Helmuth hat geschrieben: ↑So 16. Okt 2022, 04:39
Glaubst du an Jesus? An sich sind Beurteilungen von außen irrelevant. Man muss schon "in Christus" sein, um es aus der Innensicht regulär bewerten zu können. Ich mache einen simplen Vergleich mit Mathematik. Wie will einer, der bestimmte Mathe-Regeln nicht kennt beurteilen, ob ein anderer richtig gerechnet hat oder nicht?
Ja, ich glaube an Jesus. Aber das Urteil von innen heraus erscheint mir fast noch problematischer als das von außen. Bei Mathematik hast du Konsens. Bei Religion eher weniger.
Auch Mormonen glauben an Jesus und bezeichnen sich als Christen.
Katharer glaubten an Jesus und bezeichneten sich als Christen - verwarfen jedoch das alte Testament (frag mich nicht, wie sie das hinbekommen haben, da Jesus auf das AT mehrfach verweist und zwar nicht negativ).
Im Endeffekt ist "Christ" natürlich nur ein Sammelbegriff und man fragt sich, warum man sich so daran aufhängt. Man könnte es einfach regeln: So und so, das bedeutet Christ
für mich, fertig. Wenn du eine andere Definition hast, ist das auch ok.
Aber das Wort hat halt gewisse Konnotationen und eine starke rhetorische Wirkung.
ODer ist das unlogisch? Das gilt ja für fast alle Lebensbereiche. Insofern richte ich mich nicht nach dem Urteil von Außenstehenden. Jeder kann mit dort Rat geben, wo er auch von Gott dafür begabt worden ist. Und damit gehe ich z.B. bei Mathe-Problemen auch nicht zum Geschichtsprofessor, der seinerzeit schon im Gymnasium in Mathe nur mit mehr Glück als Verstand maturiert hat.
Prinzipiell ja, aber mit Einschränkungen. Zuerst einmal beißt sich die Katze selbst in den Schwanz: denn "Christen entscheiden wer Christ ist", setzt voraus, dass man schon mal weiß wer zu den Christen zählt.
"An Jesus glauben" hört sich zwar wie ein vernünftiges Minimalkriterium an. Aber bei diesem "glauben" gibt es sehr viele Schattierungen. Man kann auch wie Rudolf Bultmann oder moderne Theologen an Jesus glauben.
Und dann ist es mit der Expertise nicht immer so einfach wie im Fall Mathematik.
Sagen wir bei Kunstgeschichte: ist es da der Künstler, der sein Werk stilistisch einordnen kann? Doch wohl eher nicht, denn ihm ist evtl. gar nicht bewusst, was seine Einflüsse sind. D. h. es ist eine Sache für den Kunstgeschichtler, welcher aber evtl. nur Strichmännchen malen kann.