Magdalena61 hat geschrieben:
Ich bezweifele, dass beide Religionen wirklich miteinander kompatibel sind.
Nun, wenn es ausgebildete christliche Theologen gibt, seien es Mönche oder Pfarrer, die Zen betreiben, scheint es so einfach nicht zu sein.
Der Zen-Buddhismus ist ein philosophischer Glaube ohne Gott.
Das ist bereits das erste Problem: Ist der Zen-Buddhismus Religion? Die Frage ist nämlich gar nicht so einfach zu beantworten (und sie wird definitiv unterschiedlich beantwortet, selbst von Zen-Praktizierenden).
Autofahrenlernen kennt auch keinen Gott, deswegen ist es aber nicht unchristlich Autofahren zu lernen, sondern eine praktische und hilfreiche Sache für das weitere Leben in unserer Zivilisation.
Im Zen gibt es nichts zu erreichen, alles muss losgelassen werden, deshalb gibt es auch keine „Erlösungsbedürftigkeit“ durch einen Gott, denn der Mensch ist fähig sich aus eigener Kraft zu befreien. Die „Erlösung“ findet im hier und jetzt statt. Sobald das Ich-Bewusstsein überwunden ist, stirbt auch die Furcht vor dem Tod.
Das erste Problem wenn man den Buddhismus (allgemein, also einschließlich Zen-) mit dem Christentum vergleicht, ist, dass die Begriffe andere Bedeutungen haben und in ein komplex anderes System eingebettet sind.
"Erlösung" für eine ZaZen-Praktizierenden ist nicht die "Erlösung" in der christlichen Theologie. Sie haben auch nichts gemeinsam. Deswegen ist es gefährlich sich an diesen Begriffen entlangzuhangeln und sie gegeneinander auszuspielen.
Erlösung kannst Du im Zen schon haben, wenn Körper und Geist im Einklang sind. Spätestens hier müsste man merken, dass Erlösung hier andere Inhalte hat. Auf den sattsam bekannten Vorwurf der "Selbsterlösung" wird der Buddhist eher innerlich verblüfft reagieren ("Hä, was meinen die überhaupt, ist doch selbstverständlich").
z.B. seelisches Leid ist im wesentlichen eine Frage der inneren Einstellung. Wenn mich etwas innerlich belastet, ich darüber traurig und depressiv werde, wer will mich davon befreien, wenn ich es nicht selbst tue? Du kannst ja nicht einen anderen für Dich denken und fühlen lassen um das eigene seelische Leid zu überwinden.
Die Überwindung des Ich-Bewusstseins wird aus christlicher Sicht zu einem völlig verrückten Sachverhalt gemacht. Jemand ohne ich im christlichen Sinn. Wenn jemand dann kein Ich mehr hat, hat er natürlich keine Angst vor dem Tod mehr.
Ich und besonders das "Nicht-Ich" im Buddhistischen Sinne sind aber sehr komplizierte, gut durchdachte ganz eigene aufwändige philosophische Konzepte. Und man muss sich über längere Zeit da reinhängen um überhaupt ansatzweise zu verstehen, wovon die überhaupt reden.
Der Christ ist skeptisch gegenüber dem Ego. Der Buddhist auch. Er nennt es nur anders, aber an diesem Punkt treffen beide sich wieder. Der Buddhist hat aber ein anwendbares psychologisches Konzept, wie man in sich selbst damit umgehen kann. Der Christ ist in Bezug auf das Innere ein wenig hilflos und neigt hier stärker dazu Gott anzurufen: "Mach mal!"
Ich finde es immer bedauerlich, dass man christlichen Glauben und (westliche) Psychologie stärker zusammenwirken lässt. (Z.B. Sünde nicht einfach als Tatbestand des Getrenntseins von Gott zu deklarieren, sondern zu schauen welche inneren Mechanismen Sünde begünstigen und welche sie verpuffen lässt). Ich denke auch dann würde man auf einmal stärker die Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten zum Buddhismus verspüren.
Der christliche Glaube entwertet nicht das Ich, sondern erzieht, reinigt und veredelt es.
Beschreibe dies mal konkreter wie die FUNKTIONIERT. Da wird's nämlich interessant.
Der ZEN-Glaube scheint mir überwiegend passiv zu sein, der christliche Glaube führt in den Glaubensgehorsam (den Willen Gottes tun).
Die Gefahr besteht. So wie die Gefahr für einen Christen besteht, dass er viel über sich selbst verdrängt in einem vermeintlich gehorsamen Aktionismus.