Hier noch ein wenig Prosa zu "schön war die Zeit":
Ich bin bis zu meinem 6ten Lebensjahr in einem alten Bauernhaus mit Plumpsklo und Schweinen und Kaninchen und Ziege und Hühnern und Gänsen und Hund und Katze groß geworden.
Meine Eltern waren sehr arm, aber auch sehr diszipliniert und strebsam. Mein Vater war im Russlandfeldzug mit dabei, einmal kann ich mich erinnern, kamen ein paar Kriegskameraden von ihm bei uns zu Besuch und sie hatten ein paar Fotos ausgetauscht. Ansonsten hat er uns nie etwas aus dem Krieg erzählt, ich habe ihn nie Alkohol trinken gesehen,(auch ich trinke heute selten Alkohol, habe ich wohl von ihm geerbt), aber er hat sehr viel geraucht und ist bereits mit 53 Jahren an Herzinfarkt gestorben, als ich gerade mal 17 war.
Meine Eltern haben es doch tatsächlich geschafft, mit allen möglichen Unterstützungsgeldern und Baukindergeld (wir sind 4 Kinder) ein Zweifamilienhaus zu bauen, eine Wohnung für uns, eine hatten wir damals noch vermietet.
1959 hatte das Haus auf dem Land gerade mal 60tausend Dmark gekostet, dafür gibt es heute noch nicht einmal eine Einzimmerstudentenwohnung.
Wir hatten jetzt zwar Dusche und Badewanne mit elektrischem Durchlauferhitzer (ein aussergewöhnlicher Komfort damals, wo die meisten noch mit Kohle geheizt und Wasser erhitzt hatten) und Wasserspülungsklosett, aber dafür war es mit der ländlichen Romantik mit Schwein und Ziege und Kaninchen leider vorbei, eine Katze hatten wir zwar noch, aber Hund und Gänse waren abgeschafft, im Garten (wir hatten immerhin 800quadratmeter) hatten wir sogar noch die Hühner in einem kleinen Holzstall untergebracht.
Urlaub hatten meine Eltern nie gemacht, meine Mutter nach Vaters Tod ab und zu mal mit ihren Töchern, in Deutschalnd, sogar bis Dänemark ist sie gekommen, aber Italien oder Spanien oder andere europäische oder außereuropäische Länder nie.
Statt Urlaub waren die Geburtstagsfeiern unvergesslich, (meine Mutter hatte noch 4 Brüder, zwei davon waren im Krieg gefallen), so richtig mit selbstgemachter Torte (nichts davon in der Konditorei gekauft), sogar Schwarzwälder Kirschtorte konnte meine Mutter machen.
Davon habe ich aber nichts geerbt, sonst würde ich heute 150 Kilo wiegen, ich habe noch nie etwas gebacken.
Jedenfalls war es so richtig gemütlich, wenn mein Opa seine Pfeife oder sogar Zigarre geschmaucht hatte und von alten Zeiten erzählt hatte, wir Kinder hatten andächtig zugelauscht oder draussen im Garten gespielt, solange bis die Tortentheke eröffnet wurde.
Jedenfalls, wenn ich das mit der heutigen Zeit vergleiche, bin ich froh, kinderlos geblieben zu sein, ich könnte denen nicht das bieten, was meine Eltern mir bieten konnten, vom Plumpsklo zum Wasserklosett und Haus mit eigenem Garten, das ist doch ein Riesen- Fortschritt, oder?
Heute schauen die Kinder in eine depressive Zukunft, mit neuer (Atom)Kriegsgefahr und Klimawandel mit schrecklichen Klimaschäden und aussichtsloser Zukunft.
Was nützt es uns, wenn wir zweimal im Jahr nach Mallorca fliegen können, aber dadurch das Klima ruinieren und die Meere durch Plastik verseucht sind?
1959 gab es noch selten Plastik, die Eimer und Mülleimer waren aus verzinktem Blech und die Bierflaschen mit Schnappverschluss und als Retourware und als Verpackung gab es fettundurchlässiges Spezialpapier, alles gut verrottbar oder recyclingfähig. Die Milch in Milchkannen, die der Kunde selber mitbringen musste und Joghurt wurde selber auf der Fensterbank in leeren Marmeladengläsern gemacht.
Wenn alles so geblieben wäre, hätten wir heute gar kein Umweltproblem.