Johncom hat geschrieben: ↑Mi 13. Sep 2023, 03:30Demokratie geht nur über freie Medien und freie Meinung, oder?
Das kommt darauf an, wie viel Gramm Ideologie man im Schädel hat
Ein Ideologe möchte grundsätzlich seine Richtung betont sehen und als Trick bezeichnet er dann sein Denken als "die freie demokratische Meinung" und letztlich als "die echte/einzige Demokratie".
Ich habe hier einen Text, aus dem hervorgeht, dass es in Journalistenkreisen durchaus bekannt ist, welches Spielchen getrieben wird:
https://taz.de/Impfgegner-gegen-die-Dem ... /!5814064/
Was ist Demokratie heute? Demokratie ist eine Regierungsform: mit ihren Verfahren, Institutionen, Regeln. Das ist ihre Realität. Sie braucht aber noch etwas anderes: einen Glauben. Den Glauben an Souveränität, an Legitimität, an Gerechtigkeit. Dieser Glaube ist der Mythos der Demokratie. Das ist kein falscher Mythos, den es aufzuklären gilt, sondern ein Mythos, der sie stützt. Demokratie ist Realität und Mythos zugleich.
In einem früheren Beitrag habe ich Demokratie als Entscheidungsfindungsverfahren bezeichnet. Ich ziele damit auf das Verfahren (also "die Realität") ab, bei dem es um das Einhalten der Abstimmungs-Reglementierung geht.
Im obigen Text wird aber behauptet, dass das nicht ausreichen würde und noch eine "Zutat" notwendig sei: "der Glaube, der Mythos".
Das ist natürlich nichts anderes als Ideologie. Diesen Begriff hat man nicht gerne, denn das beisst sich ein wenig mit dem Begriff Demokratie.
Ideologen fühlen sich innerhalb ihrer Ideologie (Entfernung von der Realität) wohl, mit allem, was ausserhalb liegt, haben sie so ihre Probleme.
Im Link wird dann auch schon im nächsten Absatz die ideologische Übertreibung sichtbar:
https://taz.de/Impfgegner-gegen-die-Dem ... /!5814064/
Demokratie ist heute einer der zentralen Mythen. Sie ist unantastbar. Unantastbar aber ist das, was einer Gesellschaft heilig ist. Demokratie ist der Horizont unserer Moral – sie bestimmt unsere Werteskala zwischen demokratisch und undemokratisch. Sie ist unsere Formel für Recht, für Ordnung. Demokratie ist unsere Beschwörungsformel für alles Gute.
Wenn man sich den Kopf eines vernünftigen Menschen als Kochtopf vorstellt, dann pfeift es jetzt gewaltig und der Deckel klappert.
Der Text beschreibt hier ein Abdrehen ins komplett ideologische Nirwana.
Da gehe ich natürlich KEINEN Millimeter mit.
Interessant ist aber, dass man die aktuell handelnden offiziellen Stellen wie Parteien/Politiker/Institutionen und natürlich auch Medien vor diesem "Glaubenshintergrund" viel besser verstehen kann.
Es scheint dort eine gewisse ideologische Schnittmenge vorzuliegen, so dass die von ihnen (auf ihre Weise) dargestellte und verwaltete Welt für sie selbst „akzeptabel und richtig“ erscheint.
Das ist ein saftiger Tunnelblick -> Entfernung von der Realität, Mattscheibe
Wenn ich mir vorstelle, wie solche Leute durch die internationale Welt spazieren und dabei den Spruch "Demokratie ist unsere Beschwörungsformel für alles Gute" aufsagen, dann kann ich mir die Konfliktentwicklung an zwei Fingern abzählen.
Insgesamt bezeichnet der Ideologe dann alles, was von seinem "erlaubten Gut-Spektrum" abweicht, als "demokratiefeindlich", also das „das Böse“.
Jemand, der nicht an der Impfübertreibung teilnimmt, soll dann ein "Demokratiefeind" sein.
Jemand, der das Verhalten von nicht-demokratischen Staaten/Gesellschaften zu verstehen versucht, soll dann auf "gefährlichen Abwegen" unterwegs sein - natürlich auch "demokratiefeindlich".
Macht man hier einen Schritt zurück, dann ist leicht erkennbar, dass dies die eigentliche Gefahr für Demokratie ist.
Wird das nüchterne Entscheidungsfindungsverfahren nicht mehr von der vorherrschenden Ideologie unterschieden, dann kommt es mit der Ablehnung der Ideologie auch zum Ablehnen des Verfahrens.
In der Öffentlichkeit wäre es enorm wichtig, dass eine Unterscheidung gemacht wird.
Wie man aber bereits an dem obigen Link (der "taz") sehen kann, wird die Vermengung aus Verfahren (Demokratie) und Ideologie sogar beansprucht und natürlich insbesondere von den Medien breit ausgelebt.
Die Medien sind für mich aber nur ein sehr offensichtliches Element.
Die Medien bedienen sozusagen einen Nährboden in der Gesellschaft.
In der Bevölkerung gibt es eine sehr alte und tief verankerte Tradition des „Sich-Für-Grossartig“-Haltens und "Demokratie" ist wohl das aktuelle Thema, um sich überlegen zu fühlen.