Helmuth hat geschrieben: ↑So 3. Sep 2023, 12:43
War das nun deine Art und Weise für den Kanzler zu beten?
Nein, ich sehe es nicht als meine Pflicht oder Aufgabe, für einen Kanzler als Kanzler zu beten. Bestenfalls würde ich fürbittend für den Menschen Olaf Scholz eintreten, und so sollten auch meine obigen Worte zu verstehen sein.
Helmuth hat geschrieben: ↑So 3. Sep 2023, 13:05
Es geht um die Bereitschaft
für (!) Menschen, respektive Regierende zu bitten, was jedenfalls gut sein muss und nicht: "Gott, schlag diesen Idioten bitte alle die Schädel ein."
Du willst doch wohl jetzt nicht meine obige Aussage zum Abtreten der Regierung auf eine Stufe stellen mit sowas ?
Helmuth hat geschrieben: ↑So 3. Sep 2023, 12:43
Ich denke, Paulus meinte das schon anders. "Alle abtreten bitte!" ist auch keine Lösung, Aber du weißt nun alles besser, wärst du an seiner Stelle?
Ich habe oben schon gesagt, dass es gar nicht darum gehen kann, es besser an deren Stelle zu machen. Wir leben in einem System, für das sich deren Funktionäre bewusst und zielgerichtet entscheiden. Sogar ein habsburger Monarch oder eine österreichische Erzherzogin konnten weniger dafür, mit ihrer Verantwortung und ihrem Erbe maßlos überfordert gewesen zu sein. Ein moderner Kanzler, Minister oder Präsident landet nicht im Amt, ohne dass er zumindest formal zu bekennen hat, das Beste für das gesamte Volk umsetzen zu können. Natürlich sind das in der Realität nur leere Floskeln, was auch jeder eigentlich weiß, aber vor Gott werden sie dennoch irgendwann für dieses Bekenntnis und die gewährten Privilegien gerade stehen müssen.
Ich denke da an die Fabel mit dem Bäumen aus Richter 9. Die prachtvollen Bäume hatten alle das Amt abgelehnt, weil es ihnen zu schwierig war, bis auf der jämmerliche Strauch, der selbstüberheblich meinte, er würde das schon hinkiegen. Nun darf man aber nicht den Fehler machen, den prachtvollen Bäumen einen Vorwurf zu machen, dass sie Verantwortung ablehnten. Ganz im Gegenteil, sie haben ihre Verantwortung übernommen, indem sie solch ein Amt ablehnten, denn es war überhaupt nicht ihre Aufgabe. Für den Strauch hingegen sollte auch gar nicht gebetet werden, dass er die an sich gerissene Aufgabe möglichst gut macht. Er konnte daran nur scheitern. Es wäre die Aufgabe aller gewesen, ihn auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen.
Helmuth hat geschrieben: ↑So 3. Sep 2023, 13:05
Ich befürchte, du machst genau was ich unter Stammtischlästerei beschreibe und willst sie nun noch rechtfertigen? Unmut äußern, die Luft rauslassen, kurz und gut den Zorn nicht in die Richtung lenken, wie es der HG haben möchte.
Kritik zu äußern hat überhaupt nicht damit zu tun, sich nur mal Luft zu machen. Es geht darum, was man für verkehrt hält und mit dem man unzufrieden ist, auch möglichst sachlich formulieren zu können. Natürlich kann man sich darin immer noch verbessern. An anderer Stelle vor längerer Zeit hattest du mal geäußert, dass du es schon als quasi Terrorismus verstehst, wenn mit der Politik unzufriedene Bürger sich organisieren und die amtierende Regierung abwählen wollen. Ich weiss deinen genauen Wortlaut leider nicht mehr, aber so wie schon damals deutlich war, dass du Demokratie und den Unterschied zu Monarchie und Ständegesellschaft nicht ansatzweise begriffen hast, scheint mir immer noch so, als hättest du das nicht nur nicht kappiert, sondern bist auch völlig desinteressiert daran, nur damit du aus Paulus Worten eine vermeintliche Allgemeingültigkeit ableiten kannst. Paulus hingegen würde dir aber sagen, dass mit den modernen Politischen Systemen, als wie freiheitlich sie uns auch immer verkauft werden, eine gewisse Grenze schon längst überschritten und der Abfall bereits im vollem Gange ist.
Helmuth hat geschrieben: ↑So 3. Sep 2023, 13:05
Zorn kann durchaus berechtigt sein, das stelle ich nicht in Abrede, aber ich sehe darin keine Lösung für deinen inneren Missstand. Man muss schon auch einen Schritt weitergehen. Wie anders klingt denn dieses Wort:
1. Tim 2,8 hat geschrieben: Ich will nun, dass die Männer an jedem Ort beten, indem sie heilige Hände aufheben, ohne Zorn und zweifelnde Überlegung.
