Womit wir beim Thema Hass wären:
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Di 12. Sep 2023, 00:46 Ich glaube, du hättest auch mit Paulus ein Problem:
Tit. 1,12 (LUT): Die Kreter sind immer Lügner, böse Tiere und faule Bäuche.
Wenn ich so etwas geschrieben hätte, könnte man mir zu Recht "Haß" vorwerfen. Habe ich aber nicht.
Ähnlich wie die Angriffe Jesu auf die Pharisäer, nimmt Paulus hier religiöse Irrlehrer ins Visier. Weder Paulus noch Jesus greifen den Kaiser oder das römische Imperium als weltliche Obrigkeit an.
Obwohl dieser Kaiser sicherlich den Willen der Bevölkerung weniger im Auge hatte als unsere Regierung, und Krieg war Mittel der Politik und seines Großmachtstrebens. Aufstände wurden blutig niedergeschlagen und von einem Sozialsystem wie dem unseren konnten die Armen, die Tagelöhner, die Kranken und Bettler nur träumen. Außerdem gab es Skalverei. Sklaven ging es sogar eher besser als Tagelöhnern, denn sie waren wenigstens in einem festen „Angestelltenverhältnis“.
Trotzdem keine pauschalen Angriffe und Wutreden auf diesen Kaiser oder den Senat in Rom, weder von Jesus, noch von Paulus!
Wenn du aber dieses Wort, das Paulus hier ja nur zitiert, als Hass auslegst, muss ich sagen, dass du ganz ähnlich schreibst:
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Di 12. Sep 2023, 00:46 Du weißt genau, dass die Obrigkeit nicht den Willen Gottes tut, sondern sich in Ungerechtigkeit ergeht...
Das ist so ähnlich pauschal geurteilt wie "die Kreter sind immer Lügner, böse Tiere und faule Bäuche."
Ja, es geht nicht immer gerecht zu und jede Regierung macht Fehler und die muss man auch kritisieren. Aber ich unterstelle unserer Regierung nicht, dass sie keine Gerechtigkeit will. Politik in unserer Zeit ist jedoch hochkompliziert, es gibt weltweite Krisen und eben zig unterschiedliche Interessengruppen, die alle gerecht behandelt werden wollen.
Zu sagen "sie ergehen sich in Ungerechtigkeit" ist in dieser Pauschalität einfach falsch und unfair.
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Di 12. Sep 2023, 00:46 dass die Obrigkeit nicht den Willen Gottes tut…
Wie stellst du dir denn eine Regierung vor, die exakt den Willen Gottes tut?
Einen christlichen Gottesstaat?
Was würde denn passieren, wenn eine demokratisch gewählte Regierung sagen würde, wir richten uns ab sofort in allem nach den Richtlinien der Bibel? Etwa 50% unserer Bevölkerung sind Nichtchristen!
Und auch unter Christen würde wohl als erstes ein Streit darüber entstehen, welches diese Richtlinien überhaupt sind, und ob und wie sie in politisches Handeln umgesetzt werden können. Unter den 50-60 verschiedenen christlichen Religionsgemeinschaften in Deutschland, dürfte man hier wohl z.T. recht unterschiedliche Auffassungen haben.
Ist es realistisch soetwas anzustreben?
Schaffen wir das denn überhaupt selbst, im Kleinen, immer nach dem Willen Gottes zu leben?
Ich glaube nicht, dass die Bibel uns aufträgt einen christlichen Staat zu errichten. Sie sagt vielmehr voraus, dass Gott selbst am Ende einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen wird, in welchen Gerechtigkeit wohnen wird.
Das heißt natürlich nicht, dass wir uns nicht jetzt schon für Gerechtigkeit einzusetzen sollten.
Aber ob pauschale Hasstiraden gegen die Regierung das Mittel der Wahl sind, bezweifele ich sehr!
Dann doch eher das Gebet: „Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen,
und betet für sie zum HERRN;…“ Und Gottes Wort fügt gleich noch bisschen Eigennutz hinzu: „…denn wenn’s ihr wohlgeht, so geht’s euch auch wohl.“ Jer. 29, 7