Oleander hat geschrieben: ↑Sa 1. Okt 2022, 11:42
Wenn du auch eine Ansicht/Auslegung dafür hast,
was den daheim gebliebenen Sohn betrifft, dann nur zu, wenn du dich dazu nicht äußern möchtest, auch gut.
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Sa 1. Okt 2022, 15:11
Das würde mich jetzt auch interessieren, wie du das siehst.
Meine Stellungnahme wäre für Oleander gewesen, aber ich kann sie allgemein auch geben. Die Erzählung heißt "der verlorenene Sohn", wird dem aber nicht ganz gerecht. Jesus stellt uns darin nicht nur diesen einen Sohn vor. Er beschreibt beide. Der jüngere Sohn war zwar verloren, aber er wurde wiedergefunden.
Den ältere Sohn hingegen war ebenso verloren und das übersieht man leider oft. Er war ja nur scheinbar beim Vater, d.h. rein äußerlich, aber sein Herz war nicht mit dem Vater eines Sinnes. Dieser steht für den typisch religiösen, aber unbekehrten Menschen, der die Notwendigkeit der Buße gar nicht einsieht. Er bildet sich ein beim Vater zu sein, ist es aber nicht.
Dieser Typus steht für die Pharisäer, der andere für die bußfertigen Sünder. Ausgangspunkt von Jesu Vergleich war, dass man sich beschwert hatte, dass Jesus mit sog. "Sündern" verkehrt:
Lk 15,1-2 hat geschrieben:
Es kamen aber alle Zöllner und Sünder zu ihm, um ihn zu hören; und die Pharisäer und die Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt Sünder auf und isst mit ihnen.
Daraufhin erzählte Jesus mehrere Gleichnisse, und auch dieses vom "Verlorenen Sohn". Man muss beachten, wen er anspricht. Er spricht nicht nur seine Jünger bzw. die mit ihm verkehrenden Zöllner und Sünder an, sondern auch die Pharisäer und Schriftgelehrten, die nur einen äußeren Gottesdienst praktizieren, physisch also den Gottesdienst des Tempels verwalten, oder wie der ältere Sohn das Gut des Vaters mit verwalten, aber ihr Herz gehört nicht dem Vater.
Anstelle sich nun wie der Vater zu freuen und Feste zu organisieren für die wieder zu Gott Bekehrten, sind sie auf sie zornig und reagieren gottlos und böse. Und so beschreibt Jesus den anderen Sohn, dass er nicht bereit ist seinen Bruder in der Familie wieder aufzunehmen.
Es ist damit auch ein Bild für falsche Nachfolge, welche ihre eigenen Sünden nicht erkennen können, also die Notwendigkeit der eigenen Buße und Umkehr nicht anerkennen, dafür aber ständig die Fehler und Sünden anderer aufzeigen und sie von den offiziellen Lebensbereichen ausgrenzen.
Sie bekleiden sogar Kirchenämter und habe Lehrstühle inne, aber ihr inneres Wesen ist nicht von der eigenen Sünde erlöst und daher gottlos und böse, obwohl sie denken, dass sie an Gott (bzw. Jesus) glauben und ihm dienen.
Und damit ich auch etwas zum Thema sage. Das Gleichnis beschreibt auch den Reichtum und Lohn des verlorenen Sohnes, der wieder in seine volle Sohnesstellung kommt, und der andere wieder meint, dass er nie einen Lohn erhalte habe, obwohl ihm alles zustände wäre er nur mit dem Vater auch verbunden.
Dem einen wird sozusagen alles geschenkt, das er gar ncht verdient hätte, der andere meint hingegen er mühe sich tagtäglich ab, das aber für nichts. Es zeigt eben die gottlose Haltung religiöser (d.h. unbekehrter) Menschen.