Lena hat geschrieben: ↑Sa 28. Mai 2022, 17:55
Sie sagte mir, sie wisse nicht zu wem sie gehöre.
"Zu jemandem gehören"-- was mag sie damit wohl meinen?
Ich interpretiere es mal als "jemandem verpflichtet sein... ihn zu begleiten, ihm zu helfen... sein Leben mehr oder weniger ansatzweise mit ihm zu teilen, indem man eigene Bedürfnisse und Wünsche zurückstellt um des anderen willen.
Wenn sie nicht getrennt wäre, würde ich sagen: Sie "gehört" zu ihrem Mann.
Kinder muss man gehen lassen. Irgendwann nehmen die meisten von ihnen das Ruder ihres Lebens selbst in die Hand, und sie haben es gar nicht gerne, wenn eine Mutter da Rechte anmeldet und mitgestalten will, wenn sie nicht gefragt wurde.
Deshalb halte ich mich bei den Kids, die bereits ausgezogen sind, mehr zurück, als es meinen Gefühlen entspricht. Nur, wenn ich etwas gefährlich finde oder wenn ich lange nichts gehört habe, mache ich mich bemerkbar.
Diejenigen, die noch hier wohnen, wissen, wie wichtig es mir ist, hin und wieder ein positives Lebenszeichen zu erhalten. Und sie haben ja mit ihren Geschwistern Kontakt, die spielen immer wieder online miteinander und haben auch eine WhatsApp- Gruppe zusammen. Wenn ich also unruhig werde, weil ich denke: Wochenlang nichts gehört von... geht es ihm/ ihr gut?
...dann frage ich einen, der hier wohnt: Hast du etwas von... gehört?
Ich will gar nicht wissen, was genau er macht, das könnte man als kontrollierend empfinden. Wenn er es mir erzählen will, dann wird er es tun. Ich will nur wissen, ob der- oder diejenige online war, denn dann läuft alles normal bei dem.
Eine Feststellung: Mädchen sind früher selbständig, distanzieren sich auch früher und nachhaltiger von der mütterlichen Fürsorge und richten sich ihr Leben ein. So ist es bei meinen beiden Töchtern. Die Jungs pflegen an und für sich mehr Kontakt mit mir als die Töchter.
Vielleicht hilft es dir ein wenig... ?
Die Mädchen bauen ein eigenes Nest und gründen eventuell eine Familie, und damit sind sie dann beschäftigt. Da braucht man keine Mutter, die aufgrund ihrer Erfahrung mit einiger Wahrscheinlichkeit alles besser weiß und vielleicht als Konkurrenz empfunden wird.
Die erwachsenen Jungs machen das zwar auch, sie richten sich eine Wohnung ein, wie männliche Wesen das halt so tun... es muss nicht alles mit Ziergegenständen dekoriert sein sozusagen... Hauptsache, das Technische ist auf dem neuesten Stand... aber sie halten
mehr die seelische Verbindung zu mir als die Töchter.
Hm... eigentlich wäre jetzt die Phase oder der Punkt, an dem ein Freund oder ein Familienberater wahrscheinlich sagen würde: Sie haben Ihre eigenen Interessen all die Jahre zurückgestellt, um für Ihre Familie da zu sein. Jetzt ist es an der Zeit, dass Sie für sich selbst etwas tun. Es ist legitim, wenn sie jetzt für sich selbst sorgen, so, wie Sie es in den letzten 30, 40 Jahren für Ihre Lieben getan haben.
Das kann ein Hobby sein, das man wieder aufleben lässt oder ganz neu anfängt, oder eine lang ersehnte Reise, die man plant und endlich macht... habt ihr in der Schweiz auch Tafeln für Bedürftige? Bei den deutschen Tafeln arbeiten sehr viele ältere Menschen ehrenamtlich. Das gemeinsame Engagement verbindet auch... man lernt Leute kennen und kann vielleicht auch noch Zeuge Jesu sein. Das ist nur ein spontaner Gedanke... ich kenne deine Verhältnisse nicht.
Wenn ich hier nicht so viel zu tun hätte, würde ich mir irgendetwas in dieser Richtung suchen. Denn wer sein Leben lang Mutter war, der kann die Mütterlichkeit nicht einfach abstellen. Sie sprudelt aus ihm heraus, ob er will oder nicht. Er verteilt sie dann halt auf andere.
LG