Er ist von der absoluten Konsistenz seines Ansatzes überzeugt:Thaddäus hat geschrieben: ↑Mo 9. Jan 2023, 12:44 Das ist korrrekt. Ursprünglich dachte ich, Hiob sei ein bewusst trumpistisch agierender Sophist (also eine Art Troll), der argumentativ festgenagelt einfach immer wieder dieselben Behauptungen wiederholt und sie als alternative Fakten ausgibt. Mittlerweile denke ich aber, dass er seine eigene Begrifflichkeit und Position tatsächlich nicht zu erfassen und logisch zu überschauen in der Lage ist. Er nimmt diesen Unsinn von angeblichen stets vorliegenden “systemischen Voraussetzungen” offenbar selbst ernst, wobei ihm vermutlich tatsächlich nicht auffällt, inwiefern das auf eine radikalskeptische, radikalrelativistische und letztlich performativ-selbstwidersprüchliche Position hinausläuft.
und alle anderen verstehen ihn nur falsch.Hiob hat geschrieben: ↑Mo 9. Jan 2023, 14:27 Diese “alle” sind zwei Leute, die ihr System auf etwas aufpfropfen, wo es nichts zu suchen hat. Du kannst mir glauben, dass meine Aussage im Sinne ihres Inhalts logisch wasserdicht ist. Dass diese Aussage in Deinem Verständnis geistig etwas ganz Anderes bedeuten kann, was logische Kritik nach sich zieht, halte ich für möglich. Aber streng genommen hat das doch nichts mit MEINER Aussage zu tun.
Letztlich hat die Clossologie sechs zentrale Pfeiler:
- Undefinierbarer Begriff der “ontischen” Wahrheit:
- Radikal-Skeptizismus bzgl. “ontischer” Wahrheit: Hiob hat geschrieben: ↑Do 5. Jan 2023, 08:00Ontische Wirklichkeit und Überzeugungen stimmen dann überein, wenn letztere authentisch zu ersterem stehen. Ob und wann dies so ist, ist nicht absolut zu ermitteln. Wege zu dieser Übereinstimmung sind geistiger Instinkt und/oder philosophische Hermeneutik. Es ist letztlich Sache der ontischen Wirklichkeit, ob man als Subjekt mit ihr übereinstimmt. Entscheiden kann man dies selber nicht.
- Radikal-Relativismus bzgl. “systemischen” WissensHiob hat geschrieben: ↑Mo 9. Jan 2023, 14:27”Wissen” beispielsweise ist im wissenschaftlichen Verständnis per Definition ausschließlich eine Systemgröße. Der eine Verfasser der erwähnten Studie “weiß”, dass mehr als ein Drittel aller inländischen Muslime extremistisch sind, der andere Verfasser “weiß”, dass es weniger als 1% sind.
- Erkenntnistheoretischer Fundamentismus, wo das wesentliche fehlt, nämlich dass Axiome selbst-rechtfertigend bzw. unmittelbar einsichtig sind:
- Idiosynkratisches und widersprüchliches Verständnis von Logik. Einmal soll Logik so mechanisch ausführbar sein, wie formale Logik. Jeder Fehler ist trivialer Natur:
und Logik schafft kein neues Wissen:
Andererseits bezeichnet er komplexe wissenschaftliche Methoden genauso als bloße “Logik”:
Schaffen die Wissenschaftler, da sie nur im Rahmen der Logik arbeiten, kein neues Wissen? War Albert Einstein nur eine Art menschlicher Computer, ohne Kreativität?
- Plötzliches Abschwenken in den Realismus: Hiob hat geschrieben: ↑Mo 9. Jan 2023, 14:27Bei solchen cis-geistigen Fragestellungen darf man meines Erachtens fundamental-ontische Erwägungen beiseite schieben; wenn also die Berechnungen zeigen, dass ein solcher Pfeiler x Tonnen aushält, würde ich dies in der Praxis ohne weiteres Nachdenken mit einer ontischen Tatsache gleichsetzen.
Also ich bin sicherlich kein Freund dieses Ansatzes, wegen der anti-platonistischen Motivation.Thaddäus hat geschrieben: ↑Mo 9. Jan 2023, 12:44Der Intuitionismus wird von den meisten Mathematikern und Logikern übrigens nicht geteilt, weil er als zu einschränkend betrachtet wird. So sind viele akzeptierte Beweise in der Mathematik und Logik im Intuitionismus gar nicht möglich, was für die praktische Arbeit der Mathematiker schlicht unbefriedigend ist. Ursprünglich richtet sich der Intuitionismus gegen den Platonismus in der Mathematik, also gegen die Annahme, dass mathematische und logische Gesetze unabhängig vom menschlichen Denken existieren und insofern nicht konstruiert, sondern gefunden werden.
Aber mich würde schon eine Quelle interessieren, wie schlimm die Konsequenzen der intuitionistischen Mathematik denn nun wirklich wären. Ich glaub’ gerne, dass intuitionistische Beweise entsetzlich kompliziert sind. Aber welche zentralen Sätze konnte man bisher nicht intuitionistisch beweisen?
Beim Satz des Euklid, dem klassischen Beispiel für Widerspruchsbeweise, geht es lustigerweise genauso einfach intuitionistisch. Wenn man eine Primzahl größer p benötigt, berechne man 2 · 3 · 5 … · p + 1. Diese Zahl ist teilerfremd zu allen Primzahlen kleiner gleich p, hat also garantiert einen Primfaktor, der größer ist als p selbst. Den kann man z. B. über das Sieb des Eratosthenes berechnen.
Z. B. 2 · 3 · 5 · 7 · 11 · 13 + 1 = 59 · 509
Ich kann schon verstehen, worauf die Intuitionisten hinaus wollten. Z. B. hier geht es um die Konstruktion einer Funktion, die additiv ist, also f(x + y) = f(x) + f(y) für alle reellen x, y gilt, aber nicht die Form f(x) = a · x mit a reell besitzt. Das geht über das Lemma von Zorn, was aus dem Auswahlaxiom folgt (das Intuitionisten nicht akzeptieren können). Aber auch wenn wir unendlich viele Variationen in Konzepte packen können, scheitern wir an anderen Konstruktionen mit unendlich vielen Konstruktionsschritten.
Ich denke nicht, dass es so einfach ist, dass diese Logik nur einen speziellen Anwendungsfall beschreibt. Hinter der steckt einfach eine andere Ontologie. Existiert ein mathematisches Objekt, das wir nicht per Konstruktionsanweisung eindeutig definieren können? Ja oder nein?