Anthros hat geschrieben: ↑Do 13. Okt 2022, 18:07
Also, warum nur die Bibel und warum nicht auch andere Texte oder Überlieferungen?
Wer immer sowas behauptet, der weiss ja gar nicht wovon er da redet. Schon jede Bibelübersetzung geht über die reine Bibel hinaus. Jede Übersetzung ist Interpretation, die einen ganzen Rattenschwanz von traditionellem Verständnis oder auch alternativen Denkschulen hinter sich herzieht.
Das NT in seiner uns vorliegenden Urversion in griechischer Sprache verwandelt sich in den Übersetzungen auch durch griechische Philosophie beeinflusste Ergebnisse, weil einzelne Vokabeln, wenn sie innerbiblisch unklar sind, auch in anderen Kontexten beleuchtet werden (müssen), und so evtl. Bedeutungsverschiebungen verursachen.
Das hebräische AT wird im Geiste der masoretischen Liturgie übersetzt, weil die Masoreten durch Kommentare und Punktierung einen Interpretationsrahmen vorgeben, der einer jüdischen Tradition angepasst ist, die sich ohne Tempel und außerhalb des Heiligen Landes entwickeln musste. Dieser Interpretationsrahmen ist z.T. ganz bewusst und gezielt entgegen allem christlich vereinnahmten Verständnis gerichtet. Das ist sicher nicht immer unberechtigt gewesen, aber eben auch dann genau so falsch, wenn man Christentum als monolitischen Block betrachtet und beispielsweise die Urgemeinde mit der späteren RKK völlig einheitlich setzt.
Bei hebräischen Wörterbüchern kommt noch hinzu, dass einzelne Vokabeln auch versucht werden anhand von anderen semitischen Sprachen und deren schriftlich überlieferten Kontexten zu deuten.
Den biblischen Kanon sehe ich als Heilige Grundlage, an der sich alles messen muss an anderen Texten, Überlieferungen und sonstigen Denkkonzepten wie Soziologie, Psychologie und andere Geschichts- und Geisteswissenschaften, aber auch Naturwissenschaften.