:18Nur mal nebenbei: Wenn ich im Normalfall nicht auf Deine Unverschämtheiten eingehe, heißt dies nicht, dass ich sie nicht registriere.
Ich will es mal so formulieren: du hast einfach viel zu wenig (nichts?) gelesen auf dem Gebiet der Philosophie, wo du dir jedoch eine fundierte Meinung zutraust. Simple Feststellung, keine “Unverschämtheit”.
Vielleicht bist du eher der Naturwissenschaftler-Typ und hast diesbzgl. viel gelesen? Oder der klassische Schöngeist, allein an Poesie / Belletristik interessiert?
Das kann ich natürlich nicht beurteilen.
Hiob hat geschrieben:Wenn Kant damit meinen WÜRDE, dass der Geruch von Honig auch ohne Honig möglich ist, hätte er unrecht.
Das hängt sehr davon ab, was die Panscher in Holzminden (Symrise AG) tolles kreiert haben. “Unmöglichkeit” wirkt wenig plausibel.
Ok, ok – ich denke, du willst auf etwas anders hinaus.
Es gibt seltsame Synästhesien unter Menschen: Manche Menschen haben Farbempfindungen bei Tönen; es soll sogar Synästhesien geben, wo Geruch involviert ist.
Generell hat sich Kant zu dem Thema kaum geäußert: Subjektivität der qualitativen Empfindungen erschien ihm völlig offensichtlich.
Aber ich bin ziemlich sicher, dass er es so nicht meint. ---- Leider kenne ich Kant wirklich nicht gut genug, um Dir das zu widerlegen - aber meinst Du wirklich, dass er es so meint?
Hat er schon so gemeint. Der Clou ist, dass Kant sogar viel weiter ging als Descartes, und nicht nur die qualitativen Eigenschaften als “subjektiv” deklarierte, sondern auch die quantitativen – seine sog. “kopernikanische Wende der Philosophie”, die angeblich erklären konnte, wie synthetische
a priori Urteile möglich sind:
Rudolf Eisler - Kant-Lexikon: “Subjektiv” hat geschrieben:Die Zeit ist "nichts Objektives und Reales", "weder eine Substanz, noch ein Akzidenz noch ein Verhältnis", sondern "eine subjektive", d. h. "durch die Natur des menschlichen Geistes notwendige Bedingung", "wonach alles Sinnliche nach einem bestimmten Gesetze einander beigeordnet wird" Mund. sens. 1§4 (V 2, 107). Der Raum ist ebenfalls "etwas Subjektives und Ideales", "was aus der Natur des Geistes nach einem festen Gesetz hervorgeht", "gleichsam ein Schema, um alles überhaupt äußerlich Wahrgenommene zu ordnen", ibid. § 15 (V 2, 111). Die Apriorität der Anschauungsformen (s. d.) ist nur zu begreifen aus ihrer "Subjektivität" im Sinne des Wurzeins dieser Form im Subjekt (in der Sinnlichkeit als einem Erkenntnisvermögen, als die Art und Weise, wie dieses auf Eindrücke reagiert). KrV tr. Ästh. § 3 (I 81 ff.—Rc 98 ff.).
Hiob hat geschrieben: ↑Mi 2. Mär 2022, 00:18- Bei Wärme ist es eh klar. Wenn man einen Gegenstand erwärmt, gehört dies nicht zum Gegenstand an sich.
Sicher nicht. Temperatur ist in der Thermodynamik eine wohldefinierte Größe. Temperatur ist geradezu das Paradebeispiel für den Erfolg des mechanistischen Ansatzes – lässt sie sich doch vollständig auf mikroskopische Teilchenbewegung zurückführen.
Das Qualitative (das Wärmegefühl des Menschen) wird dabei freilich komplett ignoriert.
Alle naturwissenschaftlichen Erklärungen lassen eben das Qualitative aus (woraus das Leib-Seele-Problem resultiert).
Hiob hat geschrieben: ↑Mi 2. Mär 2022, 00:18Hoffentlich ist die Spannung jetzt erlöst. ----- Ich komme zurück auf den Unterschied zwischen Philosophie-Geschichte und Philosophie. - Beckmessermäßig in Bezug auf das, was der Philosophie im Moment des Schreibens gemeint hat, KÖNNTEST Du gelegentlich recht haben. - Aber das ist gar nicht mein Fokus: Mich interessiert, was es BEDEUTET. - Unterschied nachvollziehbar?
Der Unterschied ist natürlich nachvollziehbar; und ich will nicht nicht derjenige sein, der sich an kleinlichen Details aufhängt.
Allerdings geht es hier um das Fundament: Wenn du Kant wirklich um 180° verdreht (im Vergleich zur “akademischen Mainstream-Philosophie”) interpretieren willst, was bleibt dann bitte noch von der “kopernikanischen Wende” der Philosophie?
