Hast Du in der Grundschule 1 + 1 = 2 von mathematischen Axiomen abgeleitet?
Es geht hier erstmal darum, was "das Ontische" bedeuten soll. Trotz jahrelangem nachfragen bleibt dieser Punkt nebulös.- ich vermute, dass sie ontischen Charakter hat. Generell: Es ist doch Ziel jeglicher redlicher Methodik, dem Ontischen so nahe wie möglich zu kommen. Nur weiß man es halt strenggenommen nicht, weil es einen kategorialen Unterschied zwischen Subjekt und Objekt gibt.
Dein neuster Versuch einer Definition war "was der Fall ist". Wenn wir annehmen, dass 1 + 1 = 2 der Fall ist, was genau ist denn da ontisch? Das war die schlichte Frage. Was ist die Antwort?
Es ist faszinierend, was Du alles über "das Ontische" weißt. Sonst hieß es doch immer, man weiß gar nichts darüber.Moment. Ontisch gibt es keine Unterscheidung zwischen Vergangenheit und Zukunft.
Die Existenz Napoleons gehört zum historisch Sicheren - seine Gegenwart war halt in dem, was wir aus unserer Sicht Vergangenheit nennen. Ob man bei Erscheinungen, egal ob sie Napoleon oder Claymore heißen, überhaupt mit dem Begriff "ontisch" kommen sollten, zweifle ich an, weil wir an den beiden nur das erkennen, was wir wahrnehmen - also einen Ausschnitt von dem, was man Napoleon oder Claymore nennt.
Also kann es ja nur durch die Definition, d. h. die Bedeutung von "ontisch" so gesetzt worden sein. Was ist also nun die Definition von "das Ontische"? Kommt da wenigstens irgendwas Erhellendes?
"Königin Elizabeth II. lebt" war 2021 "der Fall".
"Königin Elizabeth II. lebt" ist im Jahre 2023 nicht mehr "der Fall".
Von daher würde der unverbildete Mensch aus deiner Definition doch folgern, dass "das Ontische" der Veränderung unterliegt. Das soll so nicht sein, höre ich jetzt.
Allerdings muss dann unbedingt die Definition nachgebessert werden. Dein üblicher modus operandi, einen zuerst mit vulgärphilosophischen Klatschen wie "ontisch ist, was der Fall ist" abzuspeisen, und dann aus heiterem Himmel diese 2500 Jahre alten eleatischen Ideen als selbstverständlich hinzustellen, das geht mal gar nicht.
Woher kommen denn diese Ideen der Eleaten?Streng genommen ist das richtig - allerdings muss man dann über das Zeitliche hinausdenken. "Sein" heißt nicht, dass Claymore mit dem Rauchen aufhört und sich das Sein deshalb ändern muss, sondern "Sein" ist die Gesamtheit dessen, was Claymore war, ist und sein wird. Wenn Du es kleinteilig willst, hast Du natürlich recht - deswegen würde ich hier nicht das Wort "ontisch" verwenden.
In der Praxis braucht man es eh nicht. Es macht allerdings Sinn, daran zu erinnern, dass es es gibt, weil dies die einzige Chance ist, NICHT anthropozentrisch zu denken und zu handeln.
Unser Intellekt kann das Werden oder die Veränderung nicht erfassen. Zenon zeigt, dass wir den Übergang vom Vielen zu dem Einen, oder von dem Einen zum Vielen einfach nicht denken können. Wir mogeln uns da so durch - das Denken macht einen ungelenken Sprung (wäre uns aus der sinnlichen Erfahrung die Veränderung nicht extrem geläufig, würde der uns beunruhigen).
