PastorPeitl hat geschrieben: ↑Mo 11. Jul 2022, 14:32
Seine Erwähnung zieht sich durch das gesamte Alte Testament oder wie die Juden sagen würden Tenach.
Er hat sogar Namen. Hadad und Reson (1. Könige 11,14 + 23).
Aber nein, wenn das NT von Satan und Diabolos spricht, ist damit kein Verweis auf historische Persönlichkeiten des AT gemeint, sondern das Prinzip der Feindschaft, die doch Gott selbst zwischen Nachkommen Evas und Nachkommen der Schlange gestiftet hat und zwar aus Sicht der Nachkommen Evas. Die Nachkommen der Schlange charakterisiert Jesus als Schlangen und Otterngezücht am Beispiel der Pharisäer und Schriftgelehrten. Eine solche Reduzierung auf diesen Personenkreis läuft aber Gefahr in die antijudaistische oder gar antisemitische Richtung zu kippen. Historisch traf das zwar zu, aber was Jesus eigentlich meint und bezeichnet, ist eine elitäre Besserwisserei im Namen der Schrift, die sich in normativer Gewalt, Verleumdung und Ausbeutung niederschlägt. Die Ablassbriefe und andere Praktikten der RKK des Mittelalters waren auf dem selben Niveau. Heute betrifft das vor allem Politik und Wirtschaft die sich wissenschaftlich geben, tatsächlich aber ideologisch sind und sich auf Vorurteile und dadurch abgeleitete Menschenbilder begründet sind. Die Kirchen sind dabei keine Instanzen, die daneben stehen oder darüber erhaben sind. Sie sind direkt mit eingebunden und stellen maßgebliche Influenzer, wie einst die protestantischen Pfaffen Thomas Robert Malthus und Joseph Townsend, die beide maßgeblich für die Etablierung der Marktgesellschaft und ihrem sozialdarwinistischen Weltbild waren und von denen Darwin für seine Theorien beeinflusst war.
Es geht nach dem NT also nicht einfach nur um persönliche Versuchung, wie Jesus sie erlebt hat. Die Frage ist viel mehr, was ihn grundsätzlich hätte als Mensch für die Verführung des Teufels empfänglich machen können. Es ist die als ausgeliefert empfundene Situation des Menschen in einer von Menschen errichteten und gestalteten Welt. Spätestens mit der Pubertät merkt jeder Mensch, dass er dieser Welt entweder ohnmächtig gegenüber steht und daran resigniert er, oder aber er entwickelt eine Allmachtsfantasie und kompenisert die Ohnmacht mit der Illusion der Selbstwirksamkeit. Solche Leute werden dann Unternehmer, machen Karriere, nehmen ihr Leben in die Hand, haben es im Griff, stehen mit beiden Beinen im Leben wie man so schön sagt. Aber das ist alles nur Illusion und bestenfalls temporär, wie auch in den jüngsten Zeiten viele erfahren haben dürften.
Es ist der Satan, also das Satanische, was einem jedem Menschen einflüstert : "Du schaffst das, alles was du dir vornimmst, du musst mich nur anbeten." Und die Anbetung geht entweder so, dass man seine Ellenbogen einsetzt oder aber systemkonform ist. Ganz opportun eben, oder man könnte auch sagen machiavellistisch. Es ist die Antithese zu einer Aussage Jesu :
Matthäus 26,39 Und er ging ein wenig weiter und fiel auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst.
Der Satan ist demgemäß nicht was Gott will, sondern was ICH will oder meine selber zu wollen und zu brauchen.
Markus 8,33 Er aber wandte sich um, und als er seine Jünger sah, strafte er den Petrus und sagte: Geh hinter mich, Satan! denn du sinnst nicht auf das, was Gottes, sondern auf das was der Menschen ist.
Dass auch Jesus unter den Umständen vor 2000 Jahren in Judäa zu so einer Selbstermächtigung verführt war, sollte nachvollziehbar sein.