Viel mehr sehe ich bei dir eine Form rationalisirter Gleichgültigkeit, weil du dich selbst sehr bequem in diesem System eingerichtet hast. Läuft bei dir, was ?
Helmuth hat geschrieben: ↑So 3. Sep 2023, 13:05
Wenn wir beten, müssen wir den Zorn ablegen und auch viele Vorbehalte mal beiseite legen. Denn sonst sind wir auch nicht fähig zu vergeben. Mal eine Frage an dich: Wie oft betest du und wie betest du? Bitte nicht mir antworten, sondern dir selbst. Ich sage dir nur meine Erkenntnis. Gebet fängt bei mir damit an, meine aufgestaute Wut abzulegen und mal das VU durchzuarbeiten.
Ich erinner mal da mal an einige Psalmen. Sehr viele davon bezeichne ich als Bedrängnispsalmen. Aus vielen spricht Wut, aber vor allem sprechen aus ihnen auch Ohnmacht und Verzweiflung. In den wenigsten Fällen wird da für die Peiniger gebetet. Nicht, weil wir es mit einem Unterschied zwischen AT und NT zu tun haben, das NT voller Gnade und das AT hingegen Auge um Auge wäre. Nein, so banal ist der Unterschied nicht. Viel mehr geht es den bedrängten Psalmisten bei ihren Peinigern um Menschen, die schon sämtliche Grenzen überschritten haben, um bewusste Abkehr, um gezielte Ausbeutung, um rational und vorsätzliche Feindschaft. Um Menschen, die sich wiederum bewusst und vorsätzlich auf ihre eigenen Gottheiten oder gar den gleichen Gott Israels berufen, um ihre perfiden Machenschaften gegen die Bedrängten umzusetzen und aufrecht zu halten. Die Psalmisten waren in ihren Fantasien dann teilweise sehr radikal, aber radikal ist nicht der Wunsch oder das Gebet dafür, dass ein fehlgeleiteter Kanzler erkennen möge, dass es besser ist, wenn er abtritt. Oder findest du, dass eine Anne Spiegel im Amt hätte bleiben sollen ? Mir geht es aber noch nicht mal darum, dass sie unverzeihliche Fehler gemacht hat, sondern dass die Anforderung an solche politischen Posten an Menschen einfach viel zu hoch sind.
Helmuth hat geschrieben: ↑So 3. Sep 2023, 13:05
Dann kommt diese Stelle:
Mt 6,12 hat geschrieben: Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir unseren Schuldigern vergeben.
Und erst dann bin ich zur Fürbitte fähig, wenn ich mir meine eigene Schlechtigkeit immer wieder vor Augen halte. Und ich beginne wirklich erst dann, wenn ich wirklich alles loslasse und auch vergebe. Das geht nicht, solange noch Zorn und Wut in dir kochen, egal um welche Menschen es geht. Das Reich Gottes kennt das nicht mehr.
Meine Unvollkommenheit habe ich schon längst erkannt. Dafür brauchte es deinen Hinweis gar nicht. Deswegen habe ich keinerlei Ambitionen für politische Posten. Daraus sollte man aber nicht schließen, dass ich das freiwillig und gern anderen überlasse. So unvollkommen wie ich bin, so unvollkommen sind auch andere und entsprechend überhaupt nicht für solche Posten geeignet. Auch die Anforderungen die Paulus an den Bischof stellt, kann kein normaler Mensch mehr erfüllen. Jeder der meint, er könnte das, der hat sie nicht mehr alle beisammen. Den kann ich schon nicht mehr ernst nehmen.
Wenn der normale Bürger, der nicht in einem politischen Amt ist, für Politfunktionäre beten und Verständnis haben soll, wie viel kann man von diesen Funktionäre dann erwarten, dass sie ebenso beten und Verständnis haben müssen für normale Bürger, dass sie eben nicht in Saus und Braus leben können, oder gar für Arbeitslose, Kranke, Rentner und Obdachlose, um die sie sich entweder gar nicht kümmern, die Schuld an ihrer Lage ihrem persönlichem Versagen und Unfrömmigkeit zuschreiben, sie bestenfalls auf einem geizigen Existenzminimum dahin vegetieren lassen.
Für Menschen die im Gold schwimmen, magst du gern himmelhohes Verständnis haben, aber wie viel Verständnis hast du für die, die ganz unten sind ? Wie viele daovn siehst du als faule Gesellen, die nur auf deine Kosten leben ?