Man macht sich heutzutage vor, das Problem wäre gelöst. Man habe die mathematische Analysis, heißt es. Aber:
Und das Ganze ist nun ... anthropozentrisch. Es ist der Schluss von menschlichem Denken zum Sein.Why mathematical solutions of Zeno’s paradoxes miss the point, Alba Papa-Grimaldi hat geschrieben:Warum mathematische Lösungen scheitern. Diese und andere Versuche, Zenos Paradoxien aufzulösen, ergeben möglicherweise mathematisch vollkommen Sinn und führen zu Gleichungen, die in diesem Bereich von großem Nutzen sind. Dennoch kratzen sie in metaphysischer Hinsicht nicht einmal an der Oberfläche des Problems, das den Kern von Zenos Formulierung seiner Paradoxien bildete: die Unmöglichkeit, den Übergang vom Einen zum Vielen zu konzeptualisieren. Mit ihrer Manipulation der Einheit findet die Mathematik "einen Weg hinaus" von der Unbeweglichkeit des Pfeils, der nach Zenon durch die Selbstidentität seiner Position zu jedem Zeitpunkt dazu verurteilt ist, den Übergang von der Ruhe zur Bewegung niemals zu vollenden. Der Punkt ist jedoch, ganz allgemein ausgedrückt, dass die Einheit unter Verwendung der Spielregeln von Zenon nicht manipuliert werden kann, und außerdem löst eine Manipulation der Einheit nicht das Problem des Übergangs von Einem zu Vielen, von der Einheit zur konkreten Pluralität.
Ich glaube nicht, dass es noch schlimmer werden kann.Ich würde heute bei solchen Beispielen gar nicht das Wort "ontisch" verwenden - das verquatscht nur die Sache.
Beim Buddhismus oder Hinduismus geht's auch um den Menschen und sein Heil - dennoch sind diese Religionen nicht wie das Christentum auch in jedem anderen Aspekt anthropozentrisch aufgebaut.In der Heilsgeschichte geht es um die geistige Erkenntnis des Menschen, weshalb sich natürlich alles darum dreht - da spricht man nicht über Tiere oder Alpha Centauri. So, wie ein Onkologe über Krebs spricht und nicht über Steuererklärungen.
Die historische Bedeutung ist hier schon wichtig. Denn wenn man schon mit diesen Etikettierungen anfängt, sollte man sich erst mal an die eigene Nase fassen.Wenn Du die Fokussierung auf den Menschen als "anthropozentrisch" verstehst, weil dies Fokussierung auf den Menschen hin geht, hast Du natürlich recht. Dann ist in der Tat auch Kant anthropozentrisch, weil er sich für das Wesen und die Möglichkeiten der menschlichen Vernunft interessiert. Aber das wird doch nicht dem Begriff "anthropozentrisch" gerecht - VIELLEICHT historisch, weil damals mal einer so gemeint hat, aber doch nicht philosophisch.
Das Christentum und Kant sind - nach gewöhnlicher und historischer Bedeutung des Wortes - extrem anthropozentrisch. Und nicht weil sie sich auf den Menschen fokussieren, sondern weil den anderen Lebewesen keinerlei Relevanz aus eigenem Recht zugesprochen wird.
Warum bist du so versessen auf das Etikett? Ist dir dieser rhetorische Gewinn so wichtig?Philosophisch wird die Frage "anthropozentrisch oder nicht" allein über die Frage entschieden, ob jemand sich selber (direkt oder über Bande) oder etwas Höheres zum Maßstab dessen macht, was wahr ist. So gesehen ist Kant das pure Gegenteil von anthropozentrisch, und das Christentum sogar programmatisch - wir sprechen auf zwei ganz unterschiedlichen Ebenen.
Was ist denn der Unterschied?Bei entsprechenden Grundbedingungen kann man das so sehen.
Das ist so was Ähnliches wie der Unterschied zwischen "ich bin Schweizer" und "ich wiege 120 kg" - völlig unterschiedliche Kategorien. Mögliche Fragen wären: Kann man humanistisch sein, wenn man Anthropozentriker ist? (Antwort: Ja, weil "Anthropozentrik" nichts darüber aussagt, ob er wohlwollend oder bösartig ist). Hier schwirren unterschiedliche Ebenen wild durcheinander.
Wie gesagt, der Humanismus der Renaissance zeichnete sich u. A. dadurch aus, dass man sich nicht mehr für metaphysische Spekulationen interessierte und optimistisch war bzgl. der Erkenntnisfähigkeit des Menschen. Also eigentlich genau das, was du "anthropozentrisch" nennst - von daher besteht sehr wohl ein Zusammenhang.