Ich denke mit der Hölle (Geenaa) ist eine Weltanschauung gemeint die ein Mensch oder eine Gesellschaft hat. Eine Weltanschauung, die zwangsläufig früher oder später in die Sackgasse, die Selbstzerstörung oder den Suizid führt. Glaubensinahlte, die man nicht hinterfragt. Die man bis aufs Äußerste zu verteidigen bereit ist, um sich das Gefühl der Orientierung und Sicherheit zu bewahren, gleich einem Heilsversprechen und Sinn im Leben. Das brennende Feuer des Eifers.
Wie komme ich darauf ?
Zwei Stellen im NT, die ich ja schon andeutete, sind dazu besonders.
Matthäus 23,15 Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! denn ihr durchziehet das Meer und das Trockene, um einen Proselyten zu machen; und wenn er es geworden ist, so machet ihr ihn zu einem Sohne der Hölle, zwiefältig mehr als ihr.
Jakobus 3,5 So ist auch die Zunge ein kleines Glied und rühmt sich großer Dinge. Siehe, ein kleines Feuer, welch einen großen Wald zündet es an!
6 Und die Zunge ist ein Feuer, die Welt der Ungerechtigkeit. Die Zunge ist unter unseren Gliedern gesetzt, als die den ganzen Leib befleckt und den Lauf der Natur anzündet und von der Hölle (Geenna) angezündet wird.
Es gibt die Ansicht, dass Jesus in Matthäus 23,15 mit dem Proselyten auf Herodes anspielt. Ich bin davon nicht überzeugt, aber es spielt auch keine besondere Rolle. Proselyten sind quasi von den Pharisäern und Schriftgelehrten Missionierte, nicht Personen, die zum Judentum konvertiert sind, sondern die Anhänger ihrer spezifischen Lehre (Religion, Weltanschauung) geworden sind. Es ist nicht unüblich, dass solche Bekehrte die größeren Eiferer sind, als Menschen, die damit aufwuchsen, denn es muss im Leben eines Menschen immer einen bestimmten Anlass für so ein Umdenken geben, der sehr tief geht.
Zu Jabobus 3,5-6. Er spricht hier nicht von spezifisch jüdischen Ansichten über eine Höllenvorstellung, sondern von einer anthropologischen Konstante. Die Zunge formt das in Worte, was in den Gedanken ist. Sowohl das Bewusste, aber auch manchmal das Unbewusste. Was aus dem Mund heraus geht, kommt aus dem Herzen und macht den Menschen gemein (Matthäus 15,18).
Aus der Fülle des Herzens redet der Mund oder nach Luther
Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über. (Matthäus 12,34)
Es geht hier aber nicht um irgendwelche rein theoretischen Konzepte oder niedergeschriebenen Manifeste, sondern um die Ansichten und Gedanken, die tatsächlich das Verhalten bestimmen und steuern. Das Wie und Worin man sozialisiert wird.
Von Jakobus 3,5-6 lässt sich eine Brücke bauen zum AT.
Psalm 39,3 Mein Herz brannte in meinem Innern, bei meinem Nachsinnen entzündete sich Feuer; ich sprach mit meiner Zunge:
4 Tue mir kund, Jahwe, mein Ende, und das Maß meiner Tage, welches es ist, daß ich wisse, wie vergänglich ich bin!
5 Siehe, Handbreiten gleich hast du meine Tage gemacht, und meine Lebensdauer ist wie nichts vor dir; ja, eitel Hauch ist jeder Mensch, der dasteht.
6 Ja, als ein Schattenbild wandelt der Mensch einher; ja, vergebens ist er voll Unruhe; er häuft auf und weiß nicht, wer es einsammelnamme wird.
7 Und nun, auf was harre ich, Herr? Meine Hoffnung ist auf dich!
8 Errette mich von allen meinen Übertretungen, mache mich nicht zum Hohne des Toren!
Für mich ist überdeutlich, dass es hier um Gedanken, Weltanschauung in Verbindung mit Hoffnung auf Errettung geht.
Jeremia 20,8 Denn so oft ich rede, muß ich schreien, Gewalttat und Zerstörung rufen; denn das Wort Jahwes ist mir zur Verhöhnung und zum Spott geworden den ganzen Tag. 9 Und spreche ich: Ich will ihn nicht mehr erwähnen, noch in seinem Namen reden, so ist es in meinem Herzen wie brennendes Feuer; eingeschlossen in meinen Gebeinen; und ich werde müde, es auszuhalten, und vermag es nicht.
Jeremia redet eifrig im Namen Jahwes, und wenn er sich selbst daran hindert, handelt er nicht mehr kongruent. Das Feuer seines Eifers ist dann in ihm eingeschlossen und verletzt ihn selber. Was ihn drängt, seine tiefste Überzeugung, das muss raus.
Meine Zweifel daran, dass ich Gai Ben Hinnom als Basis für das griechische Geenna halte, habe ich schon genannt. Es gibt im AT aber augenscheinlich erst mal kein anderes Wort, was dem irgendwie als Vorlage gedient haben könnte. Aber vielleicht gibt es das doch.
Es ist das Wort Ayin (
Strong #5869)
Es ist nämlich so, dass der Anfangsbuchstabe dieses Wortes, der auch als Ajin genannt wird, im Altgriechischen manchmal wie ein G ausgesprochen werden kann, so wie bei der Stadt Gomorra (
Strong #6016), der Stadt Gaza (
Strong #5804) oder der Person Atalja (gr. γοθολια) (
Strong #6271). Es gäbe noch weitere Beispiele.
Das Lexem Ayin bedeutet nicht nur Auge als Sehfähigkeit (gemeint ist weniger ein abgetrennt und totes auf dem Seziertisch liegendes Organ), sondern bezeichnet auch das subjektiv Geschaute, das Denken und die Vorstellungskraft von einen Kosmos, also von einer Weltordnung.