Immanuel Kant: “Kritik der reinen Vernunft” hat geschrieben:Bisher nahm man an, alle unsere Erkenntnis müsse sich nach den Gegenständen richten; aber alle Versuche, über sie a priori etwas durch Begriffe auszumachen, wodurch unsere Erkenntnis erweitert würde, gingen unter dieser Voraussetzung zu nichte. Man versuche es daher einmal, ob wir nicht in den Aufgaben der Metaphysik damit besser fortkommen, daß wir annehmen, die Gegenstände müssen sich nach unserer Erkenntnis richten, welches so schon besser mit der verlangten Möglichkeit einer Erkenntnis derselben a priori zusammenstimmt, die über Gegenstände, ehe sie uns gegeben werden, etwas festsetzen soll.
Das verstehe ich eben nicht: Kant sagt: “die Gegenstände müssen sich nach unserer Erkenntnis richten” – und du machst das Gegenteil daraus.
Warum?
Mit welcher Rechtfertigung?
Hiob hat geschrieben: ↑Mi 2. Mär 2022, 00:18Naja - wenn das Cogito per "Gottesbeweis" oder per Glaube zum Ergebnis kommt, dass der Baum, den man sieht, Entität ("echt") ist, ist das genau die Begründung, die ich durch Descartes sehe. - "Ding an sich" ist etwas, was es meines Wissens bei Descartes nicht gibt - er geht gleich an den Chef und sagt "Gott". - Und "Phänomen im Kopf" ist eine reine Wahrnehmungssache, die aber insofern auch abgehakt ist, weil der "Gottesbeweis" oder der Glaube ja gerade keinen Keil mehr zwischen "Phänomen im Kopf" und "Res extensa" treiben lassen.
Du denkst erneut
viel zu oberflächlich. Hast du jemals versucht dein “echt” zu definieren? Eben nicht. Wenn du das versuchst, und konsistent weiter denkst, landest du eben beim “Ding an sich”.
Das gewöhnliche, alltägliche “echt” jedoch, d. h. die Alltagswahrnehmung (im Vergleich zu Traum, Illusion, Halluzination, …), ist allein den Phänomenen entlehnt: Manche Wahrnehmungen sind stabil und dauerhaft, andere dagegen ganz wechselhaft und kapriziös.
Diese einfache Tatsache hatte schon George Berkeley ohne Probleme mit seinem radikalen Idealismus (nach dem physische Dinge nicht existieren) vollständig kompatibel darlegen können.
In diesem Punkt denkst du wirklich so dermaßen platt, dass sogar stupide Animes mit Zielgruppe 14-jährige Jugendliche ein höheres Niveau erreichen.
Ist die Sword-Art-Online-Welt “echt” oder nicht “echt”? Das kommt eben ganz darauf an!
Hiob hat geschrieben: ↑Mi 2. Mär 2022, 00:18Kant geht da natürlich viel tiefer. Aber Du kannst mir nicht erzählen, dass es bei ihm zwischen dem (letztlich metaphysischen) Ding an sich und dem "Phänomen im Kopf" nichts gäbe.
Es ist aber so. Dass du das nicht glauben kannst, egal wie viele Belege und Zitate man bringt – ja, man sagen kann: gegen deinen Dogmatismus kämpfen Götter selbst vergebens – ist natürlich völlig korrekt.
Dann wären die Res extensae ja wieder nur Vorstellung. (Achtung: Res extensa meine ich nicht philosophie-geschichtlich, sondern substantiell).
Ein Konzept von “res extensae” ist Kant fremd; ein Zwischending existiert nicht.
Seine Philosophie zeichnet sich jedoch durch starke phänomenalistische, verifikationistische Tendenzen aus. Das “Phänomen im Kopf” ist für Kant sehr viel realer, das tatsächliche Ding-an-sich sehr viel irrealer.
Hiob hat geschrieben: ↑Mi 2. Mär 2022, 00:18Findest Du, dass das schwer zu begreifen ist? - Das ist doch gerade der Mangel am Materialismus - bzw: der Vorteil, wenn man sich nur als Spitzen-Trockennasenaffen verstehen will.
Da jede dogmatische Philosophie irgendwelche Aspekte der Welt oder des Menschen überbetont, oder als einzig gültig postuliert, besitzt der Materialismus in diesem Sinne auch einen Vorteil – aber eben keinen
universellen Vorteil.
Der Materialismus begeht am Ende genau den gleichen dogmatischen Fehler: er setzt ein letztes Sein – in diesem Falle die Materie.
Hiob hat geschrieben: ↑Mi 2. Mär 2022, 00:18Also: Was ist diesbezüglich bei James und Peirce die Grundlage?
Es gibt keine. Das ist gerade der Punkt bei der pragmatischen Philosophie.