oTp hat geschrieben: ↑So 26. Mär 2023, 10:51Solange man ein vernünftiges Maß an Freiheit hat und man einigermaßen zurecht kommt, überwiegt das Positive.
Das ist aber keine Basis für Glorifizierung.
Den eigenen Staat für "das Gute" zu halten, kannst du da nicht herausquetschen.
oTp hat geschrieben: ↑So 26. Mär 2023, 10:51Solange in einer Demokratie eben genug vernunftsbegabte Menschen "sich gegenseitig auf die Finger schauen" und politische Prozesse mitbestimmen, sollte man nicht jammern, dass man in einem solchen Staat lebt. Man hat dann einfach keinen Grund, auf diesen Statt zu schimpfen und alles schwarz zu malen.
Woher willst du wissen, dass es bei dem, was du als "Jammern" bezeichnest, nicht genau um dieses "auf die Finger schauen" geht?
Im Grunde schränkst du damit die Möglichkeiten zur Kritik ein - vermutlich sollen nur die Anhänger einer grundsätzlichen Staatsglorifizierung zur Kritik berechtigt sein.
In der Hochphase der Corona-Pandemie wurden Demonstrationen in ein übles Licht gestellt.
Entweder es waren die falschen Leute, die da sprachen oder es waren die falschen Leute, die dort geklatscht haben.
Auf jeden Fall war man sich sicher, dass es die "falschen Leute" sind.
Explizit wurde/wird diesen Leuten unterstellt, gegen den Staat zu sein, nicht zum Staat zu gehören usw. usf.
Das ist ein Wegwisch-Prinzip, das auch dem Manifest und der dazugehörigen Demonstration gegenüber gezeigt wurde.
Das Fatale hierbei ist, dass es nicht nur von Politikern, sondern auch von weiten Teilen der Medien durchgeführt wird und die Bevölkerung wohl mehrheitlich mitzieht.
Das ist das Gegenteil von Qualität, denn das (von dir verlangte) "gegenseitig auf die Finger schauen" wird eingeschränkt.
oTp hat geschrieben: ↑So 26. Mär 2023, 10:51Man kann froh sein, dass es so läuft.
Klar gibt es fiese geldgierige Schmarozer und Ausbeuter. Und man muß aufpassen, dass kein Nährboden für Krieg entsteht.
Wo genau war dieses Aufpassen beim Kontakt des Westens zur Ukraine?
Ohne grosse Recherche wird klar, dass zwischen Russland und der Ukraine ein Jahrhunderte alter Streit bzgl. der Zugehörigkeit abläuft.
So doof kann keiner sein, dass er überrascht ist, wenn ein Auftauchen der westlichen Staaten mit Interessensabsichten rund um die Ukraine, zu Stimmungswellen in Russland führt.
oTp hat geschrieben: ↑So 26. Mär 2023, 10:51Und wieder: Deutschland ist im Moment dahin gehend vernünftig.
Schau mal genau hin, auf die letzten Jahre:
Man lässt die Afghanen auf üble Weise im Stich und flüchtet aus dem Land (Motto: "ohne die USA konnten wir den Flughafen in Kabul nicht verteidigen")
Kein halbes Jahr später erklärt man die "unerschütterliche Unterstützung der Ukraine, egal wie lange es dauert" und phantasiert sich zur "neuen Militärmacht".
Während das abläuft, werden Teile der eigenen Bevölkerung (rund um die Corona-Thematik) massiv beschimpft und verbal ausgegrenzt.
Ich sehe durchaus eine Schnittmenge zwischen all diesen Punkten, aber von der Qualität her liegt sie
unterhalb von Null.
Die Erklärung dafür, wie das alles zusammen passt, hat nichts mit "Positiv" zu tun.
Ich stürze nicht in die Illusion, dass sich die deutschen Politiker (getragen von weiten Teilen der Medien) aus reiner Selbstaufopferung an die Seite der Ukraine stellen.
Nö, denn da ist ja noch die "rote Linie": "Deutschland, Westen und NATO dürfen auf keinen Fall in den Krieg hineingezogen werden".
Das Interessante ist: diese "rote Linie" passt genau zur Negativ-Schnittmenge:
"Lassen wir doch die Ukraine für uns kämpfen"
"Wenn sie gewinnen oder der Kampf lange dauert, ist Russland geschwächt - ein Gewinn für uns"
"Bis Russland danach wieder ein Gegner für uns ist, vergeht genug Zeit, um aufzurüsten"
Das ab und zu (auch in den Medien) vertretene Motto "Jeder will Frieden" ist in gewisser Weise schon richtig, nur ist es sehr verkürzt dargestellt:
"Jeder will Frieden, nur noch nicht jetzt und auf jeden Fall mit deutlichen Vorteilen für EU/Westen/NATO".
oTp hat geschrieben: ↑So 26. Mär 2023, 10:51Ist es ausgewogen, ist es angemessen, über unseren Staat so negativ zu urteilen ?
Ja, es ist notwendig, jegliche Art der Glorifizierung als negativ einzustufen.
Das ist keine Ablehnen des Staates, sondern eine Ablehnung der Staatsübertreibung.
Wir wären heute nicht in dieser Kriegssituation, wenn die Schnittmenge nicht derart unter Null läge.