Hiob hat geschrieben: ↑Mi 31. Mai 2023, 16:15Halten wir fest: Es ist für Dich KEINE Tatsache, dass Raps gelb blüht.
Genau, denn ansonsten würde ich ja das Vorliegen einer Objekt-Existenz ("Raps") samt dem Vorliegen einer Farb-Existenz ("gelb") behaupten.
An dieses Vorliegen komme ich aber keinen Millimeter heran.
Hiob hat geschrieben: ↑Mi 31. Mai 2023, 16:15PRagmatisch würde ich hier in der Tat von "Tatsache" sprechen.
Da kommt jetzt der poetische Charakter von Sprache herein, denn mit "Raps ist gelb" kann ein Sprecher genauso auf den Aufbau der Überzeugung abzielen (Motto: "du siehst doch auch den Raps gelb").
Wenn zwei Menschen die Überzeugung von Gelben-Raps-Sehen durchlaufen, dann ist die Ähnlichkeit dieser Reaktionen wieder eine Tatsache.
Hiob hat geschrieben: ↑Mi 31. Mai 2023, 16:15OK - das heißt jetzt aber schon, dass Du "Tatsache" komplett individualisierst.
Nun, "individualisiert" nur dahingehend, dass über die Welt in jedem Menschen einzeln eine Reaktionseinschränkung (also eine Auswirkung von Umständen, die wir als Tatsache bezeichnen) vorkommt.
Sprich: wenn mir Umstände vorliegen, die mich einschränken, könnten diese Umstände dir gar nicht oder zu einem anderen Zeitpunkt vorliegen.
Genauso könnten wir z.B. beide gleichzeitig versuchen, durch einen Tisch durchzugehen, wobei wir beide scheitern und dieses Scheitern als Tatsache ansprechen.
Es ist aber nicht dasselbe Scheitern (insofern "individuell") - dennoch können wir auf das Prinzip dieses Scheiterns abstrahieren und dadurch eine Verwaltungs-Vereinheitlichung erreichen.
Wir stehen damit vor "derselben Tatsache".
Hiob hat geschrieben: ↑Mi 31. Mai 2023, 16:15Meine Rede. Wieso sagst Du "nein"?
Du hast es peotisch ausgedrückt über "Lichtwellen können gelb sein" (so formulieren übrigens Physiker auch gerne).
Lichtwellen sind zu keiner Zeit eine Farbe.
In unsreer Überzeugung ordnen wir Farbe der Oberfläche zu, nicht den Lichtstrahlen oder den Lichtwellen.
Wir sind ganz klar der Überzeugung, dass Farbe zum jeweiligen Objekt gehört und auch beim Objekt ist.
Hiob hat geschrieben: ↑Mi 31. Mai 2023, 16:15Dann wären auch Ergebnisse der Naturwissenschaften keine "Tatsachen" - meinst Du es so?
Nein, ich meine es so, dass der Mensch in der Welt ist und nicht ein unbekanntes Etwas, das einer Erscheinungsleinwand gegenübersteht.
(treibt man diese Erscheinungsidee zu weit, dann behaupten die Anhänger gerne mal drei Existenzebenen: "den Menschen", "die Erscheinung" und "die Welt ans sich")
Farben sind keine Erscheinung, sondern es funktioniert anders:
die Überzeugung "eine farbige Oberfläche zu sehen" ist in Bezug zu der Gesamtheit der vorliegenden Umstände (und da gehört der Mensch samt seiner Augen-, seiner Körperhaltung und seinem Fähigkeitsraum mit dazu) korrekt.
Wenn man nun die Umstände verringert, indem man den Fokus nur auf die jeweilige Oberfläche konzentriert (und über Messgeräte und Experimente analysiert), also den Menschen explizit herausnimmt, dann ist "Farbe" nirgendwo feststellbar.
Das ist dadurch erklärbar, dass es "Farbe" nicht gibt, sondern nur die Überzeugung vom "Farbe sehen" stattfindet.
Hiob hat geschrieben: ↑Mi 31. Mai 2023, 16:15Du hast ein merkwürdiges Verständnis von "Fiktion". Ist Dir klar, dass Du eine semantisch exklusiv besetzte Sondersprache benutzt?
Ich habe den Begriff ja bereits begründet und stelle die Gegenfrage:
wenn du eine Grundlagenerklärung zur Realität erfindest und keine Ahnung hast, ob diese zutrifft oder nicht, weshalb möchtest du dann eine höhere Qualitätsstufe als "Fiktion" vergeben, wenn es doch bei einem Scheitern kompletter Mist ist?
Hiob hat geschrieben: ↑Mi 31. Mai 2023, 16:15Das, was Du in Deiner Sprache "Tatsache" nennst ist weder pragmatisch noch ontisch, sondern irgendwo dazwischen?
Du darfst nicht vergessen, dass du mir bei all meinen Tatsachen-Beispielen zustimmst.
Wie ich geschrieben habe: Tatsache ist das Vorliegen von Umständen, die meine Reaktion einschränken.
Zu einer Tatsache lässt sich keine andere Überzeugung aufbauen.
Versuch durch einen Tisch zu gehen und du hast die Tatsache, zu der du keine andere Überzeugung aufbauen kannst, direkt vor.
Mit diesem Eindeutigkeits-Charakter wenden wir uns auch anderen Menschen zu und demonstrieren regelrecht den Tatsachencharakter - alles nach dem Motto: "hier kann man nicht anders reagieren".