Richtig. Wobei wir wieder bei dem Punkt sind, dass viel Substantielles nicht nachweisbar ist, selbst wenn es ist.Claymore hat geschrieben: ↑Sa 19. Mär 2022, 21:43 Ich meine, dass unser Ich für uns (i. S. der reinen Selbstreferenz) erst mal auch nur pragmatisch, psychologisch real ist. Ich stelle nicht die Behauptung auf, dass da eine Substanz “Ich” existiert. Das kann man glauben, und ich glaube es auch, aber es gibt keine Garantie (Anatta).
Das Denken hört da auf, wo es erkennt, dass Denken nicht weiterführt. Kant hat das ja erkannt mit seinem "man müsse Wissen aufheben, um Platz für den Glauben zu haben". Wobei ich "aufheben" hier instinktiv hegelianisch verstehe, selbst wenn das Kant vor Hegel sagt. Wir sind auch hier wieder bei dem Punkt, dass wirklich große Philosophie mehr ist als das, was der aussprechende Philosoph damit aussagen konnte. Die Substanz großer Philosophie zeigt sich darin, dass sie hermeneutisch weiter entwickelbar ist.
Wir sollen GAR nichts versprechen oder nachweisen, sondern erkennen. Man muss "erkennen" im Sinne von "jada" kategorial trennen von dem, was man systemisch, also etwa wissenschaftlich, als "Wissen" versteht. Wobei beides selbstverständlich deckungsgleich sein kann.
Mit Belegen und Zitaten sieht es aus zwei Gründen düster aus:
1) Ich arbeite nicht mehr wissenschaftlich, mache mir also nicht mehr die Mühe, mordsmäßig zu wälzen.
2) Viel wichtiger (und da hast Du mich drauf gebracht): Mich interessiert mehr die (auch potenzielle) Substanz des Gesagten als das, was möglicherweise historisch damit gemeint war.
Aus meiner Sicht: Kant zeigt, dass das Objektive durch das Subjektive der Wahrnehmung geprägt ist. Damit weist er eigentlich auf das, was heute in der Quantenmechanik gang und gäbe ist. - Frage: Gehe ich recht in der Annahme, dass Popper diese kopernikanische Wende NICHT vollzogen hat? Wichtig: Das ist nicht vorwurfsvoll gemeint, weil ich Popper hauptsächlich als Methodiker und nicht als Philosophen verstehe.
Weil dann alles unter der Kontrolle der Vernunft wäre. Aber davon scheint er sich ja am Ende seines Lebens gelöst zu haben.
Lassen wir mal Begriffe weg und sehen es nüchtern:
1) Ding an sich.
2) Menschliche Vorstellung davon (denn mit "Erscheinung" ist offensichtlich das gemeint, wie es einem Claymore oder Hiob erscheint, nicht wahr?)
Wenn es da kein 1,5) dazwischen gäbe, hieße es doch, dass es keine Eigen-Existenz des "Baumes in der Welt", der "Blume in der Welt", des "Bergs in der Welt" gäbe, oder nicht? - Da wäre nur das, aus dem Erscheinung projiziert wird (Ding an sich), und das, welches das Projizierte wahrnimmt ("Ich"), aber nicht die Verdinglichung des Projizierten selbst. Das kann ich nicht unterschreiben.
Das klingt für mich wie "Hmm - der Weg über die objektive Welt funktioniert nicht ohne Annahme eines Dinges an sich, also versuchen wir es mal über das Subjekt". Ich kenne Kant nicht gut genug, um sagen zu können, in welcher eigenen Erkenntnisphase er diesen Satz gesagt hat. Aus meiner Sicht geht es übergeordnet um die Frage:Claymore hat geschrieben: ↑Sa 19. Mär 2022, 21:43 "Bisher nahm man an, alle unsere Erkenntnis müsse sich nach den Gegenständen richten; aber alle Versuche, über sie a priori etwas durch Begriffe auszumachen, […], gingen unter dieser Voraussetzung zu nichte. Man versuche es daher einmal, ob wir nicht in den Aufgaben der Metaphysik damit besser fortkommen, dass wir annehmen, die Gegenstände müssen sich nach unserem Erkenntnis richten" (Kant)
1) Ist das Ding (der Baum/die Blume/der Berg) eine dingliche Ableitung des Dings an sich (was sehr wohl mit Res extensa vergleichbar ist)?
2) Oder ist das Ding eine Projektion des Subjekts (was sehr wohl etwas mit Res cogitans zu tun hat, die aus sich Vorstellungen real erscheinen lässt)?
Die Frage wäre jetzt: Wenn Kant am Ende zur Erkenntnis gelangt, dass es ein Ding an sich gibt: Wie versteht er dessen Weg durch die poppersche Realität (= naturalistische Realität) bis ins Bewusstsein des Menschen? Ich meine, dass Kant und Popper sich hier nicht widersprechen, sondern dass Kant einfach nur weiter fragt.